in der philosophischen Ethik und in der katholischen Moraltheologie Teil der Sittenlehre, der für mögliche Fälle des praktischen Lebens anhand eines Systems von Geboten das rechte Verhalten bestimmt
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: jesuitische Kasuistik
Beispiele:
Die Kasuistik, die
der Papst hier anwendet – übersetzt so viel wie
»Lehre von den (Einzel‑)Fällen« –, ist eine
jahrhundertealte, zumal von Jesuiten entwickelte
Methode, um von den abstrakten Moralprinzipien der
Kirche zu dem individuell Gebotenen zu kommen. [Die Zeit, 25.11.2010]
Diese Kasuistik ist
nichts anderes als eine Sammlung von Anleitungen
für die Behandlung konkreter Fälle, die
fundamentalen Probleme der Moral werden jedoch
nicht angeschnitten. [Jedin, Hubert (Hg.): Handbuch der Kirchengeschichte. Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1970], S. 8844]
Das ärztliche Ethos hat […] eine hilfreiche
Kasuistik entwickelt,
oft ohne ein reflektiertes philosophisches
Fundament zu besitzen. [Die Zeit, 12.02.2015]
»Ein Autor fragt einen seiner Leser: Wie
gefällt ihnen mein Werk? Das geringste Zögern bei
der Antwort ist schon Kränkung des Verfassers; darf
er diesem also zum Munde reden?« fragt Kant in
einer Kasuistik zum Problem
der Lüge in der »Metaphysik der
Sitten«. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.09.1998]
Die katholische Moral erscheint nicht
[…] als kleinliche
Kasuistik, sondern als
ein großartiges geschlossenes Gebilde
[…]. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.01.1995]