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Hirse, die

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GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Hirse · Nominativ Plural: Hirsen
Aussprache  [ˈhɪʁzə]
Worttrennung Hir-se
Wortbildung  mit ›Hirse‹ als Erstglied: Hirsebier · Hirsebrei · Hirsekorn · Hirsemehl
 ·  mit ›Hirse‹ als Letztglied: Perlhirse · Vogelhirse
eWDG und ZDL

Bedeutungen

1.
Rispenhirse (Panicum miliaceum)
Rispenhirse (Panicum miliaceum)
(Isidre blanc, CC BY-SA 4.0)
Sammelbegriff für mehrere hauptsächlich in den Tropen und Subtropen angebaute Getreidearten aus der Familie der Süßgräser (1)
Grammatik: meist im Singular
Kollokationen:
als Akkusativobjekt: Hirse anbauen, säen, ernten
in Koordination: Hirse und Mais, Reis
als Aktivsubjekt: Hirse wächst (irgendwo)
Beispiele:
Unter dem Begriff Hirse werden verschiedene kleinkörnige Getreidepflanzen zusammengefasst, deren Blütenstände Rispen mit vielen kleinen kugeligen Körnern bilden, die nach dem Schälen eine mattgelbe Farbe haben. Das Rispengras hat trotz einer vieltausendjährigen Kultur den ursprünglichen Charakter festgehalten und spielt seit je eine Hauptrolle in der Ernährung der Menschheit. Schon im Neolithikum war Hirse das erste Getreide, welches kultiviert worden ist. Die anspruchlose Hirse gedeiht auf nährstoffarmen Böden und ist das Pilotgetreide auf brandgerodeten Flächen. Sie hat die Eigenschaft, ihr Wachstum anzuhalten, wenn Wasser fehlt, wächst jedoch mit erstaunlicher Geschwindigkeit weiter, sobald der Boden feucht ist. [Südkurier, 06.03.2004]
[…] Der Anbau von Feldfrüchten hat sich im Lauf der vergangenen Jahre verändert. Neue, doch eigentlich sehr alte Getreidesorten haben Einzug gehalten, darunter nicht nur Dinkel, sondern unter anderem Buchweizen und sogar Hirse, die sehr gut mit Trockenheit klarkommt. Die heißen, trockenen Sommer verlangten eben ein Umdenken bei der Bewirtschaftung[…]. [Südkurier, 26.04.2023]
Zu den Hirsen gehören zahlreiche kultivierte und genutzte Arten aus zwölf Gattungen. Zu den wirtschaftlich bedeutenden Hirsen gehören die Sorghumhirsen mit größeren Körnern. […] Und daneben die Millethirsen, auch Kleine Hirsen genannt, mit relativ kleinen Körnern. […] Wie alle Mitglieder der Familie der Süßgräser haben auch die Hirsen eine typische grasartige Gestalt, sind schlankwüchsig, haben durch Knoten (Nodien) gegliederte Halme und längliche, spitz zulaufende Blätter. Sie besitzen unauffällige und einfache Blütenstände mit meist Teilblütenständen (Ährchen), die Früchte (umgangssprachlich oft als Körner bezeichnet) sind Karyopsen (trockene Schließfrüchte). In Europa spielte vor allem die Rispenhirse und untergeordnet die Kolbenhirse (heute noch gut bekannt als Vogelfutter) eine Rolle. [Aachener Zeitung, 16.02.2023]
Seit Wassermangel zum Problem für heimische Felder wird, erlangt auch die Hirse, das älteste Getreide der Welt, neue Attraktivität. Um ein Kilo trockene Hirse zu gewinnen, braucht es 250 Liter Wasser. Beim Mais sind es 50 Liter mehr, beim Weizen sogar doppelt so viel. [Welt am Sonntag, 11.07.2021]
Dass man Hirse auf deutschen Feldern und in deutschen Küchen heute fast vergeblich sucht, ist ein – gemessen am Alter des Getreides – eher junges Phänomen. Bis zum 17. Jahrhundert gehörte die Pflanze noch zu den Grundnahrungsmitteln in Europa: Erst der Siegeszug des weniger Pflege erfordernden Weizens und vor allem der Kartoffel hat das kleinfrüchtige Gras von den Feldern der Bauern und den Speisekarten der Gastwirte verjagt. [Frankfurter Rundschau, 13.01.2017]
Die Hirse auf den Feldern außerhalb des Dorfes muß eingebracht werden, solange die Sonne noch nicht erbarmungslos vom Himmel brennt. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.05.2004]
2.
Hirsekörner
Hirsekörner
(Elke Wetzig, CC BY-SA 3.0)
kleine, runde Körner der Hirsepflanze (1)
Grammatik: nur im Singular
Kollokationen:
als Akkusativobjekt: Hirse kochen
Beispiele:
die Hirse von den Spelzen befreienWDG
Brei aus HirseWDG
die Hirse dient als VogelfutterWDG
Noch zu Großmutters Zeiten war Hirse ein wichtiges und beliebtes Nahrungsmittel, das »Brot des armen Mannes«. [Reutlinger General-Anzeiger, 27.03.2023]
Die Tasse Hirse mit zwei Tassen Wasser in einem Topf zum Köcheln bringen, dann Temperatur abstellen und quellen lassen. [Mittelbayerische, 01.04.2023]
Die Breie der armen Bevölkerungsschichten bestanden [im Mittelalter] neben Hafer aus geschroteten Getreidearten wie Gerste, Roggen oder Hirse und wurden mit Salzwasser oder Buttermilch zubereitet. [Wikipedia: Esskultur im Mittelalter, 30.03.2023, aufgerufen am 26.04.2023]
Die Hirse waschen und in einen Topf geben. Mit kochendem Wasser übergießen. Dazu kommen klein geschnittenes Trockenobst – Pflaumen, Feigen, Aprikosen –, ein geschnittener Apfel und Zimt. Bei niedriger Temperatur kocht die Hirse im geschlossenen Topf ungefähr 15 bis 20 Minuten lang, je nachdem, welche Konsistenz man sich für seinen Brei wünscht. Dann den Topf vom Herd nehmen, den Honig untermischen und im geschlossenen Topf kurz ziehen lassen, damit die restliche Feuchtigkeit von der Hirse aufgenommen wird. [Zeit Magazin, 17.10.2013]
Das Schulessen wird [in Boussouma in Burkina Faso] im Freien von Müttern zubereitet, die auf offenem Feuer in großen Kesseln Hirse und Linsen kochen. [Südkurier, 27.11.2010]

