Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Idiot, der

Grammatik Substantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Idioten · Nominativ Plural: Idioten
Aussprache  [iˈdi̯oːt]
Worttrennung Idi-ot
formal verwandt mitIdiotie
Wortbildung  mit ›Idiot‹ als Erstglied: Idiotenanstalt · Idiotenhang · Idiotenhügel · Idiotentest · Idiotenwiese · Idiotin · Idiotismus1 · idiotenhaft · idiotensicher · idiotisch
 ·  mit ›Idiot‹ als Letztglied: Covidiot · Fachidiot · Halbidiot · Kalenderidiot · Konsumidiot · Vollidiot
Herkunft zu idiṓtēsgriech (ἰδιώτης) ‘Privatperson, einer aus dem Volk, der einfache, ungelehrte Mann, Laie’ < idiṓtēsgriech (ἰδιώτης) ‘privat, ungelehrt, laienhaft’ < ídiosgriech (ἴδιος) ‘abgesondert, eigen, eigentümlich, privat’

Bedeutungsübersicht+

  1. 1. [Schimpfwort] unfähige, nicht mitdenkende Person; Dummkopf
  2. 2. [veraltet, abwertend, diskriminierend] bildungsunfähige, geistig eingeschränkte Person
eWDG und ZDL

Bedeutungen

1.
Schimpfwort unfähige, nicht mitdenkende Person; Dummkopf
Synonym zu Kretin (1)
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: nützliche Idioten; ein verdammter, besoffener, grölender, gutgläubiger, unverbesserlicher, unnützer Idiot
als Akkusativobjekt: den Idioten spielen
als Prädikativ: jmdn. einen Idioten nennen; jmdn. als Idioten beschimpfen, titulieren, abstempeln
in Koordination: Idioten und Dummköpfe, Deppen
in Präpositionalgruppe/-objekt: von Idioten umgeben
Beispiele:
du Idiot!WDG
»Du hast das ganze Spiel hindurch geschrien, du Idiot«, setzte Messi seine Schimpftirade fort: »Warum machst du Ärger?« [Landshuter Zeitung, 15.10.2020]
Ich halte es für nicht verhältnismäßig, 80 Millionen Deutsche zu reglementieren, weil es ein paar Idioten gibt. [Allgemeine Zeitung, 15.10.2020]
Dieser Idiot läuft herum und sagt, ich kann Frauen an die Muschi fassen, und das ist okay. [Saarbrücker Zeitung, 15.10.2020]
Wenn die europäische Gemeinschaft gegen eine erneute Welle nationaler Egoismen und Populismen wehrhaft bleiben will, muss sie eine aktive Rolle einnehmen im Kampf gegen die feindliche Internetpropaganda russischer Trollarmeen und Putinbots. Es gibt in Europa, insbesondere in Polen und Ungarn, keinen Mangel an nützlichen Idioten, die in diese Melodie einstimmen. [Die Welt, 27.03.2020]
2.
veraltet, abwertend, diskriminierend bildungsunfähige, geistig eingeschränkte Person
siehe auch Kretin (2)
Kollokationen:
in Koordination: Idioten und Krüppel, Verrückte
Beispiele:
der Kellner behandelte mich wie einen IdiotenWDG
Im Film wird der behinderte Bruder zwar auch als »Bekloppter« oder »Idiot« bezeichnet, aber von allen sofort mit großer Selbstverständlichkeit akzeptiert und nie der Lächerlichkeit preisgegeben. [Hamburger Abendblatt, 30.07.2020]
Der junge Ernst Lossa wird 1942 in die psychiatrische Anstalt im bayerischen Kaufbeuren eingewiesen. »Ich gehöre hier nicht hin, ich bin kein Idiot«, ruft er beim Anblick der vielen behinderten Kinder. [Reutlinger General-Anzeiger, 30.09.2016]
Raabes Geheimrat Feyerabend aber findet auf diesem Wege eine zerstörte Welt, die des Spielgenossen Ludchen Bock, der nach einem Sturz ein Idiot geblieben ist, ein Kretin – schrecklicher Ausdruck dafür, daß die Schicht des Unbewußten, des Wesentlichen schon zerstört ist. [Die Zeit, 14.03.1946]
Von links hinten tanzt stutzerhaft gekleidet ein Idiot grinsend und seilhüpfend über die Bühne […] [ DürrenmattEngelIII]WDG
Schimpfwort»Sie Idiot! […] Sie Irrenhäusler!« tobte der Major […] [ O. M. GrafMitmenschen150]WDG

