Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Klaubauf, der

Grammatik Substantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Klaubauf(s) · Nominativ Plural: Kleibeife/Kleibeif/Klaubaufe/Klaubäufe
Aussprache [ˈklaʊ̯pʔaʊ̯f]
Worttrennung Klaub-auf
Wortbildung  mit ›Klaubauf‹ als Erstglied: Klaubaufgehen · Klaubauflaufen
Herkunft wohl zu aufklauben
Dieses Stichwort finden Sie im DWDS-Weihnachtsglossar.
DWDS-Vollartikel

Bedeutungen

1.
meist A , gelegentlich D-Südost siehe auch Krampus (1)
Der Klaubauf ist eine Variante des Krampus, die besonders in Osttirol und mitunter in Bayern bekannt ist. Je nach Region werden unterschiedliche Bräuche mit dieser Gestalt verbunden.
Beispiele:
Das Klaubauf‑Brauchtum besteht aus mehreren Elementen: Einerseits werden von Nikolaus, Engeln, den Figuren Lotter und Lütterin (= tanzende Bettler) sowie den Kleibeifen private Häuser besucht. Der dramatische Höhepunkt dieses Brauches ist heute in Matrei, Punkt Mitternacht. Im Ortskern versammeln sich die Kleibeife zum zeremoniellen Gerangel. Die Kleibeife versuchen mit einem rituellen Wurf, wobei sie sich im Kreis drehen, ihre »Gegner« auf den Boden zu werfen. Danach werden sie wieder aufgeklaubt […]. [Kleine Zeitung, 06.12.2015]
»In Osttirol gibt es den anderen Krampus«, erklärt Wolfgang Lattacher, »den Klaubauf […].« Der Klaubauf hebe die Leute hoch und werfe sie zu Boden, sagt der Kärntner Brauchtums‑Experte. »Das finden sie lustig.« [Kleine Zeitung, 04.12.2013]
Alle sieben Jahre begleiten sieben Gesellen den Nikolaus und den Klaubauf von Haus zu Haus und führen ihr Spiel auf. […] Mit dem Auftritt des Klaubauf endet das Spiel, das etwa zehn Minuten dauert. [Münchner Merkur, 22.11.2019]
»Zu uns kam immer der Klaubauf, das waren die Knechte der umliegenden Höfe, die mit schwarz geschminkten Gesichtern und Jutesäcken kettenrasselnd umherzogen.« Der Nikolaus selbst brachte Äpfel, Nüsse, Lebkuchen und Weihnachtsguadl, also Plätzchen. [Münchner Merkur, 13.12.2018]
Der Umzug findet am Abend des 5. Dezember statt und führt vom Heimathaus zum Marktplatz. […] Die dunklen Gestalten (»Nigln«) […] flößen Furcht ein. Sie tragen Felle, Geweihe oder Masken und heißen Habergeiß (eine dämonische Ziege), Klaubauf (ein pelziges Geschöpf, das schlimme Kinder in seinem Korb einsammelt), Leutz’ammfresser (eine furchterregende Gestalt mit Wildschweinkopf) oder Grassertmandl (eine Art laufender Nadelbaum oder Baumgeist). [OÖ Nachrichten, 05.12.2018]
[…] Im Schein der Straßenlaterne steht ein einzelner Klaubauf. Junge Burschen und Mädchen umkreisen ihn. Zuerst ohne rechtes System, bis die sogenannten Nochgiener (die Nachgeher) eine Kette bilden und den Klaubauf dadurch zum rituellen Gerangel herausfordern. Doch noch passiert nichts. Der Klaubauf wartet. […] Und dann passiert es. Ziemlich schnell. Aus dem Dunkeln, ganz leise, haben sich einige Kleibeife angeschlichen. Plötzlich drehen sich alle um. Die Kleibeife sitzen uns auch im Nacken. Dann schwappt die Menge über und alle laufen. Plötzlich überall Kleibeife. Sie kommen. [Kleine Zeitung, 08.12.2016]
[…] vor allem bei Kindern gefürchtet ist der »Klaubauf«, auch bekannt als Krampus oder Knecht Ruprecht. Mit zotteligem Bart, Sack und Rute war er einst der Begleiter des Nikolaus bis er sich selbstständig machte. Unartige Kinder wurden von ihm »aufgeklaubt« und in den Sack gesteckt. [Mittelbayerische, 09.01.2016]
