umgangssprachlich ⟨ins Hintertreffen geraten⟩in eine ungünstige Position geraten
Hintertreffen, das
Grammatik Substantiv (Neutrum) · Genitiv Singular: Hintertreffens · Nominativ Plural: Hintertreffen
Aussprache
Worttrennung Hin-ter-tref-fen
eWDG
Bedeutung
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
hinter1 · Hintern · Hintergrund · hintergründig · Hintertreffen
hinter1
Adj.
(heute nur mit Flexionsendung
der hintere,
ein hinterer)
‘zum Ende hin, an der Rückseite befindlich, weiter zurückliegend’,
ahd.
hintaro
(10. Jh.,
auch
‘geringer, niedriger’),
mhd.
frühnhd.
hinder,
asächs.
hindiro
‘hinter’,
anord.
hindri
‘später, entfernter’.
Das Adjektiv drückt stets die Relation
zu etw. weiter vorn Befindlichem aus
und hat schon im Ahd. komparativische Funktion,
so daß zu ihm ein Superlativ
ahd.
hintarōsto
(bereits 8. Jh.)
gebildet wird
(obd.
frk.
auch
ahd.
hintarōro
mit zusätzlicher Komparativendung,
10. Jh.).
Möglicherweise bewahrt
hinter
in seinem zweiten Wortteil ein altes,
im Germ. nicht mehr produktives Komparativsuffix
ie.
-(t)ero-
(vgl.
aind.
úparaḥ
‘der untere, hintere, spätere’,
āmátaraḥ
‘der rohere’),
worauf vor allem die belegten Superlativformen
aengl.
hindema,
got.
hindumists
‘der hintere, letzte’
deuten,
die Spuren der entsprechenden Superlativendung
ie.
-(t)ṃmo-
(vgl.
aind.
upamáḥ
‘der oberste’,
āmátamaḥ
‘der roheste’)
erkennen lassen.
Da nach
Komparative auf
ie.
Grundriß d. vergl. Gramm. d. indogerm. Sprachen
2, 1 (²1906) 165 und 323 ff.
-(t)ero-
zunächst von Ortsadverbien ausgehen,
stellt eine solche Erklärung
den engen Zusammenhang mit der Lokalpartikel
hinter
(s.
hinter2
Präp.),
als deren reflektierbare Variante das Adjektiv
hinter
erscheint,
nicht in Frage.
Wie
hinter2
Präp.
und
hinten
(s. d.)
gehört
hinter
Adj.
wahrscheinlich zu dem erweiterten Pronominalstamm
germ.
*hind-
(oder
*hin-,
falls das dentale Formans
als Bestandteil des Komparativsuffixes
angesehen werden muß).
Mildernder Umschreibung dient die Substantivierung
der Hintere,
Hinterste,
mhd.
der hindere
(vgl.
ahd.
hintarī
f.
‘hinteres Ende, Schwanz’,
10. Jh.),
heute meist
(mit aus den obliquen Kasus stammender Nominativform)
Hintern
m.
‘Gesäß’
(18. Jh.).
–
Hintergrund
m.
‘was sich im weiter entfernten Teil des Blickfeldes befindet, dieses nach hinten abschließt’
(2. Hälfte 18. Jh.,
zuerst mit Bezug auf Malerei und Bühne),
übertragen
(häufig im Plur.)
‘weniger hervortretende Begleitumstände, verborgene Zusammenhänge’,
wozu
hintergründig
Adj.
‘bedeutungsvoll, nicht leicht durchschaubar’
(um 1920,
verbreitet seit Mitte des 20. Jhs.).
Hintertreffen
n.
früher
‘letzte Schlachtlinie, Reserveeinheit’,
d. i. der an Kampf
(Treffen)
und Sieg nur am Rande oder nicht teilnehmende Teil der Truppe
als militärischer Terminus
(18. Jh.),
jetzt nur in der darauf beruhenden Fügung
ins Hintertreffen geraten,
kommen
‘in eine ungünstige Position, in Rückstand geraten’.
Typische Verbindungen zu ›Hintertreffen‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Hintertreffen‹.
geraet
geraten
Verwendungsbeispiele für ›Hintertreffen‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Die ostdeutsche Wirtschaft gerät weiter ins Hintertreffen, die Einkommen driften nach wie vor auseinander.
[Die Zeit, 06.05.1999, Nr. 19]
So bleiben wir hoffnungslos im Hintertreffen, trotz aller wirtschaftlichen Stärke.
[Der Spiegel, 26.04.1993]
Durch schwere individuelle Fehler brachte sie sich selbst ins Hintertreffen.
[Die Zeit, 21.02.2013 (online)]
Wenn ich nicht hart genug arbeite, gerate ich ins Hintertreffen.
[Die Zeit, 11.12.2012, Nr. 50]
Heute aber müssen wir, wenn wir nicht ins Hintertreffen geraten wollen, wieder an die Dinge herangehen.
[Horster, Hans-Ulrich [d.i. Rhein, Eduard]: Ein Herz spielt falsch, Köln: Lingen 1991 [1950], S. 264]
Zitationshilfe
„Hintertreffen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Hintertreffen>.
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