Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Impfung, die

Grammatik Substantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Impfung · Nominativ Plural: Impfungen
Aussprache  [ˈɪmpfʊŋ]
Worttrennung Imp-fung
Wortzerlegung impfen -ung
Dieses Stichwort finden Sie im DWDS-Themenglossar zur COVID-19-Pandemie.
eWDG und ZDL

Bedeutungen

1.
Medizin Verabreichen oder Injizieren eines Impfstoffes, um Immunität gegen eine Krankheit zu erzeugen
entsprechend der Bedeutung von impfen (1)
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: eine prophylaktische, vorbeugende, vorsorgliche Impfung; eine flächendeckende, empfohlene, vorgeschriebene Impfung; eine genetische, therapeutische Impfung
als Akkusativobjekt: eine Impfung anordnen, durchführen, empfehlen, erhalten, verabreichen, vertragen, verweigern
in Präpositionalgruppe/-objekt: die Nebenwirkungen von Impfungen; Vorbehalte gegen eine Impfung; der richtige Zeitpunkt für eine Impfung; etw. durch Impfung ausrotten, zurückdrängen; jmd. durch Impfung schützen; von einer Impfung abraten
mit Genitivattribut: die Impfung der Kinder, Säuglinge, der Bevölkerung, der Tiere
mit Prädikativ: die Impfung ist empfehlenswert, freiwillig, notwendig, nötig, ratsam, sinnvoll, wirksam; die Impfung ist kostenlos, teuer
hat Präpositionalgruppe/-objekt: eine Impfung gegen Corona, Diphtherie, Gelbfieber, die Grippe, Hepatitis, Keuchhusten, Masern, Mumps, Polio, Röteln, das Rotavirus, Tetanus
als Genitivattribut: Nebenwirkungen, eine Auffrischung, die Folgen, der Nutzen, die Risiken, die Wirksamkeit, der Zeitpunkt einer Impfung
Beispiele:
das Bekämpfen der Infektionskrankheiten durch eine ImpfungWDG
zur Impfung gehen, erscheinenWDG
eine Impfung vornehmenWDG
von einer Impfung absehen, Abstand nehmenWDG
Bei den jetzt begonnenen Impfungen in Großbritannien kam es zu zwei schweren Fällen von Nebenwirkungen, anaphylaktischen Schocks, beide Impflinge sind starke Allergiker, da sind solche Reaktionen nicht unüblich. [Süddeutsche Zeitung, 16.12.2020]
Die »Nationale Impfstrategie Covid‑19« sieht vor, dass die Länder in Kooperation mit den Gesundheitsämtern und den Kassenärztlichen Vereinigungen die Impfungen organisieren und vornehmen. [Süddeutsche Zeitung, 12.12.2020]
Vorrangig […] seien bei Notwendigkeit folgende Impfungen in dieser Reihenfolge durchzuführen: Impfung gegen Masern, Immunisierung gegen Diphtherie‑Tetanus‑Keuchhusten‑Polio. [Der Standard, 30.09.2015]
Eine Impfung gegen einen aggressiven Hirntumor kann die Überlebenszeit deutlich verlängern. [Der Tagesspiegel, 31.12.2010]
Sicheren Schutz vor Masern biete die zweimalige Impfung. Diese werde von der Ständigen Impfkommission (STIKO) für alle Kinder und Jugendlichen empfohlen. [Badische Zeitung, 30.11.2010]
Der Schutz[…] bestehe sowohl bei den klassischen Impfungen gegen Tetanus, Diphtherie und Polio als auch bei den Impfungen gegen Hepatitis und Gelbfieber für 10 Jahre. [Die Zeit, 10.02.2000]
Der Erreger der Pocken freilich ist uns bisher nicht bekannt, allein wir wissen seit Jenners unsterblicher Entdeckung doch, daß die Impfung das beste, ja immer noch das einzige Schutzmittel gegen die Pocken darstellt. [Koch, Robert: Seuchenbekämpfung im Kriege. In: J. Schwalbe (Hg.): Gesammelte Werke von Robert Koch. Bd. 2, Teil 1. Leipzig: Thieme 1912 [1901], S. 291]
a)
Phrasem:
aktive Impfung (= Verabreichung von Teilen von Krankheitserregern, mit denen dem Körper eine Infektion vorgetäuscht und dieser zur Bildung von Antikörpern angeregt wird)
Beispiele:
Bei der aktiven Impfung (Lebendimpfstoff) wird die Krankheit in abgeschwächter Form erzeugt; bereits eine einzige Dosis kann eine jahrzehntelange Immunität erzeugen. [Einmal-Impfstoff. In: Aktuelles Lexikon 1974–2000. München: DIZ 2000 [1990]]
Die von der ständigen Impfkommission […] empfohlenen Impfungen sind alles aktive Impfungen mit abgeschwächten Erregern oder Bestandteilen davon. [Münchner Merkur, 27.04.2019]
