Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Koffer, der

Grammatik Substantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Koffers · Nominativ Plural: Koffer
Aussprache  [ˈkɔfɐ]
Worttrennung Kof-fer
DWDS-Vollartikel

Bedeutungen

1.
quaderförmiges, mit aufklappbarem Deckel und Handgriff zum Tragen bzw. Ziehen versehenes Transportbehältnis für Kleidungsstücke, Reisebedarf, Unterlagen, Bücher o. Ä.
Oberbegriff zu Reisekoffer
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: ein gepackter, leerer, abgestellter, herrenloser, vergessener Koffer
als Akkusativobjekt: einen Koffer packen, auspacken, schleppen, abstellen, öffnen, durchwühlen, durchleuchten; einen Koffer transportieren, übergeben, überreichen, aufgeben, deponieren, entgegennehmen
in Präpositionalgruppe/-objekt: etw. in einen Koffer packen, stecken, stopfen; etw. in einem Koffer verstauen, verstecken
mit Genitivattribut: die Koffer der Passagiere, der Reisenden
in Koordination: Koffer und Taschen, Rucksäcke
mit Prädikativ: der Koffer ist schwer, leer, voll
hat Präpositionalgruppe/-objekt: ein Koffer voller Bücher, Geld; die Koffer auf dem Bahnsteig, dem Laufband
als Genitivattribut: der Besitzer, der Inhalt eines Koffers
als Passivsubjekt: die Koffer werden verladen, verstaut
Beispiele:
Würden Geld und Zeit keine Rolle spielen, würde ich einen Koffer packen und zum Flughafen fahren. [Die Zeit, 14.05.2015]
In den roten Koffern tragen Minister ihre wichtigsten Akten herum. [Süddeutsche Zeitung, 26.09.2019]
Wenn Europäer und Europäerinnen auf Reisen gehen, dann meist mit viel Gepäck in nicht zu kleinen Koffern. [Der Standard, 26.07.2015]
Am Abflugschalter wartet eine mit Koffern und Taschen bepackte Menschenschlange, lachend und voller Vorfreude auf den anstehenden Urlaub. [Schweriner Volkszeitung, 19.09.2012]
Das Geld soll bar in einem Koffer übergeben worden sein. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.02.2003]
Ein Tisch, drei Stühle, ein alter Schrank und mehrere Koffer, Töpfe und etwas Geschirr, das war alles, was sie besaßen. [Die Zeit, 02.05.1946]
Phrasem:
auf gepackten Koffern sitzen (= reisefertig, aufbruchsbereit sein) (= ungeduldig auf den baldigen Beginn einer Reise oder eines Umzugs warten)
2.
Straßenbau ausgehobene Vertiefung im Boden, die mit Schotter, Kies o. Ä. aufgefüllt wird und als Unterbau (2) dient
Beispiele:
Derzeit wird die Hülengasse mit Anschluss an die Lindenstraße saniert und mit neuen Abwasserrohren ausgestattet, wo nötig werden neue Koffer ins Straßenbett eingebaut, im Bereich von Rathaus und Narrenheim wird die Parkplatzsituation verbessert. [Reutlinger General-Anzeiger, 09.04.2010]
Dabei entsteht ein Weg von rund 500 Metern Länge, der sich in drei oder vier Schlaufen den steilen Hang hinaufwindet. Er erhält einen Koffer aus grobem Kies und eine Mergelschicht, was mit Eichenstämmen gegen das Abrutschen gesichert wird. [Basler Zeitung, 05.09.2001]
3.
Soldatensprache großkalibriges Geschoss
Beispiele:
Dann kramen wir in unserem zivilen Wortschatz, um dem Schlimmen ein Mäntelchen umzuhängen. Granaten werden zu schweren Koffern, Torpedos zu Aalen und Panzerabwehrwaffen zu Ofenrohren. [Die Zeit, 03.06.1966]
Rund 600 Blindgänger aller Kaliber, darunter »Koffer« vom Kaliber 20,3 Zentimeter, machten die Feuerwerker unschädlich. [Rhein-Zeitung, 29.07.2003]
Im Yom‑Kippur‑Krieg 1973 hockte ich […] in einem Schützengraben auf dem Golan, wir zogen die Köpfe ein, denn die syrische Artillerie schoss schwere Koffer. [Hamburger Abendblatt, 27.06.2002]
Spürbar vibriert die Erde, dann hallen die Abschüsse der Haubitzen und Granatwerfer über die Kiefernwipfel. Hoch, aber trotzdem unheimlich genug, heulen die schweren Koffer der Artillerie über die Köpfe der Soldaten hinweg und detonieren mit riesigen Rauch‑ und Erdfontänen mitten in einer »gegnerischen« Zielgruppe nur wenige hundert Meter vor den eigenen Linien. [Berliner Zeitung, 01.03.1974]
4.
Jargon Tabakpäckchen (als Zahlungsmittel unter Strafgefangenen)
Beispiele:
Die 800 Häftlinge in Hannover haben nur einmal pro Monat Gelegenheit, Kaffee und Tabak – im Knastjargon »Bombe« und »Koffer« genannt – zu besorgen. [Der Spiegel, 20.12.1993]
Koffer und Bomben für den Knast [Überschrift] [Fränkischer Tag, 17.08.2015]
»Planet Tegel« ist ein eigener Mikrokosmos, der neben Körpercodes wie Tätowierungen auch seine eigene Sprache hat. Die findet sich im virtuellen Knastwörterbuch. Dort erfährt man beispielsweise, daß ein »Koffer« ein Päckchen Tabak und eine »Bombe« ein Glas löslicher Kaffee ist. [die tageszeitung, 10.12.1998]
Wer im [Gefängnis im] oberhessischen Butzbach eine Spritze leiht, muß ein Päckchen Tabak (Knastjargon: »Koffer«) bezahlen. [Die Zeit, 15.01.1993]
Er senkte gar die Preise im allgegenwärtigen, geheimen Knasthandel. Ein »Koffer mit Blatt« (Tabak mit Zigarettenpapier) war nun schon für 2.50 Mark statt fünf oder sechs Mark zu bekommen[…]. [Der Spiegel, 20.09.1976]
5.
übertragen, umgangssprachlich etw. besonders Großes, Sperriges oder schwer zu Bewältigendes, Verarbeitendes; Person von stattlicher Körpergröße, Körpermasse o. Ä.
Beispiele:
Also, mein […] Vater, das war Georges, ein echter Koffer. Riesengroß, monumental, mit einer dicken Bärenstimme[…]. [die tageszeitung, 25.08.1988]
Jeder von uns schleppt so einen Koffer mit sich – Geschichten der Eltern, die sie nie ausgepackt haben, unerfüllte Träume, Wunden und Wünsche, weitergegeben an die nächste Generation. [Münchner Merkur, 26.03.2021]
HSV‑Nachwuchschef Bastian Reinhardt weiß aus eigener Erfahrung genau, was ein vermasselter Auftakt bedeuten kann. »Es ist schwer, wenn man am Anfang gleich so einen Koffer bekommt. […]«, sagte der einstige Abwehrrecke am Sonntag im Sportclub des NDR‑Fernsehens. [Die Zeit, 23.01.2012 (online)]
Bei den bisherigen Testspielen machte [der neue Führungsspieler Aubrey] Reese einen sehr guten Eindruck. »Er ist ein richtiger Koffer«, sagt R[…] anerkennend über den breitschultrigen US‑Amerikaner. [Frankfurter Rundschau, 21.09.2009]
»Die haben doch keine Ahnung, wie man so einen Koffer (= LKW) fährt!« schimpft Thran. [die tageszeitung, 26.02.1992]

