Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Hospiz, das

Grammatik Substantiv (Neutrum) · Genitiv Singular: Hospizes · Nominativ Plural: Hospize
Aussprache  [hɔsˈpiːʦ]
Worttrennung Hos-piz
Wortbildung  mit ›Hospiz‹ als Erstglied: Hospizarbeit · Hospizbewegung · Hospizhelfer
 ·  mit ›Hospiz‹ als Letztglied: Kinderhospiz · Sterbehospiz
Herkunft aus hospitiumlat ‘Gastfreundschaft, Aufnahme, Bewirtung, Herberge, Quartier’ < hospeslat ‘Gastfreund’
ZDL-Vollartikel

Bedeutungen

1.
Station im Krankenhaus oder Heim zur Pflege sterbender Menschen
Bei der Pflege Sterbender in Hospizen dient die (palliativ)‍‍medizinische, psychologische und zum Teil auch seelsorgerische Betreuung dazu, die Lebensqualität der Sterbenden so weit wie möglich zu erhalten.
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: ein ambulantes, stationäres Hospiz
in Präpositionalgruppe/-objekt: [den letzten Lebensabschnitt] im Hospiz verbringen; ins, in ein Hospiz verlegt werden
hat Präpositionalgruppe/-objekt: ein Hospiz für Sterbende, Kinder, Jugendliche, Aidskranke
Beispiele:
Im Unterschied zu Palliativstationen können Patienten in stationären Hospizen regelhaft bis an ihr Lebensende bleiben. Sie werden dort sehr intensiv betreut – auch durch Seelsorger, Psychologen und Ehrenamtliche. Die Kosten übernehmen größtenteils die Krankenkassen. Hinzu kommen Spenden, um der Idee der Hospizbewegung gerecht zu werden, die Versorgung Sterbender als Aufgabe aller Bürger zu verstehen. [Der Spiegel, 11.09.2017 (online)]
[Aus einer Erklärung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken:] […] Sterbebegleitung bedeute gerade nicht Hilfe zum, sondern Beistand im Sterben. Um dies zu gewährleisten, müßten die Ausbildung der Ärzte und Pflegekräfte erweitert, die Krankenhäuser, Pflegeheime und Hospize personell besser ausgestattet sowie Schmerztherapie und Palliativmedizin weiterentwickelt werden. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.11.2006]
Das Hospiz ist eine Lebensstätte für Sterbende, sagt W[…], das trifft für ihn die Sache eher. In Hospize kommen Menschen mit einer terminalen Krankheit, wie es im Fachjargon heißt. Menschen also, die sterbenskrank sind. Der Hospizgedanke lässt sich am besten mit zwei Worten umschreiben: versorgen und umsorgen – bis zuletzt, wenn eine Pflege und Sterbebegleitung in den eigenen vier Wänden nicht mehr möglich ist. [Die Zeit, 26.04.2001]
Mit 10.000 ehrenamtlichen Helfern ist die [Hospiz-]Stiftung die größe soziale Bürgerbewegung. In den Hospizen und Palliativstationen stehen Schmerztherapie, Pflege, die Begleitung der Kranken und ihrer Angehörigen im Mittelpunkt, wobei die Hospize keine Dauerpflege‑Heime sind. [Hospiz-Bewegung. In: Aktuelles Lexikon 1974–2000. München: DIZ 2000 [1997]]
Die Most Holy Redeemer Church in San Franciscos Castro‑Distrikt, dem Zentrum der Schwulen, betreibt ein Hospiz für sterbende Aids‑Kranke und hat eine Aids‑Unterstützergruppe gebildet. Deren hundert Freiwillige besuchen Aids‑Kranke, helfen bei Erledigungen und sind vor allem bereit, zuzuhören. [die tageszeitung, 17.09.1987]
2.
ursprünglich aus einer christlichen Stiftung hervorgegangene, oft in Verbindung zu einem Kloster stehende Herberge für Pilger und Reisende
Kollokationen:
in Präpositionalgruppe/-objekt: im Hospiz übernachten
Beispiele:
Zwar ist das Österreichische Hospiz [in Jerusalem] nicht das Einzige seiner Art – auch die Armenische und Lutherische Kirche bieten Pilgern die Möglichkeit, in der Altstadt abzusteigen. Nach Meinung zahlreicher Jerusalem‑Reiseführer und ‑Reisender ist es jedoch das schönste Pilgerhaus der Stadt. [Der Spiegel, 13.09.2007 (online)]
Ob St. Gotthard oder Grimsel, Simplon oder Großer St. Bernhard – eins ist ihnen gemeinsam: Im Winter waren sie nur schwer passierbar, mehr als ein halbes Jahr liegen oft 20 Meter hohe Schneemassen hier oben. Handelswaren mussten aber auch im Winter transportiert werden, und Pilger trugen ihre Frömmigkeit auch durch Schnee und Eis. Ihnen in Not und Gefahr zu helfen, gab bereits im 12. Jahrhundert den Anstoß, auf den Passhöhen Hospize zu gründen, von wo aus den Reisenden geholfen werden konnte. [Der Standard, 04.01.2006]
Das Hospiz auf dem [St.-Bernhard-]Paß erfüllt schon lange nicht mehr seine Mission als hilfeverheißender Hort für entkräftete Kaufleute und Soldaten[…]. Wo einst Pilger Unterschlupf begehrten, Passanten sich an Wein und gepökeltem Hammelfleisch labten, stoppen heute Urlauberautos aus Frankreich und Italien, halten Reisebusse aus Deutschland und Österreich[…]. [Die Zeit, 15.09.1989]
Der Thüringer Bischof ist zuständig für die Luther‑Gedenkstädte Eisleben und Eisenach, wo die kirchlichen Feiern zum 500. Geburtstag des Reformators nächsten Monat auf der Wartburg eingeläutet werden. Ich treffe ihn in der kleinen, lärmerfüllten Empfangshalle eines christlichen Hospizes nahe dem Ost‑Berliner Bahnhof Friedrichstraße. [Die Zeit, 15.04.1983]
Hospiz (lat. hospitium), Herberge, Fremdenhaus, insbes. Name der auf der Höhe wichtiger Alpenpässe von Mönchen angelegten frommen Stiftungen zur Unterstützung, Aufnahme und Verpflegung der Reisenden. [Brockhaus’ Kleines Konversations-Lexikon. Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1906], S. 32744]
3.
historisch in Studentenverbindungen   geselliges Trinken in der Unterkunft eines Studenten
Synonym zu Kneipe (2)
Beispiel:
Das studentische Kneipleben im 18. Jahrhundert fand im wesentlichen nicht in Wirtshäusern, sondern auf den Buden statt. Man nannte diese Kneipen »Hospiz«, da sie von dem Budenbesitzer, dem »Hospes« veranstaltet und geleitet wurden. […] Die Bewirtung begann mit Kaffee und Brötchen und ging dann zur eigentlichen Kneiperei über. [Löwenfeld, Leopold: Student und Alkohol. München 1910]

