eng verbundene Gemeinschaft von Menschen mit gemeinsamen gesellschaftlichen, politischen o. ä. Zielen
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: ein funktionierendes, diszipliniertes, solidarisches, eingespieltes, homogenes, loses Kollektiv; ein soziales Kollektiv
als Akkusativobjekt: ein Kollektiv formen, bilden
als Dativobjekt: einem Kollektiv angehören
in Koordination: Kollektiv und Individuum; Kollektive und Gemeinschaften, Gruppen
in Präpositionalgruppe/-objekt: die Geborgenheit im Kollektiv
als Aktiv-/Passivsubjekt: das Kollektiv entscheidet [über etw.]
als Genitivattribut: die Kraft, die Macht, die Weisheit, die Anonymität, der Zwang des Kollektivs; das Mitglied eines Kollektivs
Beispiele:
Ob es um eine Familie geht, den Fußballverein oder
[…] ein Unternehmen: Menschen sind gern stolz
auf die Kollektive, denen sie angehören, sie wollen
Teil eines großen Ganzen sein, an das sie glauben können. [Welt am Sonntag, 01.06.2008]
Für Hertha muss es [im Fußballspiel] am Sonnabend gegen Dortmund das Ziel sein,
wieder als Kollektiv auf dem Platz zu stehen. [Berliner Morgenpost, 18.12.2021]
Damals wurde [in dem Unternehmen] eine
interne Arbeitsgruppe gebildet, die als Kollektiv
(= gemeinschaftlich) die wichtigen Entscheidungen traf. [Der Standard, 27.06.2015]
Markus Müller verfügt über die Gabe, eine Künstlergruppe, die oft von
vielen, egoistischen Zielen getrieben sein kann, zu einem altruistischen,
auf die gemeinsamen Ziele orientierten Kollektiv
zusammenzuschweißen. [Die Welt, 30.08.2014]
Seine Partei [FDP] erschien immer dann
besonders attraktiv, wenn die großen Kollektive, die
Volksparteien, die Gewerkschaften, zu mächtig wurden. [Die Zeit, 11.08.2011]
Das kleine, straff organisierte Kollektiv der
Bourgeoisie existiert nämlich nur so lange, als es ihm gelingt, dem großen
Kollektiv der Massen einzureden, kein
Kollektiv zu sein; keine gemeinsamen Interessen
zu haben; jeder ein Unikat. [konkret, 2000 [1983]]
Als Forscher gehört es [das Individuum]
zu einer Gemeinschaft, mit der es arbeitet und oft unbewußt Ideen und
Entwicklungen heraufbeschwört[…]. Als
Parteimitglied, als Angehöriger eines Standes, eines Landes, einer Rasse
usw. gehört es wiederum anderen Kollektiven an. [Fleck, Ludwik: Entstehung und Entwicklung einer wissenschaftlichen Tatsache. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1980 [1935], S. 61]
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vor allem in sozialistischen Staaten oder mit Bezug auf sozialistisch geprägte soziale Gruppen Gemeinschaft, Gruppe von Menschen, die durch gemeinsame berufliche o. ä. Aufgaben fest verbunden ist, wie die Belegschaft eines bestimmten Betriebes, die Mitarbeiter einer Abteilung, einer Arbeitsgruppe o. Ä.
Kollokationen:
in Präpositionalgruppe/-objekt: sich ins Kollektiv einfügen
mit Genitivattribut: ein Kollektiv der sozialistischen Arbeit (= Ehrentitel); ein Kollektiv der Werktätigen; das Kollektiv der Parteiführung
in Koordination: Kollektive und Brigaden, Betriebe, [gesellschaftliche] Organisationen
hat Präpositionalgruppe/-objekt: ein Kollektiv von Technikern, Wissenschaftlern
als Genitivattribut: die Arbeit des Kollektivs
Beispiele:
Wir […] möchten zum Tag des
Gesundheitswesens dem Kollektiv der
Kinderpoliklinik wie überhaupt den Ärzten, Schwestern und Pflegern der
Charité herzlich für ihren aufopferungsvollen Dienst am Menschen danken. [Berliner Zeitung, 06.12.1988]
Als Absender traten das
»Kollektiv des Bezirksamtes für Nationale
Sicherheit Gera und die Kreisämter« auf – mit anderen Worten: die
Mitarbeiter der Staatssicherheit in der südlichen Provinz der DDR. [Die Welt, 16.01.2021]
Anteil an der Entwicklung einer sozialist. Architektur in der DDR
hatten frühzeitig mit ihren Kollektiven die
Architekten Haesler, Henselmann, Hopp, Paulick, z. T. auch Ehrlich und
Selmanagic[…]. [Lexikon der Kunst. Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1989], S. 6601]
Das neue Lehrbuch wurde von einem
Kollektiv von Wissenschaftlern und Praktikern
geschaffen. [Berliner Zeitung, 14.07.1984]
Der Bauer, der früher seine Arbeit selbst einteilte, muß sich
jetzt dem Kollektiv einordnen, sich an einen
regelmäßigen Arbeitsbeginn gewöhnen und die zugewiesene Arbeit
diszipliniert ausführen. [Neues Deutschland, 22.03.1962]
Ich bin grundsätzlich nach wie vor gern bereit, an einer Revue
für Piscator mitzumachen, und auch das vorgeschlagene
Kollektiv ist mir recht – mit Brecht ist
durchaus zu arbeiten, er quillt vor Ideen und behagt mir als Mitarbeiter
sehr. [Tucholsky, Kurt: An Piscator-Bühne, 16. Februar 1928. In: ders.: Kurt Tucholsky, Werke – Briefe – Materialien. Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1928], S. 11443]