Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Himmel, der

Grammatik Substantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Himmels · Nominativ Plural: Himmel · wird meist im Singular verwendet
Aussprache 
Worttrennung Him-mel
Wortbildung  mit ›Himmel‹ als Erstglied: Himmelbett · Himmeldecke · Himmeldonnerwetter · Himmelfahrt · Himmelherrgott · Himmelhund · Himmelreich · Himmelsachse · Himmelsatlas · Himmelsbahn · Himmelsbedeckung · Himmelsbläue · Himmelsbogen · Himmelsbote · Himmelsbotschaft · Himmelsbraut · Himmelsbrot · Himmelschlüssel · Himmelsdecke · Himmelsdom · Himmelserscheinung · Himmelsferne · Himmelsfernrohr · Himmelsfeste · Himmelsfärbung · Himmelsfürst · Himmelsgabe · Himmelsgegend · Himmelsgewölbe · Himmelsglobus · Himmelsglocke · Himmelsgnade · Himmelsgucker · Himmelskarte · Himmelskomiker · Himmelskugel · Himmelskunde · Himmelskuppel · Himmelskönig · Himmelskönigin · Himmelskörper · Himmelslabor · Himmelslaboratorium · Himmelsleiter · Himmelslicht · Himmelsmacht · Himmelsmechanik · Himmelspforte · Himmelspol · Himmelspolizist · Himmelsraum · Himmelsrichtung · Himmelsrund · Himmelsscheibe · Himmelsschreiber · Himmelsschrift · Himmelssphäre · Himmelsspion · Himmelsstrahlung · Himmelsstrich · Himmelsstürmer · Himmelstor · Himmelstür · Himmelswagen · Himmelszeichen · Himmelszelt · Himmelsziege · Himmelsäquator · himmelan · himmelangst · himmelblau · himmelhoch · himmelschreiend · himmelsgleich · himmelsstürmend · himmelstürmend · himmelweit · himmelwärts · himmlisch
 ·  mit ›Himmel‹ als Letztglied: Abendhimmel · Autohimmel · Azurhimmel · Betthimmel · Bühnenhimmel · Dichterhimmel · Ehehimmel · Frühlingshimmel · Gewitterhimmel · Herbsthimmel · Morgenhimmel · Nachthimmel · Nordhimmel · Oktoberhimmel · Polarhimmel · Schneehimmel · Sommerhimmel · Sternenhimmel · Sternhimmel · Südhimmel · Thronhimmel · Traghimmel · Tropenhimmel · Wasserhimmel · Winterhimmel · Wolkenhimmel
eWDG