letzte Änderung:

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Hospital · Spital · Hospiz · hospitieren
Hospital n. ‘Krankenhaus’, älter auch ‘Alters-, Pflegeheim, Armenhaus’, ahd. hospitālhūs ‘Armenhaus, Pflegeheim’ (11. Jh.), mhd. hospitāl ist entlehnt aus lat. hospitāle ‘Gast(schlaf)zimmer’, mlat. ‘Herberge (für Gäste, Pilger, Arme, Kranke, besonders in Klöstern)’, dem substantivierten Neutrum (s. Hotel) von lat. hospitālis ‘gastlich, gastfreundlich’, zu lat. hospes (Genitiv hospitis) ‘Gastfreund’, d. h. sowohl der bewirtete Fremde als auch der bewirtende Gastgeber (verwandt mit Gast, s. d.). Aus Hospital gekürzt ist gleichbed. Spital n. mhd. spitāl, durch Akzentverlagerung volkstümlich eingedeutscht zu mhd. spitel, spittel, nhd. Spittel. – Hospiz n. ‘christliches Fremdenheim, Hotel, Beherbergungsbetrieb mit christlicher Hausordnung’, auch ‘Klosterherberge für Reisende, Mönche und Pilger’ (19. Jh.), hervorgegangen aus älterem Hospitium (Ende 18. Jh.), einer Übernahme von lat. hospitium ‘Gastfreundschaft, Aufnahme, Bewirtung, Herberge, Quartier’, ebenfalls gebildet zu lat. hospes (s. oben). An die lat. Bedeutung ‘Bewirtung’ knüpft an studentensprachliches Hospiz ‘Trinkgelage bei einem Studenten auf dessen Kosten’ (18. Jh.), danach auch ‘studentischer Rundgesang’ (1. Hälfte 19. Jh.). hospitieren Vb. ‘als Gast am Unterricht, an einer Lehrveranstaltung teilnehmen’ (Ende 18. Jh.), entlehnt aus lat. hospitārī ‘zu Gast sein, als Gast einkehren’.

Thesaurus

Synonymgruppe
Hospiz · Sterbehaus · Sterbeklinik
Oberbegriffe
Assoziationen
Synonymgruppe
Berghütte · Hütte · Schutzhaus · Schutzhütte  ●  Hospiz  schweiz., südtirolerisch
Oberbegriffe
Unterbegriffe
  • Vernagthütte · Würzburger Haus
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Hospiz‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Hospiz‹.

Arbeit Bau Einrichtung Errichtung Finanzierung Gründung Herberge Kapelle Krankenhaus Leiterin Mitarbeiter Palliativmedizin Palliativstation Schauspielgruppe Träger ambulant bestimmen buddhistisch christlich düsseldorfer erbaut flörsheimer hanauer oberurseler osnabrücker sammeln spenden stationär wiesbadener ökumenisch
Zitationshilfe
„Hospiz“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Hospiz>.

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