Kavalier
m.
‘höflicher und zuvorkommender, besonders Frauen gegenüber rücksichtsvoller Mann’,
scherzhaft auch
‘Begleiter, Verehrer einer Frau’.
Das von
lat.
caballus
‘Pferd’
(ursprünglich
‘in der Landwirtschaft genutztes Pferd’
im Unterschied zu
lat.
equus
‘Reitpferd’)
abgeleitete
spätlat.
caballārius
‘Pferdeknecht’
wird im
Mlat. zur Bezeichnung
für die ohne Panzer kämpfenden Ritter
aus dem niederen fränkischen Adel
und ergibt
afrz.
cheval(i)er
(
frz.
chevalier),
aprov.
cavalier
‘Reiter, Ritter’
(s.
↗
Chevalier).
Auf der
aprov. Form beruht
ital.
cavaliere
‘Reiter, Soldat zu Pferde, Ritter, Adliger’
(14. Jh.,
in älterer Schreibung daneben
cavalliere,
cavagliere),
das seinerseits um 1470 als
mfrz.
cavalier
‘Reiter, Soldat zu Pferde’
wieder ins
Frz. entlehnt wird.
Die Übernahme ins
Dt. setzt,
wenn man von dem für zwei Quellen
der 1. Hälfte des 14. Jhs. nachgewiesenen,
aber zunächst ohne Nachfolge bleibenden
mhd.
cavali(e)r
‘Ritter’
(aus dem
Ital. oder
Aprov.)
absieht,
im letzten Drittel des 16. Jhs. ein.
Dabei weist
nhd.
Caval(l)ier,
Cavaglier,
Cavalierer
anfangs auf
ital. Vorbild
(im frühen 17. Jh.
neben
dt. Pluralbildung häufig noch
Cavalieri),
doch setzt sich (auch semantisch) bald der Einfluß von
frz.
cavalier
‘Reiter, Kavallerist, Edelmann, Herr, Begleiter einer Dame’
durch
(um 1640 gelegentlich die Pluralform
Cavaliers).
Kavalier,
um 1600
‘Reiter, Ritter (besonders Mitglied eines Ritterordens), adliger Herr’,
wird infolge seines Vorkommens in der galanten Dichtung
(‘vornehmer Liebhaber’)
sowie durch die Gepflogenheit der Soldaten,
die den adligen Offizieren zukommende Benennung
für sich ebenfalls in Anspruch zu nehmen,
im Laufe des 17. Jhs. Modeausdruck,
allgemein verwendete höfliche Anrede
(entsprechende Entwicklungen bei
↗
Dame,
↗
Galan,
s. d.)
und schließlich
(2. Hälfte 17. Jh.)
geläufiges Kennwort für den
das Persönlichkeitsideal jener Zeit verkörpernden
weltgewandten und gebildeten Mann
(im 19. Jh. abgelöst durch
↗
Gentleman,
s. d.).
Aus dieser Bedeutungsgeschichte
erklärt sich auch der gegenwartssprachliche Gebrauch
(vgl. ferner
Kavalier(s)tuch,
Kavalierstart,
Kavaliersdelikt).
Eine alte Übertragung begegnet in
Kavalier
‘die Brustwehr des Hauptwalls überragende und daher bessere Sicht- und Schußmöglichkeiten bietende Erhöhung’
als Terminus des Festungsbaus
(bereits 1573,
entsprechend gleichbed.
frz.
cavalier,
seit 1546),
heute noch lebendig in
Kavalierperspektive
für eine schiefe Parallelprojektion,
bei der alle in die Tiefe führenden Linien
unter einem Winkel von 45 Grad
und um die Hälfte verkürzt wiedergegeben werden
(18. Jh.).