besonders vom 16. bis 18. Jahrhundert Spaßmacher und Unterhalter an einem Hof
Hofnarr, der
Duden, GWDS, 1999
Bedeutung
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Hof · Gehöft · hofieren · höfisch · höflich · Höflichkeit · Höfling · Hofmeister · Hofnarr
Hof
m.
‘in einen Wohnkomplex einbezogener eingezäunter Platz, bäuerliches Anwesen, fürstliche Residenz, fürstliches Gefolge und Milieu’,
ahd.
(9. Jh.),
mhd.
asächs.
mnd.
mnl.
nl.
aengl.
hof
können der unter
Hobel
(s. d.)
behandelten Labialerweiterung
ie.
*keup-,
*kūp-
der Wurzel
ie.
*keu-,
*keu̯ə-
‘biegen, Wölbung, Höhlung’
zugeordnet werden;
dann würde Verwandtschaft mit
Hübel
ebenso wie mit
Hügel,
hoch
(s. d.)
und den dort genannten Wörtern bestehen.
Der inhaltliche Bezug zur genannten Wurzel
ließe sich aus der Vorstellung eines auf erhöhtem Gelände,
auf einer Anhöhe gelegenen Anwesens erklären,
wofür Parallelen wie
norw.
hov
‘Hügel’,
anord.
hof
‘Tempel’
sprechen.
Vertreten wird auch die Vermutung,
daß die aus Lehm und Flechtwerk errichtete Wand eines Gebäudes
oder einer Einhegung um den Wohnkomplex,
also eine Wurzelbedeutung
‘biegen, flechten; umhegter, umzäunter Raum’
als Ausgangspunkt zu betrachten sei
(vgl.
).
Die bereits im Ahd. und Asächs. nachzuweisende
und bei
mhd.
Nl.
261hof
deutlich hervortretende Verwendung im Sinne von
‘Fürstenresidenz, fürstlicher Hofstaat’,
an die die meisten Komposita und Ableitungen anknüpfen,
entwickelt sich unter dem Einfluß von gleichbed.
afrz.
cort
(frz.
cour),
mlat.
cortis,
curtis.
Gehöft
n.
‘bäuerliches Anwesen, ländlicher Gebäudekomplex’,
frühnhd.
(md.)
gehofte
(15. Jh.),
dann
Gehöfte,
Gehöfde;
Kollektivbildung zu
Hof.
hofieren
Vb.
‘jmdn. mit Galanterie, übertriebener Liebenswürdigkeit behandeln, sich mit Höflichkeit und Dienstbeflissenheit um jmds. Gunst bemühen’
(vgl.
jmdm. den Hof machen),
mhd.
hovieren,
hofieren,
auch
‘in festlicher Geselligkeit sich erfreuen, aufwarten, musizieren, einherstolzieren’.
höfisch
Adj.
‘zum Hof (eines Fürsten) gehörig, den Fürstenhof betreffend’,
mhd.
hövesch,
hövisch
‘hofgemäß, fein, gesittet, unterhaltend’,
entsprechend
afrz.
corteis,
cortois
(frz.
courtois);
s. auch
hübsch.
höflich
Adj.
‘zuvorkommend, aufmerksam, gute Umgangsformen beweisend’,
mhd.
hovelich
‘dem Hof angemessen, fein gebildet’;
Höflichkeit
f.
‘guter Umgangston, Zuvorkommenheit’,
mhd.
hovelecheit.
Höfling
m.
‘Angehöriger eines fürstlichen Hofstaats, Fürstendiener’,
mhd.
hovelinc.
Hofmeister
m.
‘Verwalter, Aufseher über Dienerschaft und Hofhaltung eines Fürsten, Erzieher (in einem vornehmen Hause)’,
mhd.
hovemeister.
Hofnarr
m.
‘Spaßmacher, Unterhalter an einem Fürstenhof’
(16. Jh.).
Thesaurus
Psychologie
Synonymgruppe
Harlekin
·
Hofnarr
·
Kasper
·
Komiker
·
Narr
·
Pausenclown
·
Possenreißer
·
Quatschmacher
·
Schalk
·
Schelm
·
Schäker
·
Schäkerer
·
Ulknudel
●
Clown
engl.
·
Witzling
veraltend
·
Betriebsnudel
derb
·
Faxenmacher
ugs.
·
Scherzbold
ugs.
·
Scherzkeks
ugs.
·
Spaßkanone
ugs.
·
Spaßmacher
ugs.
·
Spaßvogel
ugs., Hauptform
·
Vokativus
geh., veraltet,
lat.
·
Witzbold
ugs.
Assoziationen |
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Typische Verbindungen zu ›Hofnarr‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Hofnarr‹.
Verwendungsbeispiele für ›Hofnarr‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Man ist Hofnarr, und wenn man nicht mehr genügt, wird man geschasst.
[Süddeutsche Zeitung, 03.09.2002]
Insofern hat er seinen Job als Hofnarr eigentlich ganz ordentlich erledigt.
[Die Welt, 08.11.2005]
So wurde der Mime auch Hofnarr und Affe der Macht.
[Süddeutsche Zeitung, 17.08.2002]
Allerdings habe ich aufgehört, Vorträge zu halten, denn da hat man mich tatsächlich als eine Art Hofnarr benutzt.
[Die Zeit, 21.02.1997, Nr. 9]
Er ist der Hofnarr der Republik, der weiß, dass er jederzeit kündigen kann.
[Die Zeit, 17.10.2007, Nr. 43]
Zitationshilfe
„Hofnarr“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Hofnarr>.
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