Karussell
n.
‘großes rundes, sich im Kreis drehendes Gestell mit hölzernen Pferden, Wagen u. ä. zum Mitfahren’,
früher
‘turnierähnliches Reiterspiel, Ringelstechen’,
in dieser Bedeutung Übernahme
(2. Hälfte 17. Jh.)
von
frz.
carrousel,
das selbst aus dem
Ital. stammt.
Ital.
carosello
ist ein zuerst in Neapel bezeugtes,
von Spanien eingeführtes Turnier
(vielleicht maurischen Ursprungs?),
bei dem die Reiter einander mit tönernen Kugeln werfen;
die Bezeichnung ist daher wohl an
neapolitan.
carusiello
‘rundes Tongefäß, Sparbüchse in Form eines Kopfes’
(eigentlich
‘geschorener Kopf’)
anzuschließen.
Die weitere Herleitung dieses mundartlichen Ausdrucks,
der sich offenbar mit
südital.
caruso
‘kahlgeschorener Kopf, kahlköpfige Person, Junge’,
carosare,
carusare
‘scheren’
verbinden läßt,
bleibt unsicher, möglicherweise geht er auf
lat.
cariōsus
‘morsch, faul, mürbe’
(s.
kariös)
oder auf eine Kreuzung der Wortgruppen von
griech.
ké͞irein
(
κείρειν)
‘scheren, abschneiden, abfressen’
und gleichbed.
vlat.
*tōnsāre
zurück.
Im
Dt. bezeichnet
Karussell
seit dem letzten Viertel des 18. Jhs.
das als Volksbelustigung aufkommende Drehgestell,
das zuweilen noch bis gegen Ende des 19. Jhs.
mit hängenden Ringen versehen ist,
so daß die Mitfahrenden das ritterliche Ringelstechen nachahmen können
(vgl.
öst.
Ringelspiel).
Ital.
carosello
übernimmt im 19. Jh. diese Bedeutung,
während
frz.
carrousel
nur regional
(Nordfrankreich, Belgien)
hierfür üblich wird
(sonst
frz.
manège de chevaux de bois).