Die aktive Impfung gegen Wundstarrkrampf gibt einen Schutz bei zweimaliger Anwendung für mehrere Jahre. Wird eine Wiederholungsimpfung nach einiger Zeit durchgeführt, so ist der Schutz mit überwiegender Wahrscheinlichkeit für das ganze Leben vorhanden. [Berliner Zeitung, 09.04.1965]
b)
Phrasem:
passive Impfung (= Verabreichen eines Konzentrats von Antikörpern gegen eine bestimmte Krankheit von Menschen oder Säugetieren, die bereits gegen diese Krankheit immun sind)
Beispiele:
Forscher der Charité und des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen […] verfolgen unterdessen die Entwicklung einer passiven Impfung. Aus dem Blut von Menschen, die eine Covid‑19‑Erkrankung überstanden hatten, isolierten sie fast 600 Antikörper. [Münchner Merkur, 25.09.2020]
Bei der passiven Impfung verabreicht man direkt Antikörper (Serum). Man gewinnt sie aus anderen Menschen oder Tieren, die bereits Antikörper gebildet haben. Die passive Impfung ist sinnvoll, wenn die Zeit zu kurz ist, bis ein aktiver Impfstoff wirken kann. Der Nachteil ist allerdings, dass die Antikörper – das sind Proteine – abgebaut werden und der Impfschutz daher nicht lange anhält. [Die Welt, 21.03.2009]
Im Gegensatz zu einer solchen »aktiven Impfung« wird der Patient bei einer »passiven Impfung« direkt mit Antikörpern versorgt – allerdings schützen sie nicht so lange vor einer Erkrankung wie im Körper selbst gebildete Antikörper. [Bild der Wissenschaft auf CD-ROM, 1998 [1997]]
2.
Landwirtschaft das Einbringen bestimmter Bakterien in den Boden, damit diese Stickstoff erzeugen
entsprechend der Bedeutung von impfen (2)
Beispiele:
Da zumindest beim Erstanbau das Sojasaatgut mit Stickstoff bildenden Knöllchenbakterien geimpft wird und nach der Impfung innerhalb von vier Stunden die Aussaat erfolgen muss, stand Pfannebecker am Dienstag vor Ostern ab vier Uhr morgens an der Maschine[…]. [Allgemeine Zeitung, 19.08.2014]
Zudem könnte die Aufwertung der Böden durch zugeführte Nährstoffe und eine Impfung mit Mykorrhizapilzen besondere grüne Greise wie einige 300 Jahre alte Bäume im Park Sanssouci bewahren helfen. Was die Wirksamkeit dieser Techniken angeht, besteht noch Forschungsbedarf, aber angehen muss man das Problem. [Süddeutsche Zeitung, 08.06.2018]
Durch Impfung des Saatgutes mit diesen Bakterienstämmen binden die Pflanzen für ihre Ernährung zusätzlich Stickstoff aus der Luft, der einer Mineraldüngergabe von 40 Kilo Reinnährstoff je Hektar entspricht. [Neues Deutschland, 27.03.1986]
Die Nutzbarmachung des Luftstickstoffes geschieht durch die sogenannten Knöllchenbakterien, die sich an den Wurzeln der Bohnen bilden. Die Zuführung dieser Bakterien In den Boden erfolgt durch Impfung nur In den ersten Jahren. [Neues Deutschland, 11.01.1948]
3.
das Einbringen von Bakterien, Pilze oder Viren auf einen Nährboden zum Zweck der Züchtung oder ihres Nachweises
entsprechend der Bedeutung von impfen (3)
Beispiele:
Bei der sogenannten Impfung wird ein Virus auf einen schädlichen Pilz übertragen, der Kastanien befällt und sie nach einem Jahr absterben lässt. [Rhein-Zeitung, 11.07.2012]
Die Aussaat wird direkt auf ein Nährmedium gebracht, das bereits den notwendigen Pilz enthält; die Impfung mit dem Pilz kann aber auch später erfolgen. [Neue Zürcher Zeitung, 15.11.2002]
4.
übertragen Immunisierung gegen Falschinformationen bzw. Desinformation
Beispiele:
Nach der »Impfung« ließen sich die Probanden kaum von den Falschinformationen beeinflussen. […] bei jenen Freiwilligen, die die »Impfung« parallel zur Falschinformation erhalten hatten, näherte sich der Wert dem tatsächlichen Konsens – sie glaubten im Mittel, Wissenschaftler seien sich zu 84 Prozent einig. »Unsere Ergebnisse zeigen, dass man Leute effektiv gegen einflussreiche Falschinformation impfen kann«, sagt [die Wissenschaftlerin] van der L[…]. [Hamburger Abendblatt, 24.04.2017]
Hinter dem Spiel steht die Vorstellung, dass Propaganda selbst zu erstellen und so hinter die Kulissen von Fake News zu blicken quasi eine Art Impfung gegen derartige Desinformation ist. [Fake News: Computerspiel gibt Propaganda-Unterricht, 20.02.2018, aufgerufen am 01.09.2020]

