Herrin, die
Grammatik Substantiv (Femininum)
Aussprache
Worttrennung Her-rin
Wortbildung
mit ›Herrin‹ als Letztglied:
↗Burgherrin
·
↗Eheherrin
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Herr · Herrin · herrisch · Herrgott
Herr
m.
‘erwachsener männlicher Mensch’,
im gesellschaftlichen Verkehr höflicher, gewählter Ausdruck
(anstelle von
↗Mann,
s. d.),
besonders in der Anrede zunächst höhergestellter Personen,
dann (seit dem 18. Jh.) in allgemeiner Anrede,
ahd.
hēriro,
hērōro
(8. Jh.),
verkürzt
hē̌r(r)o
‘Herrscher, weltlich Höhergestellter, Kaiser, König’,
mhd.
hē̌rre,
auch
(besonders in der Anrede)
hē̌r
‘Gebieter, Höhergestellter gegenüber Untergebenen jeder Art, Patron, Schutzheiliger, Gemahl, vornehmer Vasall, Adliger’,
Anrede für Gott und
(vor Titeln)
Menschen,
asächs.
hērro
(woraus
aengl.
hearra,
anord.
herra,
herri),
mnd.
hēr(e),
mnl.
hēre,
nl.
heer
ist eigentlich der Komparativ
(ahd.
hēriro,
hērōro
‘der Ältere, der Würdigere’)
von dem unter
↗hehr
(s. d.)
behandelten Adjektiv
(ahd.
hēr
‘alt, ehrwürdig’).
Vorbild für die Entwicklung
ist wohl der
gleichfalls auf einem substantivierten Komparativ
(Elativ)
beruhende römische Titel
lat.
senior
(s.
↗Senior)
zur Bezeichnung
(spätlat.)
des
‘Höhergestellten, Ranghöchsten’
einer militärischen Einheit
oder einer Verwaltungsbehörde,
auch einer kirchlichen Gemeinde,
im Sinne von
‘Ältester, Gemeindeältester’
(entsprechend
griech.
presbýteros,
πρεσβύτερος
‘Gemeindeältester’,
s.
↗Priester),
mlat.
‘führendes, meist mit Land begütertes und mit Verwaltungsaufgaben beauftragtes Glied einer Gemeinde oder eines größeren Gebiets’,
dann
‘Feudalherr’
(erstmals Mitte 8. Jh. im Frankenreich),
‘König’
(als oberster Feudalherr),
erweitert
‘hoher kirchlicher Würdenträger’
(sofern mit feudalem Besitz ausgestattet),
übertragen auf Gott sowie die soziale Hierarchie in der Familie.
Unter roman.
(vgl.
afrz.
seignor,
sire)
Einfluß,
wohl zuerst im Frk.
(7./8. Jh.),
übernimmt der substantivierte Komparativ
afrk.
hērro,
ahd.
hēriro,
hērōro,
hē̌r(r)o
die Funktion der Bezeichnung und Anrede des Feudalherrn
und ersetzt allmählich die alten Wörter für den Gefolgsherrn
ahd.
frō
(s.
↗Frone)
und
ahd.
truhtīn.
Im Mhd. ist die Verkürzung
hē̌r
Anrede vor Titeln und Namen,
vgl.
her keiser,
her bābest,
her Otte
(Otto IV.).
Als Anrede für den Höhergestellten und Machtausübenden wird
Her(r)
in der weiteren Entwicklung übertragen
auf bürgerliche Räte, Bürgermeister und dgl.
und gilt seit dem 18. Jh.
als allgemeine Bezeichnung und Anrede.
In festen Fügungen
über jmdn., etw. Herr werden
‘etw. bewältigen, mit jmdm., etw. fertig werden’
(16. Jh.);
alter Herr
studentensprachlich für
‘Angehöriger einer Studentenverbindung nach dem Studium’,
dann verallgemeinert
‘Vater’
(19. Jh.).
Herrin
f.
‘Gebieterin über Untergebene’,
auch
‘Inhaberin feudaler Besitzungen’
(16. Jh.).
herrisch
Adj.
‘befehlend, anmaßend, unduldsam, stolz’
(17. Jh.),
mhd.
hērisch,
hērsch
‘nach Art eines Herren sich benehmend, erhaben, herrlich’,
abgeleitet von
mhd.
hēr
(s.
↗hehr),
dann auf substantiviertes
Herr
bezogen.
Herrgott
m.
‘Gott’,
mhd.
hērregot,
frühnhd.
herrgot
(Anfang 15. Jh.).
Thesaurus
Synonymgruppe
↗Gebieterin
·
Herrin
·
↗Regentin
Synonymgruppe
Oberbegriffe |
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Assoziationen |
|
Typische Verbindungen zu ›Herrin‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Herrin‹.
Verwendungsbeispiele für ›Herrin‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Sogar schwindelerregend, in ihr hattest selbst du noch deine Herrin gefunden.
Venske, Regula: Marthes Vision, Frankfurt am Main: Eichborn Verlag 2006, S. 62
Größter Gegner war die britische Marine, die "Herrin der Meere".
Die Welt, 10.08.2002
Sie ist ganz Herrin, autoritär - aber auch immer wieder großzügig.
Bild, 21.10.1997
Mit zähem Kampfe rang ich sie ihrer Herrin ab, die sie vertragswidrig festhalten wollte.
Witkowski, Georg: Von Menschen und Büchern, Erinnerungen 1863-1933. In: Simons, Oliver (Hg.) Deutsche Autobiographien 1690-1930, Berlin: Directmedia Publ. 2004 [1938], S. 4852
Angesichts dieser fatalen Lage meiner verehrten Herrin blieb mir nichts anderes übrig, als herzhaft zuzugreifen, wo ich ankommen konnte, um sie wieder zu befreien.
Rehbein, Franz: Das Leben eines Landarbeiters. In: Simons, Oliver (Hg.) Deutsche Autobiographien 1690-1930, Berlin: Directmedia Publ. 2004 [1911], S. 44870
Zitationshilfe
„Herrin“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Herrin>, abgerufen am 24.01.2021.
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