Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Hintern, der

Grammatik Substantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Hinterns · Nominativ Plural: Hintern
Aussprache 
Worttrennung Hin-tern
eWDG

Bedeutung

salopp Gesäß, Hinterteil
Beispiele:
sich auf seinen Hintern setzen
jmdm. den Hintern vollhauen
jmdm. in den Hintern treten
das Pferd hat einen breiten Hintern
übertragen
Beispiele:
jmdm. Feuer unter dem Hintern machen (= jmdn. zur Eile antreiben)
er hat Hummeln im Hintern (= ist unruhig, kann nicht still sitzen)
abwertendjmdm. in den Hintern kriechen (= jmdm. würdelos schmeicheln, vor jmdm. liebedienern)
übertriebenich möchte mich in den Hintern beißen (= bin wütend, ärgere mich sehr)
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

hinter1 · Hintern · Hintergrund · hintergründig · Hintertreffen
hinter1 Adj. (heute nur mit Flexionsendung der hintere, ein hinterer) ‘zum Ende hin, an der Rückseite befindlich, weiter zurückliegend’, ahd. hintaro (10. Jh., auch ‘geringer, niedriger’), mhd. frühnhd. hinder, asächs. hindiro ‘hinter’, anord. hindri ‘später, entfernter’. Das Adjektiv drückt stets die Relation zu etw. weiter vorn Befindlichem aus und hat schon im Ahd. komparativische Funktion, so daß zu ihm ein Superlativ ahd. hintarōsto (bereits 8. Jh.) gebildet wird (obd. frk. auch ahd. hintarōro mit zusätzlicher Komparativendung, 10. Jh.). Möglicherweise bewahrt hinter in seinem zweiten Wortteil ein altes, im Germ. nicht mehr produktives Komparativsuffix ie. -(t)ero- (vgl. aind. úparaḥ ‘der untere, hintere, spätere’, āmátaraḥ ‘der rohere’), worauf vor allem die belegten Superlativformen aengl. hindema, got. hindumists ‘der hintere, letzte’ deuten, die Spuren der entsprechenden Superlativendung ie. -(t)ṃmo- (vgl. aind. upamáḥ ‘der oberste’, āmátamaḥ ‘der roheste’) erkennen lassen. Da nach Brugmann/Delbrück Grundriß d. vergl. Gramm. d. indogerm. Sprachen 2, 1 (²1906) 165 und 323 ff. Komparative auf ie. -(t)ero- zunächst von Ortsadverbien ausgehen, stellt eine solche Erklärung den engen Zusammenhang mit der Lokalpartikel hinter (s. hinter2 Präp.), als deren reflektierbare Variante das Adjektiv hinter erscheint, nicht in Frage. Wie hinter2 Präp. und hinten (s. d.) gehört hinter Adj. wahrscheinlich zu dem erweiterten Pronominalstamm germ. *hind- (oder *hin-, falls das dentale Formans als Bestandteil des Komparativsuffixes angesehen werden muß). Mildernder Umschreibung dient die Substantivierung der Hintere, Hinterste, mhd. der hindere (vgl. ahd. hintarī f. ‘hinteres Ende, Schwanz’, 10. Jh.), heute meist (mit aus den obliquen Kasus stammender Nominativform) Hintern m. ‘Gesäß’ (18. Jh.). – Hintergrund m. ‘was sich im weiter entfernten Teil des Blickfeldes befindet, dieses nach hinten abschließt’ (2. Hälfte 18. Jh., zuerst mit Bezug auf Malerei und Bühne), übertragen (häufig im Plur.) ‘weniger hervortretende Begleitumstände, verborgene Zusammenhänge’, wozu hintergründig Adj. ‘bedeutungsvoll, nicht leicht durchschaubar’ (um 1920, verbreitet seit Mitte des 20. Jhs.). Hintertreffen n. früher ‘letzte Schlachtlinie, Reserveeinheit’, d. i. der an Kampf (Treffen) und Sieg nur am Rande oder nicht teilnehmende Teil der Truppe als militärischer Terminus (18. Jh.), jetzt nur in der darauf beruhenden Fügung ins Hintertreffen geraten, kommen ‘in eine ungünstige Position, in Rückstand geraten’.

Thesaurus

Anatomie
Synonymgruppe
Gesäß · Hinterteil · Steiß  ●  Kehrseite scherzhaft · verlängerter Rücken euphemistisch · (das) hintere Ende (von jemandem) geh. · Allerwertester ugs. · Arsch derb · Clunium fachspr., lat. · Fott ugs., rheinisch · Fudi ugs., schweiz. · Futt ugs., rheinisch · Füdli ugs., schweiz. · Glutealregion fachspr., lat. · Hinterbacken ugs. · Hintern ugs. · Kiste ugs. · Nates fachspr., anatomisch, lat. · Po ugs. · Pobacken ugs. · Podex ugs. · Popo ugs. · Pöter ugs. · Regio glutea fachspr., lat. · Regio glutealis fachspr., lat. · Schinken ugs. · Sitzfleisch ugs. · vier Buchstaben ugs.
Oberbegriffe
Assoziationen
  • attraktives Hinterteil · schöner Hintern  ●  Knackarsch ugs.
  • (einen) dicken Hintern (haben)  ●  (einen) Hintern wie ein Brauereipferd (haben) ugs., variabel
  • Bein · Lauf (Wildtiere)  ●  Fuß österr., süddt. · Kackstelze(n) derb · Pinn(e) ugs., norddeutsch · hintere Extremität fachspr. · untere Extremität fachspr.
  • Fettsteiß · Steatopygie

Typische Verbindungen zu ›Hintern‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Hintern‹.

Bein Brust Busen Hüfte Rücken Schenkel aufgereckt blank bloß breit dick entblößt faul fett hübsch kalt knackig königlich lädiert mächtig nackt naß prall rund schmerzend schön süß wackelnd zusammengekniffen

Verwendungsbeispiele für ›Hintern‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Ihre offenen Haare hingen ihr bis über den Hintern hinunter. [Widmer, Urs: Das Buch des Vaters, Zürich: Diogenes 2004, S. 71]
Ich sinke immer tiefer, mein Hintern wird nass, aber es ist mir egal. [Die Zeit, 28.03.2013, Nr. 13]
Man ahnt, diese Frau hat nicht nur einen Hintern in der Hose. [Die Zeit, 18.03.2013, Nr. 11]
In den mußte er auf allen Vieren hineinkriechen und einen kleinen Hund am Hintern beschnuppern. [Langhoff, Wolfgang: Die Moorsoldaten, Stuttgart: Verl. Neuer Weg 1978 [1935], S. 231]
Sie haben einen Hintern zum Sitzen, sie haben auch einen servilen Rücken, um sich vor jeder Macht zu bücken – Kopf hingegen ist nicht vorhanden. [Tucholsky, Kurt: Preußische Professoren. In: ders., Kurt Tucholsky, Werke – Briefe – Materialien, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1919], S. 6456]
Zitationshilfe
„Hintern“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Hintern>.

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