»Der Krampus hat den Burschen genommen und ihn mit dem Kopf mehrmals auf den Boden gehauen, ganz bewusst. Das war meine Wahrnehmung.« Dann habe der Krampus den Buben einfach liegen lassen, »wie so ein Stück« und sei davon gerannt. Normalerweise helfen Klaubäufe allen auf, die sie niederreißen. Angeblich kommt davon auch das Wort: Klaubauf. [Kleine Zeitung, 08.12.2013]
Die Klaubaufe verletzen niemanden absichtlich bei Raufereien, aber es könne passieren, dass eine Jacke zerrissen wird oder eine Halskette zu Bruch geht. [Tiroler Tageszeitung, 26.11.2009]
In Osttirol […] begegnet man dem Klaubauf oder vielen Kleibeif, wie die Mehrzahl lautet: In Matrei in Osttirol stoßen sie am Krampustag die Leute um und klauben sie dann wieder auf. [OÖ Nachrichten, 01.12.2007]
2.
A Brauch, bei dem als Klaubaufe (1) verkleidete Personen in den Tagen um den 5. Dezember durch die Straßen ziehen und versuchen, Passanten zu Boden zu werfen
Grammatik: nur im Singular
Der Klaubauf bzw. das Klaubaufgehen oder -laufen wird vor allem in der Osttiroler Gemeinde Matrei gepflegt.
Beispiele:
In der Vergangenheit sorgten die Teilnehmer und auch aggressive Zuschauer des Matreier »Klaubaufs« immer wieder für Schlagzeilen. Etwa 2013, als ein 15‑jähriger Bub von einem Krampus zu Boden gerissen wurde und dabei eine Schädelfraktur erlitt. [Tiroler Tageszeitung, 07.12.2016]
Auch wenn die Veranstaltungen manchmal aus dem Ruder laufen – für Krampus‑ und Perchtenläufe gibt es eigentlich strenge Regeln, die bis ins 18. Jahrhundert zurückgehen. […] Wohl deshalb sind Touristen noch heute beim »Klaubauf« im Osttiroler Matrei unerwünscht. Dort soll »wildes« Brauchtum erhalten bleiben. Was jedes Jahr bis zu hundert Verletzte fordert. Denn der Kampf mit den Klaubauf – Butten (= wannenartige Gefäße) tragende Krampusse, die böse Menschen einpacken – ist ausdrücklich erwünscht. [Kleine Zeitung, 30.11.2014]
Dieser komische Osttiroler Brauch, genannt »Klaubauf«, gehört sofort abgeschafft […]. [Kleine Zeitung, 22.03.2014]
Einen Krampusverein, wie in den meisten anderen Osttiroler Gemeinden, gibt es in Matrei nicht. Somit auch niemanden, der das Klaubauflaufen bei der Gemeinde anmeldet und letztlich für Folgen geradestehen muss. Auch die übliche Absperrung zwischen den zotteligen Gesellen und den Zuschauern sucht man vergeblich. Der Matreier Bürgermeister Andreas Köll begründet das damit, dass es sich beim Klaubauf um eine langjährige Tradition handle. »Raufhändel zwischen Krampussen und Zuschauern sind bei uns jahrhundertealtes Brauchtum.« [Tiroler Tageszeitung, 11.12.2013]
Der Klaubauf […] organisiere sich selbst, dahinter stehe kein Matreier Verein[…]. »Die kommen vom Berg runter, es heißt auch, dass Virger dabei sind. Keiner weiß, wer da dabei ist«[…]. An jedem Abend vom 4. bis 6. Dezember kommt es zum Ausläuten am Rauterplatz. Absperrungen gibt es keine und registriert sind die Klaubaufe auch nicht. [Tiroler Tageszeitung, 26.11.2009]
»[…] der Klaubauf ist nix für Touristen, das ist unser Brauch, wenn Touristen kommen wollen, sollen sie nach Lienz gehen. Die machen uns [Matreiern] dort ohnehin alles nach.« In Lienz ist der Krampus‑Brauch zu einer lautstark vermarkteten Touristen‑Attraktion geworden. Das Publikum beobachtet das Treiben der wilden maskierten Männer geschützt hinter Absperrungen, und auch das Rangeln mit den Zaungästen, die von den Teufeln herumgewirbelt und in den Schnee geworfen werden, verläuft in geordneten Bahnen. [Wiener Zeitung, 03.12.2005]

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Zitationshilfe
„Klaubauf“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Klaubauf>.

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