Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Kartätsche, die

Grammatik Substantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Kartätsche · Nominativ Plural: Kartätschen
Aussprache  [kaʁˈtɛːʧə]
Worttrennung Kar-tät-sche
Wortbildung  mit ›Kartätsche‹ als Erstglied: Kartätschenfeuer · Kartätschenkugel · Kartätschenladung · Kartätschenschuss
 ·  mit ›Kartätsche‹ als Grundform: kartätschen
Herkunft aus historisch cartageengl, cartrageengl (heute cartridgeengl) ‘Patrone, Geschosshülse’
eWDG und ZDL

Bedeutungen

1.
veraltet, Militär bis zum Ersten Weltkrieg gebräuchliches, dünnwandiges Artilleriegeschoss, das mit Bleikugeln gefüllt war und nur für nahe Entfernungen verwendet werden konnte
Beispiele:
mit Kartätschen schießen
von einer Kartätsche verwundet werden
Mit sogenannten Kartätschen, also Büchsen, die mit Kugeln, gehacktem Blei, Eisen und Nägeln gefüllt waren, konnten mit einem einzigen Schuss mehr als 20 Mann getötet werden. [Fränkischer Tag, 21.09.2020]ZDL
Auch die Kanonen waren im Vergleich zu jenen Geschützen, die heute aus 20 Kilometern Entfernung feuern, nahezu Nahkampf‑Waffen: Eine Kanonade aus 600 bis 800 Metern war üblich; wenn es um die Abwehr von geschlossenen Kavallerie‑ oder Infanterieeinheiten ging, schossen die Kanonen Kartätschen, eine Art Artillerie‑Schrot, aus unter 300 Metern. [Süddeutsche Zeitung, 13.06.2015]ZDL
Kartätsche (vom ital. cartoccio, »Tüte«), früher Hagelgeschoß genannt, Artilleriegeschoß, bestehend aus kleinen in einem Beutel (Beutel‑K.) oder neuerdings in einer Blechbüchse (Büchsen‑K.) vereinigten Kugeln; eine hölzerne Scheibe, der Kartätschspiegel, und eine eiserne, die Kartätschscheibe, bilden den Abschluß oben und unten[…]. [Brockhaus’ Kleines Konversations-Lexikon. Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1906], S. 37072]ZDL
2.
Bauwesen langes glattes Werkzeug zum Glätten frischen PutzesZDL
Beispiele:
»Zum Verputzen wird die Putzmasse mit der Kelle auf die Fläche zwischen den Putzleisten aufgetragen«, erläutert R[…]. Dann wird mit der Kartätsche das Material gleichmäßig verteilt. [Berliner Morgenpost, 31.01.2015]
Mit einer Glättkelle wird der Putz anschließend verstrichen und mit einem Reibebrett beziehungsweise einer Kartätsche in gleichmäßigen, kreisenden Bewegungen glatt gezogen. [Döbelner Allgemeine Zeitung, 11.08.2018]
Ganz friedlich[,] denn nicht zu verwechseln mit dem namensgleichen Geschütz oder der Munition[,] arbeiten Maurer, Fliesenleger und Trockenbauer mit einer Kartätsche, die auch Reibebrett genannt wird. [Thüringer Allgemeine, 21.10.2017]
Außerdem werden [zum Anwerfen des Putzes] eine Glättkelle gebraucht, um den Putz aufzuziehen, eine Kartätsche, kleinere Kellen wie die sogenannte Katzenzunge, um die Bereiche um Fenster und an Türzargen zu bearbeiten, sowie ein Reibebrett. [Norddeutsche Neueste Nachrichten, 28.03.2015]
Für Deckenputz wurde das Putzen mit Putzerpfanne (Tiegel), Aufziehbrett und Kartätsche, das Verreiben des Putzes in der Eigenfeuchtigkeit, als verbindlich erklärt. [Berliner Zeitung, 17.03.1953]

letzte Änderung:

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Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Kartätsche · kartätschen
Kartätsche f. (ehemals) ‘mit Bleikugeln gefülltes dünnwandiges Artilleriegeschoß’, Anfang des 17. Jhs. entlehnt aus engl. (älter) cartage, cartrage (heute cartridge) ‘Patrone, Geschoßhülse’, das als Variante zu (allerdings erst später bezeugtem) gleichbed. engl. cartouche (aus dem Frz., s. Kartusche) anzusehen ist. Dazu kartätschen Vb. ‘mit Kartätschen schießen’ (um 1800).

Thesaurus

Militär
Synonymgruppe
Kartätsche · Schrotladung der Artillerie
Oberbegriffe
Zitationshilfe
„Kartätsche“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Kart%C3%A4tsche>.

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