Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Hochdeutsch, das

Die Verwendung der beiden möglichen Formen des Wortes richtet sich einerseits nach formalen Kriterien, andererseits tendenziell auch nach der beabsichtigten Bedeutung. Die Form ohne ‑e ist die einzige Möglichkeit, wo sonst starke Formen des Adjektivs gefordert wären (ich verstehe kein Hochdeutsch). Sie wird gewöhnlich dann verwendet, wenn von verschiedenen Ausprägungen der Sprache die Rede ist (das typische Hochdeutsch, im Hochdeutsch des 18. Jahrhunderts) und steht häufiger als Subjekt und Objekt (ohne Artikel: ich verstehe Hochdeutsch) als in anderen Rollen (der Fortbestand unseres Hochdeutsch(s)). Die Form mit ‑e, die immer mit Artikel steht, kann in allen Fällen verwendet werden, wo schwache Adjektivendungen vorkommen (aus dem Hochdeutschen ins Niederdeutsche gelangen, der Fortbestand unseres Hochdeutschen). Sie wird gewöhnlich verwendet, wenn die Sprache allgemein gemeint ist (das Hochdeutsche ist eine bunte Dialektgruppe).
Grammatik Substantiv (Neutrum) · Genitiv Singular 1: Hochdeutsch · Genitiv Singular 2: selten Hochdeutschs · wird nur im Singular verwendet
Nebenform Hochdeutsche · Substantiv · Genitiv Singular: Hochdeutschen
Aussprache  [ˈhoːχdɔɪ̯tʃ] · [ˈhoːχdɔɪ̯tʃə]
Worttrennung Hoch-deutsch ● Hoch-deut-sche
Grundformhochdeutsch
Wortbildung  mit ›Hochdeutsch‹/›Hochdeutsche‹ als Letztglied: Althochdeutsch · Althochdeutsche · Mittelhochdeutsch · Mittelhochdeutsche
eWDG und ZDL

Bedeutungen

1.
im Kontrast zu Dialekten   auf die ostmitteldeutsche Meißener Kanzleisprache zurückgehende, als Schrift- und gehobene Umgangssprache verwendete Standardform der deutschen Sprache
Synonym zu Deutsch (1)
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: akzentfreies, astreines, lupenreines, makelloses, gepflegtes, korrektes, [dialektal] gefärbtes Hochdeutsch
als Akkusativobjekt: Hochdeutsch sprechen, reden, können, lernen
in Koordination: Hochdeutsch und Dialekt, Platt
in Präpositionalgruppe/-objekt: auf Hochdeutsch heißen
Beispiele:
das Hochdeutsche setzte sich gegenüber den Mundarten mehr und mehr durchWDG
Man kann sich gut vorstellen, dass die Kinder – aus ihrem Elternhaus »entrissen« – in der Fremde nicht gerade glücklich waren. Nicht nur die neue Umgebung, auch die Sprache (vom Hochdeutsch ins Alemannische) wird wohl den Kindern große Sorgen bereitet haben[…]. [Südkurier, 13.08.2020]
Die Sprache in Radio und Fernsehen ist in den vergangenen Jahren einheitlicher geworden, in überregionalen Medien sind Dialekte die Ausnahme. Junge Menschen vernetzen sich über die Grenzen ihrer Heimat hinweg und hören schon früh das Hochdeutsche. [Die Welt, 30.03.2019]
»Dialekte sind keine primitiven Varianten des Hochdeutschen, sondern alte Vorgängersprachen«, so schreibt Honnen. [Welt am Sonntag, 10.06.2018]
»He snackt gel mit gröne Pricken« sagt man in Schleswig‑Holstein von einem, der hochdeutsch mit einzelnen plattdeutschen Ausdrücken spricht, ebenso »He snackt gel un grön«, er spricht ein Gemisch aus Hochdeutsch und Plattdeutsch. [Röhrich, Lutz: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1994] [1973], S. 2356]
Daß jeder im alltäglichen Leben ein gleichlautendes, tadellos reines Hochdeutsch spreche, ist unmöglich zu erreichen. [Schädel, E.: Das Sprechenlernen unserer Kinder. Leipzig: Brandstetter 1905, S. 2]
Ihr Markenzeichen aber ist ihre Berliner Schnauze, die sie sich trotz des perfekten Hochdeutschs, das sie spricht, erhalten hat. [Die Welt, 13.01.2005] ungewöhnl. Gen.
2.
Sprachwissenschaft Gesamtheit der deutschen Mundarten, in denen die hochdeutsche (zweite) Lautverschiebung ganz oder teilweise durchgeführt wurde
Oberbegriff zu Mitteldeutsch, Oberdeutsch
Kollokationen:
in Koordination: Hochdeutsch und Niederdeutsch
Beispiele:
Infolge der hochdeutschen Lautverschiebung (ca. 500–800 n. Chr.) unterscheidet sich Hochdeutsch deutlich von den anderen westgermanischen Sprachen. [Schweriner Volkszeitung, 25.08.2007]
Dänisch, Nord‑ und Saterfriesisch, Ober‑ und Niedersorbisch sowie das Romanes der Sinti und Roma stehen unter besonderem Schutz. Und auch die Regionalsprache Niederdeutsch, im Volksmund Plattdeutsch genannt, die sich vor allem im Norden parallel zum Hochdeutschen entwickelt hat. [Süddeutsche Zeitung, 24.09.2015]
Die Sprachkarten gliedern den Raum des Deutschen mit ungezählten, erst kräftigen und dann immer feiner werdenden Grenzlinien, sie trennen das Niederdeutsche vom Hochdeutschen und das Hochdeutsche wieder in Mittel‑ und Oberdeutsch und das Oberdeutsche in Bairisch und Alemannisch und so weiter. [Süddeutsche Zeitung, 13.11.2010]
Es dauerte ziemlich lange, bis das Hochdeutsch, das im Süden durch die Lautverschiebung entstanden war, wirklich zur deutschen Standardsprache geworden war. [Die Welt, 06.04.2010]
Im Hochdeutschen vollzieht sich um 500 n. Chr. eine nochmalige Verschiebung (zweite L. (= Lautverschiebung)), durch die das deutsche Sprachgebiet in zwei große Dialekte (Hoch‑ und Niederdeutsch) zerfällt. [Brockhaus’ Kleines Konversations-Lexikon. Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1906], S. 42490]

letzte Änderung:

Zum Originalartikel des WDG gelangen Sie hier.

Thesaurus

Linguistik/Sprache
Synonymgruppe
Hochdeutsch · Standarddeutsch · Standardhochdeutsch  ●  Schriftdeutsch  schweiz. · Neuhochdeutsch (ling.)  fachspr.
Oberbegriffe
  • Deutsch · deutsche Sprache  ●  dt. Abkürzung
Unterbegriffe
  • BRD-Deutsch · Binnendeutsch · Bundesdeutsches Hochdeutsch · Deutschlanddeutsch · Deutschländisch · deutsches Deutsch · deutschländisches Deutsch  ●  Bundesdeutsch Hauptform · Reichsdeutsch veraltet
  • österreichisches Deutsch · österreichisches Hochdeutsch · österreichisches Standarddeutsch  ●  Österreichisch ugs.
  • Schweizer Hochdeutsch · Schweizerhochdeutsch · Schweizerisch
Antonyme

Typische Verbindungen zu ›Hochdeutsch‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bieten die DWDS-Wortprofile zu ›Hochdeutsch‹ und ›Hochdeutsche‹.

Zitationshilfe
„Hochdeutsch“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Hochdeutsch>.

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