kerben Vb. ‘ritzen, einschnitzen, markieren’. Das ursprünglich starke, nur
westgerm. belegte Verb geht allgemein zur schwachen Flexion über. Stark flektiert
aengl. ceorfan ‘abschneiden, eingraben’, schwach
mhd. kerben ‘einen Einschnitt machen, aufs Kerbholz einschneiden, feststellen’ (mit einem vereinzelten starken Part. Prät.
gekurben); starke und schwache Formen zeigen
mnd. mnl. nl. kerven, nur schwach ist
engl. to carve ‘einschneiden, schnitzen’ (mit einem Part.adj.
carven ‘geschnitzt’ in poetischer Sprache). Vielleicht besteht Verwandtschaft mit
griech. gráphein (
γράφειν) ‘einritzen, zeichnen, schreiben’,
aslaw. žrěbъ,
žrěbịjь ‘Würfel, Los, Geschick, Erbe’ (eigentlich ‘gekerbtes Stück Holz’),
russ. žérebej (
жеребей) ‘Los, durch Los zugefallener Anteil, kleines Stück’. Dazu stellt man auch die allerdings nur im
Germ. verbreitete Wortgruppe
krabbeln,
Krabbe,
Krebs (s. d.) und vereinigt alle Formen unter einem Ansatz
ie. *gerbh-,
*grebh- ‘ritzen, kratzen, krabbeln’. –
Kerbe f. ‘Einschnitt, Einritzung’,
mhd. kerbe, auch ‘Kerbholz’.
Kerbholz n. ‘Holzstock, in den Zahlen und Zeichen zur Schuldenberechnung eingeritzt werden’ (15. Jh.), noch im 18. Jh. bei Verrechnungsaktionen in Gebrauch; daher
etw. auf dem Kerbholz haben eigentlich ‘Schulden auf dem Kerbholz eingeritzt haben’, bildlich ‘etw. Unrechtes getan haben’.
Kerbtier n. von
Campe (1791) als
dt. Ausdruck für
Insekt (s. d.) erfolgreich vorgeschlagen; daneben (in
nd. Lautung mit f)
Kerf m. von
Oken (1815) geprägt.