Impfung, die
Grammatik Substantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Impfung · Nominativ Plural: Impfungen
Aussprache [ˈɪmpfʊŋ]
Worttrennung Imp-fung
Wortbildung
mit ›Impfung‹ als Letztglied:
Auffrischimpfung
· Auffrischungsimpfung · Boosterimpfung · Drittimpfung · Erstimpfung · Grippeimpfung · Heilimpfung · Kreuzimpfung · Malariaimpfung · Masernimpfung · Massenimpfung · Mehrfachimpfung · Pflichtimpfung · Pockenimpfung · Polioimpfung · Sabin-Impfung · Salkimpfung · Schluckimpfung · Schutzimpfung · Simultanimpfung · Tetanusimpfung · Wiederholungsimpfung · Wiederimpfung · Zweitimpfung
Dieses Stichwort finden Sie im DWDS-Themenglossar zur COVID-19-Pandemie. |
Bedeutungsübersicht
- 1. [Medizin] Verabreichen oder Injizieren eines Impfstoffes, um Immunität gegen eine Krankheit zu erzeugen
- 2. [Landwirtschaft] das Einbringen bestimmter Bakterien in den Boden, damit diese Stickstoff erzeugen
- 3. das Einbringen von Bakterien, Pilze oder Viren auf einen Nährboden zum Zweck der Züchtung oder ihres Nachweises
- 4. [übertragen] Immunisierung gegen Falschinformationen bzw. Desinformation
eWDG und ZDL
Bedeutungen
1.
Medizin Verabreichen oder Injizieren eines Impfstoffes, um Immunität gegen eine Krankheit zu erzeugen
entsprechend der Bedeutung von impfen (1)
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: eine prophylaktische, vorbeugende, vorsorgliche Impfung; eine flächendeckende, empfohlene, vorgeschriebene Impfung; eine genetische, therapeutische Impfung
als Akkusativobjekt: eine Impfung anordnen, durchführen, empfehlen, erhalten, verabreichen, vertragen, verweigern
in Präpositionalgruppe/-objekt: die Nebenwirkungen von Impfungen; Vorbehalte gegen eine Impfung; der richtige Zeitpunkt für eine Impfung; etw. durch Impfung ausrotten, zurückdrängen; jmd. durch Impfung schützen; von einer Impfung abraten
mit Genitivattribut: die Impfung der Kinder, Säuglinge, der Bevölkerung, der Tiere
mit Prädikativ: die Impfung ist empfehlenswert, freiwillig, notwendig, nötig, ratsam, sinnvoll, wirksam; die Impfung ist kostenlos, teuer
hat Präpositionalgruppe/-objekt: eine Impfung gegen Corona, Diphtherie, Gelbfieber, die Grippe, Hepatitis, Keuchhusten, Masern, Mumps, Polio, Röteln, das Rotavirus, Tetanus
als Genitivattribut: Nebenwirkungen, eine Auffrischung, die Folgen, der Nutzen, die Risiken, die Wirksamkeit, der Zeitpunkt einer Impfung
Beispiele:
das Bekämpfen der Infektionskrankheiten durch eine ImpfungWDG
zur Impfung gehen, erscheinenWDG
eine Impfung vornehmenWDG
von einer Impfung absehen, Abstand nehmenWDG
Bei den jetzt begonnenen Impfungen in
Großbritannien kam es zu zwei schweren Fällen von Nebenwirkungen,
anaphylaktischen Schocks, beide Impflinge sind starke Allergiker, da sind
solche Reaktionen nicht unüblich. [Süddeutsche Zeitung, 16.12.2020]
Die »Nationale Impfstrategie Covid‑19« sieht vor, dass die Länder in
Kooperation mit den Gesundheitsämtern und den Kassenärztlichen Vereinigungen
die Impfungen organisieren und vornehmen. [Süddeutsche Zeitung, 12.12.2020]
Vorrangig […] seien bei Notwendigkeit
folgende Impfungen in dieser Reihenfolge
durchzuführen: Impfung gegen Masern, Immunisierung
gegen Diphtherie‑Tetanus‑Keuchhusten‑Polio. [Der Standard, 30.09.2015]
Eine Impfung gegen einen aggressiven
Hirntumor kann die Überlebenszeit deutlich verlängern. [Der Tagesspiegel, 31.12.2010]
Sicheren Schutz vor Masern biete die zweimalige
Impfung. Diese werde von der Ständigen
Impfkommission (STIKO) für alle Kinder und Jugendlichen
empfohlen. [Badische Zeitung, 30.11.2010]
Der Schutz[…] bestehe sowohl bei den
klassischen Impfungen gegen Tetanus, Diphtherie und
Polio als auch bei den Impfungen gegen Hepatitis und
