Kirche
f.
‘christliches Gotteshaus, Gemeinschaft gläubiger Christen gleichen Bekenntnisses’,
ahd.
kirihha
(8. Jh.),
mhd.
kirche,
asächs.
kerika,
kirica,
mnd.
mnl.
kerke,
karke,
nl.
kerk,
aengl.
cir(i)ce,
cyr(i)ce,
engl.
church
ist entlehnt aus
spätgriech.
kȳrikón
(
κυρικόν)
‘Gotteshaus’
(4. Jh.),
einer Vulgärform von
griech.
kȳriakón
(
κυριακόν),
Neutr. Sing. zu
kȳriakós
(
κυριακός)
Adj.
‘dem Herrn gehörig’,
abgeleitet von
kȳ́rios
(
κύριος)
‘Herr, Herrscher’,
auch Bezeichnung Gottes bzw. Christi.
Daß das
Got.
griech.
kȳrikón
den übrigen germ. Sprachen vermittelt habe,
ist wenig wahrscheinlich,
statt dessen ist Aufnahme des Wortes
im griech.-lat. geprägten Christentum
der römischen Kolonialstädte
(z. B. Metz, Trier, Köln)
im Rahmen der Bautätigkeit der konstantinischen Epoche anzunehmen.
Das in den germ. Sprachen geltende feminine Genus mag
unter dem Einfluß von
lat.
basilica
entstanden sein.
Bereits
ahd.
kirihha
bezeichnet
(wie
kirchenlat.
ecclēsia)
sowohl das
‘Gotteshaus’
und die dort
‘versammelte Gemeinde’
als auch die
‘geistige Kirche’.
Vgl.
Masser
Bez. f. d. christl. Gotteshaus
(1966) 17 ff.
kirchlich
Adj.
ahd.
kir(i)hlīh
(9. Jh.),
mhd.
kirchlich.
Kirchner
m.
‘Kirchendiener, Küster’,
mhd.
kirchenære,
kirchener
‘Küster, Mesner’,
mnd.
kerkenēre.
Kirchenlicht
n.
heute nur in der Wendung
kein großes Kirchenlicht sein,
(‘kein kluger Mensch sein’),
im 16. Jh. nach
kirchenlat.
lūmen ecclēsiae
gebildet,
einer ehrenden Charakterisierung für den Kirchenlehrer
Augustinus,
entsprechend
Kirchenlichter
(Mathesius
1570)
für
Luther
und die Wittenberger Theologen,
spöttisch bereits 1517 in
lat.
lux theologorum
(Dunkelmännerbriefe);
der
dt. Ausdruck
dürfte von Anfang an wenn nicht ironisch gebraucht,
so doch mit diesem Nebensinn empfunden worden sein.
Kirchenmaus
f.
meist
arm wie eine Kirchenmaus
‘sehr arm’,
eigentlich
‘wie eine Maus, die in einer Kirche lebt, wo es keine Vorräte gibt’
(18. Jh.).
Kirchenvater
m.
meist Plur.,
‘Verfasser bedeutender theologischer Schriften in der Frühzeit der christlichen Kirche’
(17. Jh.),
nach
kirchenlat.
pater ecclēsiae.
Kirchhof
m.
‘eingefriedeter Raum um eine Kirche, Begräbnisplatz’,
mhd.
kirchhof,
mnd.
kerkhof.
Kirchspiel
n.
‘Pfarrbezirk’,
ahd.
kirihspil
(Hs. 13. Jh.),
mhd.
kirchspil,
-spel
‘Bezirk, in dem ein Pfarrer predigen und amtieren darf, Gesamtheit der Pfarrkinder, Gemeinde’,
mnd.
ker(k)spel;
eigentlich
‘Bezirk der Kirchenpredigt’,
zu
mhd.
spel
n.
‘(dichterische) Erzählung, Erdichtung, Sage, Gerede, Gegenstand des Geredes’
(s.
↗
Beispiel).
Kirchtag
m.
‘Tag bzw. Jahrestag der Kirchweihe’,
mhd.
kirchtac
‘Kirchweihfest, Jahrmarkt’.
Kirchweih
f.
‘Kirchweihfest, Jahrmarkt, Jahrmarktsgeschenk’,
mhd.
kirchwīhe,
vgl. formal entsprechendes
ahd.
kirihwīhī
(9. Jh.);
zur Bedeutungsentwicklung s.
↗
Kirmes.