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Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Idiot · Idiotie · idiotisch · Idiotikon
Idiot m. ‘Schwachsinniger’, allgemein auch ‘Trottel, Dummkopf’. Lat. idiōtā, idiōtēs, griech. idiṓtēs (ἰδιώτης) ‘Privatperson, einer aus dem Volk, der einfache, ungelehrte Mann, Laie’ ist eine Substantivierung des Adj. idiṓtēs ‘privat, ungelehrt, laienhaft’, einer Ableitung von griech. ídios (ἴδιος) ‘abgesondert, eigen, eigentümlich, privat’. Schon in den antiken Sprachen bezeichnet der Ausdruck geringschätzig auch den ‘Stümper, Pfuscher’. Die Entlehnung Idiot (16. Jh.) steht zunächst im alten griech.-lat. Sinne für ‘Laie, ungelehrter, ungebildeter Mensch’ (bis ins 19. Jh.), daneben auch für ‘Stümper’ (seit 18. Jh.). Die Bedeutung ‘Narr, Blöd-, Schwachsinniger’ ist zuerst im Engl. (um 1300) nachweisbar; im Dt. setzt sie sich erst im 19. Jh. durch. – Idiotie f. ‘Schwachsinn’, allgemeiner ‘Dummheit, Trottligkeit’ (19. Jh.), älter dafür auch Idiotismus m. (19. Jh.), beides Neubildungen zu Idiot, während Idiotismus in der Bedeutung ‘Eigenart, Eigenheit einer Sprache, Mundarteigentümlichkeit’ (Ende 17. Jh.) unmittelbar aus griech. idiōtismós (ἰδιωτισμός) ‘die dem gemeinen Mann eigentümliche Art zu handeln, sich zu benehmen, zu sprechen’ entlehnt ist. idiotisch Adj. ‘schwachsinnig, trottlig’ (19. Jh.), ‘uneingeweiht, ungelehrt’ (16. Jh.), lat. idiōticus, griech. idiōtikós (ἰδιωτικός) ‘privat, gewöhnlich, unwissend, ungebildet’. Idiotikon n. ‘Wörterbuch eigentümlichen Wortschatzes, der Volkssprache, Mundartwörterbuch’ (18. Jh.), gelehrte Übernahme der neutralen substantivierten Form des Adjektivs griech. idiōtikós (im griech. Sinne eigentlich ‘das Private, Laienhafte, Volkstümliche’).

Thesaurus

Synonymgruppe
Dämlack · Halbgescheiter · Minderbemittelter · Tölpel  ●  Dummerjan  veraltet · Dummkopf  Hauptform · Gonzo  abwertend · ('ne) hohle Nuss  ugs. · (eine) geistige Null  ugs. · Armer im Geiste (bibl.)  geh. · Armleuchter  ugs. · Arschkrampe  derb · Bekloppter  ugs. · Blitzbirne  ugs., ironisch · Blödel  ugs. · Blödi  ugs. · Blödian  ugs. · Blödmann  ugs. · Dackel  ugs., schwäbisch, abwertend · Denkzwerg  ugs. · Depp  ugs. · Dolm  ugs., österr. · Dulli  ugs. · Dummbart(el)  ugs. · Dummrian  ugs. · Dumpfbacke  ugs. · Dumpfbatz  derb · Dussel  ugs. · Dämel  ugs., regional · Dödel  derb · Dösbaddel  ugs., norddeutsch · Döskopp  ugs., norddeutsch · Eierkopp  ugs., norddeutsch · Eiernacken  ugs. · Einfaltspinsel  ugs. · Esel  ugs. · Flachpfeife  ugs. · Flitzpiepe  ugs., abwertend · Halbdackel  derb, schwäbisch, stark abwertend · Hein Blöd  ugs., regional · Heini  ugs., veraltet · Hirni  ugs. · Hohlbirne  ugs. · Hohlfigur  ugs. · Hohlkopf  ugs. · Holzkopf  ugs. · Honk  ugs. · Hornochse  ugs. · Horst  ugs. · Idiot  derb · Klappspaten  ugs. · Knallcharge  geh. · Knallidiot  ugs. · Knallkopf  ugs. · Kretin  geh., franz. · Lapp  derb, österr. · Löli (Lööli, Lööl, Löu)  ugs., schweiz. · Napfsülze  ugs. · Narr  geh. · Niete  ugs., fig. · Nullchecker  ugs., jugendsprachlich · Pannemann  ugs. · Pappnase  ugs. · Piesepampel  ugs. · Rindvieh  ugs. · Sacklpicker  ugs., österr. · Schnellmerker  ugs., ironisch · Schwachkopf  ugs. · Schwachmat  ugs. · Spacko  ugs. · Spast  ugs., jugendsprachlich · Spasti  derb · Spaten  ugs. · Spatzenhirn  ugs. · Stoffel  ugs. · Strohkopf  ugs. · Tepp  ugs. · Todel  ugs., österr. · Torfkopf  ugs. · Torfnase  ugs., ostfriesisch · Trottel  ugs. · Tuppe  ugs., kärntnerisch · Volldepp  ugs. · Vollidiot  derb · Vollpfosten  ugs. · Vollspast  derb · Volltrottel  derb · Zipfelklatscher  ugs., süddt. · armer Irrer  ugs. · dumme Nuss  ugs. · dummes Schaf  ugs. · dämlicher Hund  ugs., veraltend · en Beschmierten  ugs., ruhrdt. · geistiger Tiefflieger  ugs. · keine Leuchte  ugs. · taube Nuss  ugs. · trübe Tasse  ugs.
Unterbegriffe
  • Religiot · religiöser Idiot
Assoziationen
Synonymgruppe
Kleingeist · Tor  ●  armer Tropf  veraltend · Einfaltspinsel  ugs. · Esel  ugs. · Idiot  ugs. · Kamel  ugs. · Simpel  ugs.
Oberbegriffe
Assoziationen
Synonymgruppe
Idiot  männl. · Idiotin  weibl. · Affenarsch  derb · Arsch mit Ohren  derb · Arschgeige  derb · Blödmann  derb · blöde Kuh  derb · blöder Arsch  derb
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Idiot‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Idiot‹.

Zitationshilfe
„Idiot“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Idiot>.

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