letzte Änderung:

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Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

impfen · Impfung · Impfling
impfen Vb. ‘Krankheitserreger in abgeschwächter Form bzw. Schutzstoffe zur Immunisierung in den Körper einspritzen bzw. in die Haut einritzen, veredeln, pfropfen’. Bei der Berührung mit der römischen Kultur lernen die Germanen das Veredeln und Pfropfen von Obstgehölzen und übernehmen mit der Sache die Bezeichnung. Ahd. imphōn ‘pflanzen’ (Hs. 12. Jh.; vgl. älteres anaimphōn in der übertragenen Bedeutung ‘hineinfügen, -bringen’, 9. Jh.), mhd. impfen ‘pfropfen’ ist (nach Frings/M. Germania Romana 2 (1968) 276 ff.) entlehnt aus einem für Ostfrankreich vorauszusetzenden vlat. *imp(ə)āre (vgl. ostafrz. emper), synkopiert aus vlat. *impodāre, einer jüngeren Variante von vlat. *imputāre ‘ein Pfropfreis einsetzen, veredeln’, die ihrerseits auf griech. emphyté͞uein (ἐμφυτεύειν) ‘einpfropfen’, zu phyté͞uein (φυτεύειν) ‘pflanzen’ beruhen. Das gleichbed. engl. to inoculate (zum Part. Perf. lat. inoculātus von inoculāre ‘okulieren’, vgl. lat. oculus ‘Auge’) wird im 18. Jh. mit der Erfindung der Blatternschutzimpfung medizinischer Ausdruck für das zur Erzeugung von Abwehrstoffen vorgenommene Einbringen von Krankheitserregern in den Körper. Für dieses Verfahren tritt im Dt. in der 2. Hälfte des 18. Jhs. das Verb impfen ein, das das entlehnte und anfänglich vorherrschende inokulieren zurückdrängt. – Impfung f. ‘Pfropfung, Veredelung’, ahd. imphunga (Hs. 12. Jh.); ‘Einritzung, Einspritzung von Krankheiterregern’ (18. Jh.), vgl. engl. inoculation. Impfling m. ‘Pfropfreis’ (16. Jh.), ‘wer gegen Krankheiten gerade geimpft oder zu impfen ist’ (19. Jh.).

Thesaurus

Medizin
Synonymgruppe
Impfstoffgabe · Schutzimpfung  ●  Impfung Hauptform · (das) Jaukerl ugs., österr. · Impfe ugs. · Injektion fachspr. · Piks ugs. · Spritze ugs., Hauptform · Vakzination fachspr. · Vakzinierung fachspr.
Oberbegriffe
Assoziationen
  • Immunisation · Immunisierung
  • schutzimpfen  ●  impfen Hauptform · die Nadel ansetzen ugs. · eine Impfung vornehmen fachspr., bürokratisch · immun machen ugs. · immunisieren fachspr., medizinisch · in den Arm rammen derb
  • (sich) impfen lassen · geimpft werden  ●  (s)eine Spritze bekommen ugs. · die Ärmel hochkrempeln ugs.
  • Impfstoff · Serum  ●  Vakzin fachspr. · Vakzine fachspr.
  • Abwehrreaktion des Immunsystems · Immunantwort · Immunreaktion
  • Ständige Impfkommission  ●  STIKO Abkürzung

Typische Verbindungen zu ›Impfung‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Impfung‹.

Zitationshilfe
„Impfung“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Impfung>.

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