letzte Änderung:

Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat A1.
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Koffer m. ‘tragbarer Behälter mit aufklappbarem Deckel’ (für Reisen). Griech. kóphinos (κόφινος) ‘großer Korb, Tragkorb’ ergibt lat. cophinus ‘Weidenkorb’, worauf afrz. cofre ‘Truhe, Kiste’ (aus Holz oder Metall) beruht. Aus diesem werden mnl. cofre, cofere, coffer und spätmhd. (niederrhein.) koffer, kuffer ‘Kiste, Truhe, Geldkasten’ (14. Jh.) entlehnt. Im 16. Jh. dringen Koffer, Kopfer, Kuffer, Kuffert ins Hd. und Nd. vor und treffen auf ein gegen Ende des 16. Jhs. aus dem Frz. entlehntes Coffre. Die Form Koffer mit der Bedeutung ‘Reisebehälter, -gepäck’ beginnt sich im 18. Jh. durchzusetzen.

Thesaurus

Synonymgruppe
Koffer · Reisekoffer · Rollkoffer · Trolley
Oberbegriffe
Assoziationen
Synonymgruppe
Koffer · stabiler Transportbehälter
Oberbegriffe
Unterbegriffe

Typische Verbindungen zu ›Koffer‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Koffer‹.

Zitationshilfe
„Koffer“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Koffer>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

Wortverlaufskurve

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