letzte Änderung:

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Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Hirse · Hirsebrei
Hirse f. Name einer alten, heute in Europa aber nur noch wenig angebauten, sehr widerstandsfähigen Getreidepflanze, ahd. hirsi m. (10. Jh.), hirsa f. (11. Jh.), mhd. hirs(e) m., asächs. hirsi m., mnd. herse f., nl. (mit wohl von gerst ‘Gerste’ beeinflußtem Anlaut und unorganischem -t) gierst f., (mundartlich) gierze, heerze, herse (anord. hirsi ist Entlehnung aus dem Mnd.). Außergerm. sind vergleichbar griech. korennýnai (κορεννύναι) ‘sättigen’, kóros (κόρος) ‘Sättigung, das Sattsein, Überdruß, Übermut’, lit. šérti ‘füttern’, pãšaras ‘(Vieh)futter’, šer̃men(y)s ‘Begräbnis(mahl)’, mit Gutturalwechsel aslaw. krъma ‘Nahrung, Speise’, russ. korm (корм) ‘Futter, Nahrung’, lat. (dehnstufig) prōcērus ‘von hohem, schlankem Wuchs’, crēscere ‘wachsen, entstehen, zunehmen’, crēber ‘dicht nebeneinander stehend, gedrängt, voll, häufig’ und vielleicht auch lat. Cerēs ‘Göttin der fruchttragenden Erde, des Ackerbaus’. Auszugehen ist von einer Wurzel ie. *k̑er(ə)- ‘wachsen, wachsen machen, nähren’. Im 17. Jh. aufkommendes fem. Genus geht vom Nordd. aus. – Hirsebrei m. (15. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Botanik
Hirse · Sorghum
Oberbegriffe
Unterbegriffe
  • Besenkorn · Durrakorn · Mohrenhirse
  • Tef · Teff · Zwerghirse

Typische Verbindungen zu ›Hirse‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Hirse‹.

Zitationshilfe
„Hirse“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Hirse>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

Wortverlaufskurve

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Wortverlaufskurve ab 1946

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