Bedeutungen

1.
scheinbare, hohle Halbkugel über der Erde, Himmelsgewölbe
Beispiele:
ein klarer, lichter, sonniger, heiterer, wolkenloser, blauer, strahlender, gewittriger, dunkler, schwarzer, gestirnter, nächtlicher Himmel
der Himmel ist bedeckt, trübe, verhangen, grau
der Himmel hellt sich auf, klart (sich) auf, rötet sich, färbt sich, hat sich aufgeheitert, trübt sich (ein), bewölkt sich, verdunkelt sich
die Bläue, Klarheit des Himmels
mit Präposition
Grammatik: in Verbindung mit »am«
Beispiele:
der Mond steht, scheint am Himmel
Wolken ziehen am Himmel dahin
am Himmel leuchten Sterne auf
die Sonne steht hoch am Himmel
Grammatik: in Verbindung mit »gen«
Beispiel:
dichterischgen Himmel (auf)blicken, sehen, emporsehen, aufsehen
Grammatik: in Verbindung mit »in«
Beispiele:
der Berg, Turm ragt in den Himmel hinein
Die Zugspitzbahn sahen sie in den Himmel kriechen [ KästnerLottchen97]
Grammatik: in Verbindung mit »unter«
Beispiele:
unter freiem Himmel nächtigen, schlafen (= ohne Obdach, im Freien nächtigen, schlafen)
unter einem rauen Himmel (= in einem rauen Klima)
unter einem milden Himmel
unter südlichem, wärmerem Himmel leben
Grammatik: in Verbindung mit »vom«
Beispiel:
die Sonne lacht vom Himmel herab
Grammatik: in Verbindung mit »zum«
Beispiele:
aus dem Schornstein steigt Rauch zum Himmel
Raketen steigen zum Himmel empor
aus dem Stadion steigt ein Schrei aus tausend Kehlen zum Himmel hoch
Grammatik: in Verbindung mit »zwischen«
Beispiel:
zwischen Himmel und Erde schweben
bildlich
Beispiele:
ich glaubte, der Himmel stürzte ein
die Schleusen des Himmels öffnen sich (= es regnet stark)
am literarischen Himmelauf literarischem Gebiet
Beispiele:
er war ein aufgehender Stern am literarischen Himmel
die Wolken am politischen Himmel zogen sich immer mehr zusammen
übertragen
Beispiele:
umgangssprachlichjmd. schwatzt das Blaue vom Himmel herunter (= jmd. schwatzt pausenlos)
umgangssprachlichjmd. lügt das Blaue vom Himmel herunter (= jmd. lügt unverschämt)
umgangssprachlichjmd. verspricht das Blaue vom Himmel herunter (= jmd. macht leere Versprechungen)
umgangssprachlichjmdm., für jmdn. das Blaue, die Sterne vom Himmel holen (= für jmdn. fast Unmögliches, alles tun)
umgangssprachlich Himmel und Erde in Bewegung setzen (= alles aufbieten)
sprichwörtliches ist noch kein Meister vom Himmel gefallen (= alles will gelernt sein)
sprichwörtliches ist dafür gesorgt, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen (= allem ist eine natürliche Grenze gesetzt)
vom Himmel fallen, schneienplötzlich, unerwartet da sein
Beispiel:
wie vom Himmel geschneit, stand er plötzlich vor ihr
(wie der, ein Blitz) aus heiterem Himmelvöllig überraschend
Beispiele:
Das hatte wie ein Blitz aus heiterem Himmel gewirkt [ PolenzBüttnerbauer1,94]
Er [Waldemar] schlug ihn nicht mehr regelmäßig, nur noch hin und wieder und unberechenbar, aus heiterem Himmel [ H. KantAula85]
salopp Himmel und Menschensehr viele Leute
Beispiel:
Alles rannte zum Bahnhof, Himmel und Menschen und der Landrat von Calau [ WelkGrambauer99]
2.
in gegensätzlicher Bedeutung zu Hölle
a)
Religion Sitz der Gottheit, Wohnort der Seligen, Paradies
Beispiele:
in den Himmel kommen (= nach dem Tode selig werden)
gehoben, verhüllendin den Himmel eingehen (= sterben)
gehobensich dem Himmel angeloben (= ins Kloster gehen)
Vom Himmel hoch, da komm ich her [Weihnachtslied]
wie im Himmel leben
dichterisch gen Himmel fahren
Beispiel:
Im Mittelschrein sollte zu sehen sein, wie Maria gen Himmel fuhr [ WeismantelRiemenschneider170]
b)
übertragen
Beispiele:
den Himmel offen sehen (= sich am Ziel aller Wünsche glauben)
emotionalsich (wie) im siebenten Himmel fühlen (= in höchster Wonne, überglücklich sein)
sie hat den Himmel auf Erden (= hat es über alle Maßen gut)
der Himmel hängt ihr voller Geigen (= sie ist glücklich, voll freudiger Zuversicht)
jmdn., etw. in den Himmel heben (= ihn übermäßig loben)
aus allen Himmeln fallen, stürzen (= plötzlich ernüchtert, sehr überrascht sein)
Himmel und Hölle in Bewegung setzen (= alles aufbieten)
Himmel und Hölle (= Kinderspiel)
Das Auge sieht den Himmel offen [ SchillerGlocke]
c)
Schicksal, Vorsehung, Gott
Beispiele:
der Zorn, Segen, die Langmut, Geduld des Himmels
ein Zeichen des Himmels
der Himmel behüte dich, bewahre mich davor!
das verhüte, gebe der Himmel!
umgangssprachlichdem Himmel sei Dank!
etw. stinkt, schreit zum Himmel
etw. ist empörend, fordert Sühne
Beispiele:
dieses Unrecht, dieser Missstand schreit zum Himmel
Greuliche […] Frevel, die bis zum Himmel hinaufstinken [ SchillerRäuberII 3]
Mach’ deine Rechnung mit dem Himmel, Vogt [ SchillerTellIV 3]
Der Himmel zerschmettere den Frevler [ FrischDon JuanIII]
d)
umgangssprachlich in Ausrufen
Beispiele:
um (des) Himmels willen! (= um Gottes willen!) (= Ausruf der Bestürzung, Erregung)
(o) Himmel!, gerechter Himmel! (= Ausruf der Bestürzung, Erregung)
salopp Himmel noch (ein)mal, ach, du lieber Himmel! (= Ausruf, der Bestürzung, Erregung ausdrückt)
umgangssprachlichder Himmel gnade dir! (= drückt eine Drohung aus)
das muss der (liebe) Himmel, mag der Himmel wissen, wie das zugegangen ist! (= ich weiß es nicht)
vulgär Himmel, Arsch und Zwirn!, Himmel, Arsch und Wolkenbruch! (= verflucht!)
3.
Baldachin
Beispiel:
Dem Throne gegenüber, unter einem rotsamtenen Himmel, stand der Altar [ B. FrankTrenck72]
Traghimmel
Beispiel:
Seit drei Jahren schon sammeln wir Geld für einen Traghimmel. Aber wir Winkelsteger können uns den Himmel nicht kaufen [ RoseggerWaldschulmeister1,262]
Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat A2.
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Himmel · himmlisch · Himmelbett · Himmelfahrt · Himmelschlüssel
Himmel m. Die Herleitung der germ. Bezeichnung für das scheinbar die Erde überdeckende blaue Gewölbe ist nicht eindeutig gesichert. Neben ahd. himil (8. Jh.), mhd. himel, asächs. himil, mnd. hemmel, mnl. hēmel, nl. hemel, afries. himul, himel finden sich got. himins, anord. himinn, asächs. heƀan, mnd. hēven, aengl. heofon, engl. heaven, so daß sich germ. *hemila- und *hemina- gegenüberstehen. Sieht man in der n-Ableitung die ältere Form, so kann die l-Ableitung als Dissimilation gegen das inlautende m erklärt werden. Eher jedoch sind beide Formen als parallele Bildungen (vgl. de Vries Nl. 250) aufzufassen, die mit einer Bedeutung ‘das Bedeckende, Decke, Hülle’ mit der unter Hemd (s. d.) dargestellten Wortfamilie zu verbinden und auf die Wurzel ie. *k̑em- ‘bedecken, verhüllen’ zurückzuführen sind. Sehr zweifelhaft ist dagegen die Verwandtschaft mit Hammer (s. d.) und Anknüpfung an die Vorstellung von Himmel als ‘Steingewölbe’. – himmlisch Adj. ‘göttlich, herrlich, wunderbar’, ahd. himilisc (8. Jh.), mhd. himelisch. Himmelbett n. ‘Bett mit Baldachin’ (16. Jh.). Himmelfahrt f. entsprechend früher christlicher Vorstellung ‘die Auffahrt Christi in den Himmel’ nach der Auferstehung, ahd. himilfart (um 1000), mhd. himelvart. Himmelschlüssel n. hellgelber, zu den Primelgewächsen gehörender Frühjahrsblüher, ‘Schlüsselblume’ (nach der Ähnlichkeit der Blütenkrone mit einem Schlüssel), ahd. himilsluʒʒil (Hs. 12. Jh.), mhd. himelslüʒʒel; deminutiv Himmelschlüsselchen (16. Jh.).

