Kind
n.
‘Nachkomme (Sohn oder Tochter), Junge oder Mädchen’,
ahd.
kind
‘Kind, Sohn, Nachkomme, junger Mann, Knabe, Zögling’
(8. Jh.),
mhd.
kint
und
(als frühe Entlehnungen aus dem
Hd.,
vgl.
Simon
Sprachmischung im Heliand
(1965) 26 ff.)
asächs.
kind,
mnd.
mnl.
kint,
nl.
kind
führen auf ein mit
ie.
-to-
gebildetes Partizipialadjektiv zur Verbalwurzel
ie.
*g̑en(ə)-
‘erzeugen, gebären’
(zur Bildungsweise s. auch
alt).
Germ. Verwandte sind
(mit anderer Dentalableitung)
anord.
kind
‘Geschlecht, Kind, Stamm’,
aengl.
cynd
‘Geschlecht, Geburt, Art, Gattung’,
engl.
kind,
ablautend
anord.
kundr
‘Sohn, Verwandter’,
kunnr
‘verwandt’,
got.
-kunds
‘herstammend’
sowie die unter
König
(s. d.),
eigentlich
‘Mann eines (vornehmen) Geschlechts’,
behandelten Formen.
Außergerm. entsprechen als
to-Partizipien,
aber in ihrer Form deutlich auf eine zweisilbige Wurzel weisend,
aind.
jātáḥ,
lat.
nātus
(
alat.
gnātus)
‘geboren’.
Zur Wurzel gehören ferner
griech.
gígnesthai
(
γίγνεσθαι)
‘werden, entstehen’,
lat.
gignere
(
genitum)
‘(er)zeugen, gebären, hervorbringen’,
genus
‘Abstammung, Geschlecht, Gattung, Art und Weise’
(s.
Genus
und die dort genannten Verwandten).
Auf Grund der aus früher Zeit überlieferten Gewohnheit,
kniend zu gebären,
sowie des Brauches,
ein Kind dadurch anzuerkennen,
daß es sich der Vater aufs Knie setzt,
wird vielfach ursprüngliche Identität der Wurzel
ie.
*g̑en(ə)-
‘erzeugen, gebären’
und
*g̑en(ə)-
‘erkennen, kennen’
(s.
können)
mit
ie.
*g̑enu-,
*g̑neu-
‘Knie’
(s.
Knie)
angenommen.
Das würde aber den Verbalwurzeln einen denominativen Charakter beilegen,
der kaum annehmbar ist.
Kindheit
f.
‘Lebenszeit des Menschen von der Geburt bis zur Geschlechtsreife’,
ahd.
kindheiti
(8./9. Jh.),
kindheit
(Hs. 12. Jh.),
mhd.
kintheit.
kindisch
Adj.
‘wie ein Kind, albern’,
ahd.
kindisc
‘kindlich, jung’
(9. Jh.),
mhd.
kindisch,
kindesch,
auch schon
‘albern’.
kindlich
Adj.
‘wie ein Kind’,
ahd.
kindlīh
(11. Jh.,
zuvor
kindlīhho
Adv.,
9. Jh.),
mhd.
kintlich;
dazu
Kindlichkeit
f.
(18. Jh.).
Kindbett
n.
‘Wochenbett’,
ahd.
kindbette
(um 1000),
mhd.
kintbette.
Kindergarten
m.
‘Kindertagesstätte’,
1840 von
F. Fröbel
als Bezeichnung für seine Vorschule für kleine Kinder geprägt.
Kinderhort
m.
‘Tagesstätte für Schulkinder, in der sie die unterrichtsfreie Zeit verbringen’,
meist nur
Hort
(s. d.),
1871 nach dem Vorbild von
Kindergarten
gebildet.
Kinderstube
f.
‘Schule’
(15. Jh.),
‘Aufenthaltsraum für Kinder’
(18. Jh.),
übertragen
‘gute Manieren, gutes Benehmen’
(19. Jh.).
Kindeskind
n.
‘Enkel, Nachkomme’,
mhd.
kindes kint.
Kindskopf
m.
‘lustig-alberner Mensch, der sich wie ein Kind gebärdet’
(18. Jh.),
im 17. Jh. dagegen wie
Kinderkopf
verwendet.