Einrichtung zur Unterbringung und Resozialisierung von elternlosen, sozial benachteiligten, schwer erziehbaren, straffällig gewordenen oder anderweitig gefährdeten Jugendlichen
Beispiele:
Der Jugendhof ist eine Mustereinrichtung des
Landes zur Betreuung von benachteiligten und straffällig gewordenen
Jugendlichen. [Berliner Morgenpost, 14.05.2002]
Im Jahr 2009 erwarb die Mennoniten‑Brüdergemeinde Oerlinghausen den
Jugendhof im Wald am Stukenbrocker Weg und
betrieb dort bis 2015 ein Zentrum für Jugendarbeit sowie eine
Wohngemeinschaft für gefährdete, straffällig gewordene, therapiewillige
Jugendliche. [Neue Westfälische, 09.06.2021]
Hans‑Georg N[…] kam früh auf die schiefe
Bahn. Er stahl. Der Jugendrichter wies ihn Ende Januar 1951 in den
Jugendhof Berlin‑Schlachtensee ein. Da war er 15.
Nach einem Jahr durfte er raus. [Die Welt, 10.12.2013]
Im Jugendhof lernt sie Berufsvorbereitung,
verbessert ihre Schulbildung, packt bei Bau‑ und ökologischer Landwirtschaft
mit an. [Bild, 02.06.2004]
Entstanden aus der sozialen Notlage der Nachkriegszeit, die ja der
ganzen jungen Generation ihren Prägestempel aufgedrückt hat, haben die
Jugendaufbauwerke, die Jugenddörfer, die Lehrlingsheime, z. T. auch
die Jugendhöfe, Jugendgemeinschaftsdienste usw.
zunächst nur die Absicht gehabt, den sozial gefährdetsten Teil der jungen
Generation zu stützen und ihnen einen Weg in Beruf und Sicherheit zu bahnen. [Schelsky, Helmut: Die skeptische Generation. Düsseldorf: Diederichs 1957, S. 474]
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spezieller, umgangssprachlich Synonym zu Jugendwerkhof
Beispiele:
Jugendhöfe waren spezielle Heime in der DDR zur
Umerziehung im Sinne der Staatsmacht. [Dresdner Neueste Nachrichten, 14.11.2018]
»Disziplinierung durch Arbeit« war das Motto in den
Jugendwerkhöfen[…]. Alles in
allem gab es in den gerade mal sechs Jahren, in denen der
Jugendhof Königstein existierte, drei
verschiedene Heimleiter, zudem »einen vierten
provisorischen«[…]. [Döbelner Allgemeine Zeitung, 05.04.2019]
DDR‑weit gab es 474 Kinderheime, darunter die
Jugendhöfe und etwa 30 sogenannte
Spezialkinderheime wie das Haus »Erich Hartung« in Meerane bei Chemnitz. [Süddeutsche Zeitung, 03.04.2010]
Die Anstalten wurden meistens in ehemaligen Schlössern oder
Villen eingerichtet. Dort sollte, wie der Leiter des
Jugendhofs Wolfersdorf noch 1987 dem Reporter
Thomas Sandberg erklärte, »nach dem Credo des sowjetischen Pädagogen
Makarenko der Wille des Jugendlichen gebrochen und die falsch
entwickelte Persönlichkeit entwertet« werden, um sie dann »mithilfe des
Kollektivs auf gesunde Weise wieder aufzubauen«. [Welt am Sonntag, 21.03.2010]