König
m.
‘Inhaber der höchsten (in Monarchien mit einem Kaiser zweithöchsten) monarchischen Würde, höchster weltlicher Herrscher in bestimmten Monarchien’,
übertragen
‘Herrscher, der Erste, Beste seiner Art, der Oberste schlechthin’.
Ahd.
kuning
(8. Jh.),
mhd.
künic,
künec,
asächs.
kuning,
mnd.
kȫninc,
mnl.
cōninc,
cueninc,
nl.
koning,
aengl.
cyning,
cyng,
cing,
engl.
king
setzen
germ.
*kuningaz
‘König’
voraus,
das schon früh als gleichbed.
finn.
kuningas
entlehnt wird.
Suffixablaut zeigen dagegen
anord.
konungr,
schwed.
konung,
adän.
kunung,
konung,
dän.
konge.
Daneben hat sich in zahlreichen
aengl. Zusammensetzungen wie
cynerīce
‘Königreich’,
cynestōl
‘Königssitz, königlicher Wohnsitz’
und in
ahd.
kunirīhhi
‘Königreich’
(10. Jh.)
als erstes Kompositionsglied ein kürzeres Wort für
‘König’,
ahd.
kuni-,
aengl.
cyne-,
erhalten, das ebenso wie
anord.
konr
(s. unten)
auf
germ.
*kuniz
zurückgeführt wird.
Unzweifelhaft sind
germ.
*kuniz,
*kuningaz
und dessen
nord. Entsprechungen auf
-ung-
verwandt mit
germ.
*kunjam
‘Geschlecht’
(s. unten).
Auszugehen ist daher für alle Formen von der Bedeutung
‘Mann eines (vornehmen) Geschlechts’,
wie sie für
anord.
konr
‘Edelgeborner’
bezeugt ist,
während
*kuniz
im Westgerm. die gleiche Bedeutungsentwicklung erfährt wie die mit den Zugehörigkeitssuffixen
-ing-,
-ung-
gebildeten Wörter.
Soweit die genannten Formen
einzelsprachlich die Bedeutung
‘König’
annehmen,
meinen sie ursprünglich wohl den Herrscher
über ein räumlich und personell eingeschränktes Gebiet.
Erst mit der Entwicklung des fränkischen Merowingerreichs
und der späteren Ausbildung der englischen und nordischen Königsherrschaft
bezeichnen die Bildungen auf
-ing-,
-ung-
den Inhaber der höchsten herrscherlichen Würde in einem Land.
Wieweit die
nord. Formen nicht nur semantisch,
sondern vielleicht auch formal von dem westgerm. Vorbild
(dem Titel des fränkischen Königs)
abhängig sind,
bleibt ebenso offen
wie viele Fragen der lautlichen Entwicklung
gerade im
Anord.;
vgl.
(wenn auch zum Teil von der hier gegebenen Darstellung abweichend)
Ekblom
in: Studia Neophilologica
17 (1944/45) 1 ff.
und
Kahl
in: Zs. d. Savigny-Stiftung f. Rechtsgesch., Germ. Abt.
77 (1960) 154 ff.
Das oben erwähnte
germ.
*kunjam
‘Geschlecht’,
erhalten in
ahd.
(8. Jh.),
asächs.
kunni,
mhd.
mnd.
künne,
mnl.
conne,
cunne,
nl.
kunne,
aengl.
cyn(n),
engl.
kin,
anord.
kyn,
got.
kuni,
ist verwandt mit
lat.
genus
‘Geschlecht’
(s.
↗
Genus)
und weiter mit den unter
↗
Kind
(s. d.)
genannten
germ. und
außergerm.,
auf die Wurzel
ie.
*g̑en(ə)-
‘erzeugen, gebären’
zurückgehenden Formen.
Mhd.
künic,
künec,
eigentlich
obd. Form,
bleibt in der Schriftsprache
(
frühnhd.
künig,
kunig)
bis in die 1. Hälfte des 16. Jhs. üblich,
wird dann aber durch die
md. Lautung aufweisende Form mit
-ö-
verdrängt.
In mhd. Zeit ist der Nasal vor
-g
durch Dissimilation geschwunden
(wie in
↗
Honig,
↗
Pfennig,
s. d.).
Königin
f.
‘weiblicher König, Gemahlin eines Königs’,
übertragen
‘Herrscherin, die Erste, Beste ihrer Art, das einzige fruchtbare (weil eierlegende) Weibchen eines Bienenvolkes’,
im Schach
‘die beweglichste und daher wertvollste Figur, Dame’,
ahd.
kuningin
(8. Jh.),
mhd.
küniginne,
küneginne.
königlich
Adj.
‘den König betreffend, zu ihm gehörend, ihm gemäß, vom König ausgehend’,
übertragen
‘vornehm, hoheitsvoll (wie ein König), großzügig, herrlich, köstlich’,
ahd.
kuninglīh
(8. Jh.),
mhd.
küniclich,
küneclich.
Königreich
n.
‘Reich, Herrschaftsbereich eines Königs, Monarchie mit einem König an der Spitze’,
ahd.
kuningrīhhi
(9. Jh.),
mhd.
künicrīche,
auch
‘Königtum’.
Königtum
n.
‘monarchische Staatsform unter einem König, Stand, Würde eines Königs’
(Ende 17. Jh.),
gebildet nach
Kaisertum;
vgl.
asächs.
kuningdōm
‘Königswürde, Herrschaft’.
Königskerze
f.
stattliche, gelb blühende Pflanze mit kerzenartigem Stengel,
frühnhd.
kunges kerze
(15. Jh.).