meist D , besonders D-Nordost , D-Mittelost , umgangssprachlich, veraltend, gelegentlich scherzhaft, gelegentlich abwertend
a)
Synonym zu Kino (1, 2)
Beispiele:
Die Berliner nahmen sehr früh bereits eine innige Verbindung zum
Film auf. Schon um die Jahrhundertwende hat ihre Zunge aus dem pompösen
Schnörkel »Kinematographentheater« liebevoll das Kürzel
»Kintopp« gemacht. [Neues Deutschland, 26.01.1987]
Das Lederwarengeschäft hat längst für immer zugemacht, das
Wirtshaus am Eck auch. Doch das Kino gibt es immer noch, seit 1957. In
normalen Zeiten zeigt das Kintopp im einzigen
Saal fünfmal pro Woche einen Film, mal Programmkino, mal
Mainstream. [Süddeutsche Zeitung, 18.07.2020]
An jenem Wochenende strömen jährlich bis zu 1000 Bergfilmfans in
den reizvollen Kintopp. In der ansehnlichen
Naturkulisse […] flimmern [Berg-]Filme
über die in den Steinbruch eingehängte Leinwand. [Ältestes Open-Air-Bergfilmfestival Deutschlands geht bald in die
16. Runde, 30.07.2014, aufgerufen am 01.09.2020]
Als 1906 ein Panoptikum die Räume über seiner Kneipe am
Kottbusser Damm Ecke Boppstraße in Kreuzberg räumte, nutzte er die Gunst
der Stunde und eröffnete dort im Folgejahr ein Kino – ein bald so
erfolgreiches Etablissement, dass im Volksmund erst von Topps Kino, dann
von Kintopp die Rede gewesen sein soll. [Der Tagesspiegel, 22.03.2007]
Ich habe im Chor gesungen – bei der Berliner Domkantorei nach
1961 […].
Außerdem hat es eine Phase gegeben, in der wir jede Premiere in
Ostberlin, in der Staatsoper und der Komischen Oper besuchten. Es war
auch billig, ich bin für eine Mark und fünf in die Komische Oper
gegangen. Genauso viel hat Kintopp gekostet, das
müssen Sie sich mal vorstellen! [Der Tagesspiegel, 11.10.2001]
Als der Hoteliersohn 1902 in Essen geboren wurde, waren
Boxeraufstand und Burenkrieg eben zu Ende, Rundfunk und Fernsehen noch
nicht erfunden, und im Kintopp kurbelte der
Operateur die Stummfilme noch per Hand. [Berliner Zeitung, 06.10.1994]
b)
Gesamtheit oder einzelnes Werk der (besonders in der Stummfilmzeit geschaffenen) Filmkunst
Grammatik: nur im Singular
Beispiele:
Mit Lohengrin hatte Wagner 1850 das durchkomponierte Singspiel
erfunden: Arien, Chöre, Sätze, Zäsuren verwob er darin zu einer Art
Klangteppich, der später den Kintopp der
Stummfilmära ebenso prägte wie die Blockbuster von heute. [Die Zeit, 22.05.2013, Nr. 21]
Knapp 1500 Besucher strömten am Wochenende zur Historischen
Weiherschleife, um bei herrlichstem Wetter
Kintopp unter freiem Himmel zu erleben, um zu
picknicken, um Leute zu treffen, kurz: um Spaß zu haben. [Rhein-Zeitung, 24.07.2013]
Als das Kintopp aufkam, wurde das Theater
für tot erklärt – doch noch heute hat noch jede größere Gemeinde
(wenigstens) eine städtische Bühne. [Gründe für eine Zukunft der Tageszeitung, 27.05.2010, aufgerufen am 19.08.2020]
»Viele Regisseure sind noch immer fasziniert von der Magie des
Stummfilms, von der Zeit, als das alte Kintopp
noch Staunen auslöste, etwas Verruchtes hatte und große Kunst
bedeutete«, sagt Christoph Terhechte, der bei der Berlinale das
»Internationale Forum des Jungen Films« leitet. [Berliner Morgenpost, 25.01.2007]
»Der Stummfilm war niemals stumm«, so
H[…], die einiges über den
Kintopp zu erzählen weiß. [Neue Westfälische, 12.11.2003]
Orchesterleiter Albrecht Winter und seine acht Musiker bieten
ein abwechslungsreiches [der Filmmusik gewidmetes] Programm vom Stummfilm bis zum
Kintopp der 60er Jahre – garniert mit vielen
Informationen und Anekdoten zum Thema. [Leipziger Volkszeitung, 24.07.2003]