Thesaurus

Unterbegriffe
Assoziationen
Synonymgruppe
Eden · Garten Eden · Himmel · Himmelreich · Jenseits · Leben nach dem Tod · Paradies
Oberbegriffe
Assoziationen
Synonymgruppe
Himmel (Auto) · Innenverdeck  ●  Innenverkleidung oben ugs.
Oberbegriffe
Synonymgruppe
Baldachin · Himmel · Thronhimmel
Oberbegriffe
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Himmel‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Himmel‹.

Verwendungsbeispiele für ›Himmel‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

So erweist ihr euch als Kinder eures Vaters im Himmel. [Alt, Franz: Liebe ist möglich, München: Piper 1985, S. 128]
Es gibt auch eine Methode, den Himmel anders zu belichten als die Erde. [Spoerl, Alexander: Mit der Kamera auf du, München: Piper 1957, S. 212]
Draußen hatte sich der Himmel vorübergehend mit schwerem Grau bezogen. [Neue deutsche Literatur, 1953, Nr. 2, Bd. 1]
Um den Himmel läuft das zwölfspeichige Rad des Rita, das nie alt wird, das Jahr. [Jung, Carl Gustav: Psychologische Typen. In: ders., Gesammelte Werke, Bd. VI, Zürich u. a.: Rascher 1967 [1921], S. 215]
Und durch die Fenster schaut man hinein von außen bis in den Himmel. [o. A.: Tagebuch des Sieges: Tagebuchaufzeichnungen von Angehörigen der Legion Condor, 10.06.1939]
Zitationshilfe
„Himmel“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Himmel>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

Wortverlaufskurve

Wortverlaufskurve 1600−1999
Wortverlaufskurve ab 1946

Geografische Verteilung

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