Kollaboration, die
Grammatik Substantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Kollaboration · Nominativ Plural: Kollaborationen · wird meist im Singular verwendet
Aussprache
Worttrennung Kol-la-bo-ra-ti-on
Wortzerlegung kollaborieren -ation
Herkunft aus collaborationfrz ‘Mit-, Zusammenarbeit’ < collabōrārespätlat ‘mitarbeiten’ < col‑lat ‘zusammen-’ (kon-) + labōrārelat ‘arbeiten’ (laborieren)
Bedeutungsübersicht
- 1. gegen die Interessen des eigenen Landes gerichtete Zusammenarbeit mit dem Kriegsgegner, mit der Besatzungsmacht
- 2. [selten] [bildungssprachlich] Zusammenarbeit
Duden, GWDS, 1999 und DWDS
Bedeutungen
1.
gegen die Interessen des eigenen Landes gerichtete Zusammenarbeit mit dem Kriegsgegner, mit der Besatzungsmacht
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: aktive, passive, offene Kollaboration
als Genitiv-/Akkusativ-/Dativobjekt: jmdn. der Kollaboration beschuldigen, bezichtigen, verdächtigen
in Präpositionalgruppe/-objekt: jmdn. wegen Kollaboration [mit dem Besatzer, Feind] verurteilen
hat Präpositionalgruppe/-objekt: Kollaboration mit den Besatzern, Okkupanten, mit dem Feind
als Genitivattribut: der Vorwurf, der Verdacht, die Politik der Kollaboration
Beispiele:
Das Prinzip der Kollaboration, das
erschreckend reibungslose Zusammenspiel zwischen einer fremden
Besatzungsmacht und einer einheimischen Verwaltung, wurde nur selten in
dieser Eindringlichkeit [wie in diesem Buch]
beschrieben. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.09.2006]
[…] zahlreiche Historiker werfen ihm
[Bandera] und seiner Organisation
Ukrainischer Nationalisten aber auch Kollaboration
mit den Nazis und Massaker an Kommunisten, Juden und der Zivilbevölkerung
vor. [Neue Zürcher Zeitung, 31.03.2016]
Fast überall auf dem Kontinent hatte es neben erzwungener und
freiwilliger Kollaboration mit den deutschen
Besatzern auch entschiedenen Widerstand gegeben[…]. [Zeit Geschichte, 24.02.2015]
Extreme Unterdrückung bringt nicht nur Widerstand hervor, sondern
immer auch Kollaboration mit dem Feind, den Versuch,
durch Wohlverhalten das eigene Elend zu mildern. [konkret, 2000 [1990]]
2.
selten, bildungssprachlich Zusammenarbeit
Beispiele:
[…] bei Großexperimenten sind es meist
internationale Kollaborationen mit Hunderten
Mitgliedern, in denen die
[naturwissenschaftliche] Forschung
vorangebracht wird. [Der Spiegel, 12.02.2016 (online)]
Um das vorhandene Wissens‑ und Talentepotenzial optimal
auszuschöpfen, sind Netzwerke notwendig, über die entsprechende
Kooperationen und Kollaborationen organisiert werden
können[…]. [Der Standard, 05.12.2008]
Die neue Form der Zusammenarbeit nennt sich
[…] »Kollaboration«
und wird mit verschiedenen[…]
Verfahren ermöglicht, häufig in Unternehmensnetzen. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.10.2005]
Dank seiner begrenzten Kollaboration mit den
Behörden profitiert […]
[er] von einem humanen Strafvollzug. [Der Spiegel, 28.07.1986]
letzte Änderung:
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Kollaboration · Kollaborateur · kollaborieren
Kollaboration f. ‘verräterische Zusammenarbeit mit dem Landesfeind’, älter allgemein ‘Zusammenarbeit’, entlehnt (19. Jh.) aus frz. collaboration ‘Mit-, Zusammenarbeit’, das zu spätlat. collabōrāre ‘mitarbeiten’ gebildet ist; vgl. mlat. conlaboratio, collaboratio ‘(gemeinsame) Tätigkeit, Ertrag, Besitz’, lat. labōrāre (s. laborieren). Im zweiten Weltkrieg nimmt frz. collaboration die Bedeutung ‘landesverräterische Zusammenarbeit mit dem Kriegsgegner, dem faschistischen Deutschland’ an, mit der das Wort nach dem Kriege auch im Dt. (meist bezogen auf französische Verhältnisse) üblich wird. Entsprechend Kollaborateur m. ‘Mitarbeiter’ (19. Jh.), nach gleichbed. frz. collaborateur, dann (im zweiten Weltkrieg, nach 1945 auch im Dt.) ‘wer mit dem Kriegsgegner zusammenarbeitet’ (in diesem Sinne der deutlichen Unterscheidung wegen zeitweilig auch frz. collaborationniste, wohl nach ital. collaborazionista ‘wer zur Zusammenarbeit mit einer gegnerischen Partei bereit ist’); kollaborieren Vb. ‘mit-, zusammenarbeiten’ (19. Jh.), ‘mit dem Kriegsgegner zusammenarbeiten’ (nach 1945), in beiden Verwendungen frz. collaborer (nach spätlat. collabōrāre, s. oben) folgend.
Thesaurus
Synonymgruppe
Kollaboration ·
Zusammenarbeit mit dem Feind
Oberbegriffe |
Synonymgruppe
Kollaboration ·
enge Kooperation
Oberbegriffe |
|
Typische Verbindungen zu ›Kollaboration‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Kollaboration‹.
Ausmaß
Form
Führer
Lied
Rapper
Remix
Résistance
Song
Sprecher
Stück
Thema
Titel
Track
Verdacht
Verrat
Vichy-Regime
Vorwurf
Widerstand
angeblich
entschuldigen
entstehen
erzwungen
fruchtbar
handeln
horizontal
kollektiv
langerwartet
premierte
vermeintlich
veröffentlichen
Zitationshilfe
„Kollaboration“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Kollaboration>.
alphabetisch vorangehend | alphabetisch nachfolgend |
---|---|
Kollaborateur Kolkrabe Kolk Koliurie Kolitis |
Kollaborator Kollage Kollagen Kollagenase Kollagenose |
selten | häufig | |||||
Bitte beachten Sie, dass diese Karten nicht redaktionell, sondern automatisch erstellt sind. Klicken Sie auf die Karte, um in der vergrößerten Ansicht mehr Details zu sehen.
Weitere Wörterbücher
- Deutsches Wörterbuch (¹DWB)
- Deutsches Wörterbuch, Neubearbeitung (²DWB)
- Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (WDG)
Belege in Korpora
Referenzkorpora
Metakorpora
Zeitungskorpora
Webkorpora
Spezialkorpora
- DTA-Erweiterungen (1465–1969)
- Archiv der Gegenwart (1931–2000)
- Polytechnisches Journal
- Filmuntertitel
- Gesprochene Sprache
- DDR
- Politische Reden (1982–2020)
- Bundestagskorpus (1949–2017)
- Soldatenbriefe (1745–1872)
- Korpus Patiententexte (1834–1957)
- A. v. Humboldts Publizistik (dt., 1790–1859)
- Nachrichten aus der Brüdergemeine (1819–1894)
- Der Neue Pitaval (1842–1890)
- Briefe von Jean Paul (1780–1825)
- Deutsche Kunst und Dekoration (1897–1932)
- Neuer Deutscher Novellenschatz (1884–1887)
- stimm-los – Wiedergefundene Perlen der Literatur
- Wikibooks-Korpus
- Wikipedia-Korpus
- Wikivoyage-Korpus
- Gesetze und Verordnungen (1897–2023)