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Kalb, das

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GrammatikSubstantiv (Neutrum) · Genitiv Singular: Kalb(e)s · Nominativ Plural: Kälber
Aussprache 
Mehrwortausdrücke  Tanz ums Goldene Kalb
eWDG

Bedeutungen

1.
Junges verschiedener Säugetiere, besonders vom Rind
Beispiele:
ein neugeborenes Kalb
die Kuh hat ein Kalb bekommen
die Kälbchen sprangen auf der Weide umher
die Kälber saugen, blöken
auf der Wiese ästen Hirschkühe mit ihren Kälbchen
ein Kalb aufziehen, schlachten
saloppdie Mädchen benahmen sich wie dumme Kälber (= sie benahmen sich kindisch und albern)
saloppAugen machen, glotzen, gucken wie ein abgestochenes Kalb (= vor Verwunderung große Augen machen)
bildlich, biblisch das Goldene Kalb
Beispiele:
das Goldene Kalb anbeten (= von Geldgier erfüllt sein)
der Tanz ums Goldene Kalb (= Geldgier)
2.
umgangssprachlich Fleisch von 1
Beispiele:
das Fleisch schmeckt wie Kalb
heute gab es Kalb
3.
abwertend alberne und unbeholfene, junge, meist weibliche Person
Beispiele:
die Mädchen der Klasse sind die reinsten, sind noch richtige Kälber
Schimpfwortdu Kalb!
Schimpfwortso ein großes Kalb!
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Kalb · kalben · kälbern · kalbern · Kalbfell
Kalb n. ‘neugeborenes oder junges Rind’. Die Etymologie ist nicht klar festzulegen, da ein solches Elementarwort der Tierhaltung unterschiedliche Eigenentwicklungen erfahren haben mag. Ahd. kalb (8. Jh.), mhd. kalp, asächs. mnd. nl. kalf, aengl. cælf, mnl. engl. calf, anord. kalfr, schwed. kalv erweist sich nach den Pluralformen ahd. kelbir, aengl. calfru, cealfru als alter es / os-Stamm (germ. *kalƀaz, *kalƀiz). Im Ablaut dazu begegnet ahd. kilbur (11. Jh.), kilburra, kilbirra (9. Jh.), aengl. ceolbor-, cilfor(lamb) ‘Mutterlamm’. Daneben steht ein femininer n-Stamm got. kalbō ‘junge Kuh, Kalb’, ahd. kalba, mhd. kalbe ‘über ein Jahr alte Kuh, die noch nicht gekalbt hat’. Unter Berücksichtigung der Anlautverhältnisse und unter Annahme einer Bedeutungsentwicklung ‘Anschwellung ‒ Mutterleib ‒ Leibesfrucht’ ist Rückführung auf ie. *gelb(h)- möglich, eine wohl nur im Germ. vertretene Variante von ie. *glēb(h)-, *gleb(h)- ‘zusammballen’ (s. Klafter, Kolben), Labialerweiterungen der Wurzel ie. *gel- ‘(sich) ballen, Gerundetes, Kugliges’, wozu auch gall.-lat. galba ‘Schmerbauch, dicke Person’, lat. globus ‘Kugel, Ball, Klumpen’ gehören. Semantische Beziehungen zu ie. *gu̯elbh- ‘Gebärmutter, Tierjunges’ mit griech. delphýs (δελφύς) ‘Gebärmutter’, délphax (δέλφαξ) ‘Sau, Mutterschwein’ und aind. gárbhaḥ ‘Mutterleib, Leibesfrucht’ sind nicht zu übersehen; der ie. labiovelare Anlaut ist allerdings mit den oben genannten germ. Formen nicht vereinbar. – kalben Vb. ‘ein Kalb zur Welt bringen’, mhd. kalben. kälbern, kalbern Vb. ‘kalben’, auch ‘herumalbern, Spaß machen’ (16. Jh.), eigentlich ‘herumtollen wie ein junges Kalb’. Kalbfell n. oft bildlich für ‘Trommel’ (16. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Zoologie
Jungrind · Kalb
Oberbegriffe
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Kalb‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Kalb‹.

Verwendungsbeispiele für ›Kalb‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Ein Pferdewagen holperte vorbei, im Kasten stand ein braungeflecktes Kalb. [Noll, Dieter: Die Abenteuer des Werner Holt, Berlin: Aufbau-Verl. 1984 [1960], S. 934]
Bisher erblickten 50 Kälber bei uns das Licht der Welt. [Dathe, Heinrich: Wegweiser durch den Tierpark, Berlin: OV 1976, S. 14]
Die Kälber liefen vor mir weg, ich sprach mit den noch rüstigen Vätern, und wir kamen überein, uns gegenseitig nichts zu tun. [Tucholsky, Kurt: Ein Pyrenäenbuch. In: ders., Kurt Tucholsky, Werke – Briefe – Materialien, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1927], S. 8335]
Nach zwei Stunden ist alles erledigt, zwanzig Kälber ziehen mit ihren Müttern wieder in die endlos erscheinenden Weiten, ein friedliches Bild. [Die Zeit, 23.05.1997, Nr. 22]
In den späten achtziger Jahren nahm der Tanz ums Goldene Kalb geradezu rauschhafte Züge an. [Die Zeit, 18.04.1997, Nr. 17]
Zitationshilfe
„Kalb“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Kalb>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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