Gelbfieber für 10 Jahre. [Die Zeit, 10.02.2000]
Der Erreger der Pocken freilich ist uns bisher nicht bekannt, allein
wir wissen seit Jenners unsterblicher Entdeckung doch, daß die
Impfung das beste, ja immer noch das einzige
Schutzmittel gegen die Pocken darstellt. [Koch, Robert: Seuchenbekämpfung im Kriege. In: J. Schwalbe (Hg.): Gesammelte Werke von Robert Koch. Bd. 2, Teil 1. Leipzig: Thieme 1912 [1901], S. 291]
a)
Phrasem:
⟨aktive Impfung (= Verabreichung von Teilen von Krankheitserregern, mit denen dem Körper eine Infektion vorgetäuscht und dieser zur Bildung von Antikörpern angeregt wird)⟩
Beispiele:
Bei der aktiven
Impfung (Lebendimpfstoff) wird die Krankheit
in abgeschwächter Form erzeugt; bereits eine einzige Dosis kann eine
jahrzehntelange Immunität erzeugen. [Einmal-Impfstoff. In: Aktuelles Lexikon 1974–2000. München: DIZ 2000 [1990]]
Die von der ständigen Impfkommission
[…] empfohlenen
Impfungen sind alles aktive
Impfungen mit abgeschwächten Erregern oder
Bestandteilen davon. [Münchner Merkur, 27.04.2019]
Die aktive Impfung gegen Wundstarrkrampf
gibt einen Schutz bei zweimaliger Anwendung für mehrere Jahre. Wird eine
Wiederholungsimpfung nach einiger Zeit durchgeführt, so ist der Schutz
mit überwiegender Wahrscheinlichkeit für das ganze Leben
vorhanden. [Berliner Zeitung, 09.04.1965]
b)
Phrasem:
⟨passive Impfung (= Verabreichen eines Konzentrats von Antikörpern gegen eine bestimmte Krankheit von Menschen oder Säugetieren, die bereits gegen diese Krankheit immun sind)⟩
Beispiele:
Forscher der Charité und des Deutschen Zentrums für
Neurodegenerative Erkrankungen […] verfolgen
unterdessen die Entwicklung einer passiven
Impfung. Aus dem Blut von Menschen, die eine
Covid‑19‑Erkrankung überstanden hatten, isolierten sie fast 600
Antikörper. [Münchner Merkur, 25.09.2020]
Bei der passiven Impfung verabreicht man
direkt Antikörper (Serum). Man gewinnt sie aus anderen Menschen oder
Tieren, die bereits Antikörper gebildet haben. Die passive
Impfung ist sinnvoll, wenn die Zeit zu kurz
ist, bis ein aktiver Impfstoff wirken kann. Der Nachteil ist allerdings,
dass die Antikörper – das sind Proteine – abgebaut werden und der
Impfschutz daher nicht lange anhält. [Die Welt, 21.03.2009]
Im Gegensatz zu einer solchen »aktiven
Impfung«
wird der Patient bei einer »passiven Impfung«
direkt mit Antikörpern versorgt – allerdings schützen sie nicht so lange
vor einer Erkrankung wie im Körper selbst gebildete
Antikörper. [Bild der Wissenschaft auf CD-ROM, 1998 [1997]]
2.
Landwirtschaft das Einbringen bestimmter Bakterien in den Boden, damit diese Stickstoff erzeugen
entsprechend der Bedeutung von impfen (2)
Beispiele:
Da zumindest beim Erstanbau das Sojasaatgut mit
Stickstoff bildenden Knöllchenbakterien geimpft wird und nach der
Impfung innerhalb von vier Stunden die Aussaat
erfolgen muss, stand Pfannebecker am Dienstag vor Ostern ab vier Uhr morgens
an der Maschine[…]. [Allgemeine Zeitung, 19.08.2014]
Zudem könnte die Aufwertung der Böden durch zugeführte Nährstoffe
und eine Impfung mit Mykorrhizapilzen besondere grüne
Greise wie einige 300 Jahre alte Bäume im Park Sanssouci bewahren helfen.
Was die Wirksamkeit dieser Techniken angeht, besteht noch Forschungsbedarf,
aber angehen muss man das Problem. [Süddeutsche Zeitung, 08.06.2018]
Durch Impfung des Saatgutes mit diesen
Bakterienstämmen binden die Pflanzen für ihre Ernährung zusätzlich
Stickstoff aus der Luft, der einer Mineraldüngergabe von 40 Kilo
Reinnährstoff je Hektar entspricht. [Neues Deutschland, 27.03.1986]
Die Nutzbarmachung des Luftstickstoffes geschieht durch die
sogenannten Knöllchenbakterien, die sich an den Wurzeln der Bohnen bilden.
Die Zuführung dieser Bakterien In den Boden erfolgt durch
Impfung nur In den ersten Jahren. [Neues Deutschland, 11.01.1948]
3.
das Einbringen von Bakterien, Pilze oder Viren auf einen Nährboden zum Zweck der Züchtung oder ihres Nachweises
entsprechend der Bedeutung von impfen (3)
Beispiele:
Bei der sogenannten Impfung wird ein Virus
auf einen schädlichen Pilz übertragen, der Kastanien befällt und sie nach
einem Jahr absterben lässt. [Rhein-Zeitung, 11.07.2012]
Die Aussaat wird direkt auf ein Nährmedium gebracht, das bereits den
notwendigen Pilz enthält; die Impfung mit dem Pilz
kann aber auch später erfolgen. [Neue Zürcher Zeitung, 15.11.2002]
4.
übertragen Immunisierung gegen Falschinformationen bzw. Desinformation
Beispiele:
Nach der
»Impfung«
ließen sich die Probanden kaum von den Falschinformationen beeinflussen.
[…] bei jenen Freiwilligen, die die
»Impfung« parallel zur Falschinformation erhalten
hatten, näherte sich der Wert dem tatsächlichen Konsens – sie glaubten im
Mittel, Wissenschaftler seien sich zu 84 Prozent einig. »Unsere Ergebnisse
zeigen, dass man Leute effektiv gegen einflussreiche Falschinformation
impfen kann«, sagt [die Wissenschaftlerin]
van
der L[…]. [Hamburger Abendblatt, 24.04.2017]
Hinter dem Spiel steht die Vorstellung, dass Propaganda selbst zu
erstellen und so hinter die Kulissen von Fake News zu blicken quasi eine Art
Impfung gegen derartige Desinformation ist. [Fake News: Computerspiel gibt Propaganda-Unterricht, 20.02.2018, aufgerufen am 01.09.2020]
letzte Änderung:
Zum Originalartikel des WDG gelangen Sie hier.
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
impfen · Impfung · Impfling
impfen Vb. ‘Krankheitserreger in abgeschwächter Form bzw. Schutzstoffe zur Immunisierung in den Körper einspritzen bzw. in die Haut einritzen, veredeln, pfropfen’. Bei der Berührung mit der römischen Kultur lernen die Germanen das Veredeln und Pfropfen von Obstgehölzen und übernehmen mit der Sache die Bezeichnung. Ahd. imphōn ‘pflanzen’ (Hs. 12. Jh.; vgl. älteres anaimphōn in der übertragenen Bedeutung ‘hineinfügen, -bringen’, 9. Jh.), mhd. impfen ‘pfropfen’ ist (nach ) entlehnt aus einem für Ostfrankreich vorauszusetzenden vlat. Germania Romana 2 (1968) 276 ff.*imp(ə)āre (vgl. ostafrz. emper), synkopiert aus vlat. *impodāre, einer jüngeren Variante von vlat. *imputāre ‘ein Pfropfreis einsetzen, veredeln’, die ihrerseits auf griech. emphyté͞uein (ἐμφυτεύειν) ‘einpfropfen’, zu phyté͞uein (φυτεύειν) ‘pflanzen’ beruhen. Das gleichbed. engl. to inoculate (zum Part. Perf. lat. inoculātus von inoculāre ‘okulieren’, vgl. lat. oculus ‘Auge’) wird im 18. Jh. mit der Erfindung der Blatternschutzimpfung medizinischer Ausdruck für das zur Erzeugung von Abwehrstoffen vorgenommene Einbringen von Krankheitserregern in den Körper. Für dieses Verfahren tritt im Dt. in der 2. Hälfte des 18. Jhs. das Verb impfen ein, das das entlehnte und anfänglich vorherrschende inokulieren zurückdrängt. – Impfung f. ‘Pfropfung, Veredelung’, ahd. imphunga (Hs. 12. Jh.); ‘Einritzung, Einspritzung von Krankheiterregern’ (18. Jh.), vgl. engl. inoculation. Impfling m. ‘Pfropfreis’ (16. Jh.), ‘wer gegen Krankheiten gerade geimpft oder zu impfen ist’ (19. Jh.).
Thesaurus
Medizin
Synonymgruppe
Impfstoffgabe ·
Schutzimpfung ●
Impfung Hauptform ·
(das) Jaukerl ugs., österr. ·
Impfe ugs. ·
Injektion fachspr. ·
Piks ugs. ·
Spritze ugs., Hauptform ·
Vakzination fachspr. ·
Vakzinierung fachspr.
Oberbegriffe |
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Assoziationen |
|
Typische Verbindungen zu ›Impfung‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Impfung‹.
Auffrischungsimpfung
Autismus
Booster
Corona-Test
Covid-Erkrankung
Genesung
Haltungsbedingung
Heilmittel
Impfberatung
Impfung
Infektion
Nachweis
Nebenwirkung
Nutzen
Prophylaxe
Schnelltest
Testung
Vorsorgeuntersuchung
Wirksamkeit
empfehlenswert
empfohlen
flächendeckend
lebensrettend
prophylaktisch
ratsam
verabreicht
verpflichtend
vorbeugend
zweifach
zweimalig
Zitationshilfe
„Impfung“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Impfung>.
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