Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Konzil, das

Grammatik Substantiv (Neutrum) · Genitiv Singular: Konzils · Nominativ Plural: Konzile/Konzilien
Aussprache  [kɔnˈʦiːl]
Worttrennung Kon-zil
Wortbildung  mit ›Konzil‹ als Erstglied: Konzilsvater  ·  mit ›Konzil‹ als Letztglied: Nationalkonzil · Plenarkonzil
Herkunft aus conciliumlat ‘beratende, beschließende Versammlung’, conciliumspätlat auch ‘Versammlung der Bischöfe’
DWDS-Vollartikel

Bedeutungen

1.
Religion
a)
katholische Religion Versammlung aller katholischen Bischöfe als Träger der kirchlichen Lehr- und Regierungsgewalt unter Vorsitz des Papstes
Beschlüsse bedürfen der Bestätigung durch den Papst und besitzen dann bei Glaubensentscheidungen (nach katholischer Lehre) Unfehlbarkeit.
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: ein ökumenisches, allgemeines, päpstliches Konzil
als Akkusativobjekt: ein Konzil einberufen, abhalten
in Präpositionalgruppe/-objekt: die Mehrheit im Konzil; sich auf das [2. Vatikanische] Konzil berufen; Kritik am Konzil üben; die Forderung nach einem [neuen] Konzil [erheben]
in Koordination: die Synoden, die Kirche, der Papst und die Konzilien
als Genitivattribut: die Einberufung, die Konstitution, die Sitzungsperiode, Session, die Dekrete, Dokumente, die Impulse, der Geist des Konzils
Beispiele:
Zweck der Konzilien ist, in strittigen Angelegenheiten des christlichen Glaubens und der kirchlichen Disziplin Beschlüsse zu fassen, die für die ganze katholische Kirche verbindlich sein sollen. Deshalb besitzt nach geltendem Kirchenrecht das ökumenische (= die ganze (katholische) Welt umfassende) Konzil »die höchste Gewalt über die Universalkirche« – allerdings mit einer wichtigen Einschränkung: Alle Beschlüsse der Konzilien bedürfen der Bestätigung durch den Papst, der auch die Konzilien einberuft und ihren Vorsitz innehat. [Der Spiegel, 03.10.1962]
Das Gottesbild des Christentums ist die Dreieinigkeit (Trinität), also drei Personen – Gott Vater, Sohn, Heiliger Geist – in einem Gott[…]. Verbindlich ist diese Auffassung seit den Ökumenischen (= die ganze (katholische) Welt umfassenden) Konzilien von Nicäa im Jahr 325 und Konstantinopel 381. [Dresdner Neueste Nachrichten, 17.01.2020]
Im Zuge dieser Auseinandersetzung [mit dem Ablasshandel] formulierte der gescheiterte Reform‑Katholik Luther (nicht mehr wollte er anfangs sein) vier Grundprinzipien, die zum Fundament eines eigenen, anderen Glaubens wurden. Was also zählt, wenn die Stimme des Papstes und selbst das Votum der Konzile nicht mehr zählt? Luther bringt es auf den knappsten Nenner: sola scriptura, sola fide, sola gratia und solus Christus (= nur die Heilige Schrift, der Glaube, die Gnade Gottes und Christus). [Mittelbayerische, 31.10.2017]
In unregelmäßigen Abständen ruft der Papst Vertreter aus allen Bischofskonferenzen der Welt zusammen, um mit ihnen Fragen von gesamtkirchlicher Bedeutung zu diskutieren. Im Unterschied zu einem Konzil hat eine Synode allerdings keine Entscheidungskompetenz, sondern wird nur beratend tätig. Vom 5. bis 19. Oktober 2014 wird die Bischofssynode in Rom unter dem Vorsitz von Papst Franziskus tagen. [Die Welt, 04.02.2014]
In der Debatte um Veränderungen berufen sich viele [Katholiken] auf das Zweite Vatikanische Konzil von 1962 bis 1965, mit dem wichtige Reformen und eine Modernisierung der katholischen Kirche angestoßen worden waren. So wird der Gottesdienst seither überwiegend in den Landessprachen statt auf Latein gehalten, Priester feiern die Messe nicht mehr mit dem Rücken zum Kirchenvolk. [Die Zeit, 19.05.2012]
Eine der prägenden Episoden in der Geschichte von Konstanz ist das in der Freien Reichsstadt von 1414 bis 1418 abgehaltene Konzil, mit dem die damalige Spaltung der Kirche samt mehreren amtierenden Päpsten [in Rom und Avignon] überwunden werden sollte. Dementsprechend fand in Konstanz am 11. November 1417 mit der Wahl von Martin V. die einzige Papstwahl nördlich der Alpen statt. Erinnert wird in Konstanz auch an mehreren Stellen an den tschechischen Reformator Jan Hus, der im Zuge des Konzils als Ketzer verurteilt und am 6. Juli 1415 auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. [Landshuter Zeitung, 08.08.2019]
Von Anfang an stand dieses Gedächtnismahl im Zentrum des christlichen Glaubens; im zweiten Jahrhundert setzte sich der Begriff Eucharistie (Danksagung) durch. Das Trienter Konzil (1545–1563) formulierte die heutige katholische Lehre: Brot und Wein wandeln ihr Wesen und werden zu Christus, der sich den Gläubigen schenkt (Transsubstantationslehre). [Abendmahl. In: Aktuelles Lexikon 1974–2000. München: DIZ 2000]
b)
Buddhismus Versammlung buddhistischer Mönche und Gelehrter, die der Bewahrung und Abklärung der ursprünglich nur mündlich überlieferten Lehren des historischen Buddhas (Siddhartha Gautama, 563 bis 483 v. Chr.) und der Klärung aktueller Fragen des Buddhismus dient
Beispiele:
Wurde beim 1. Konzil gleich nach dem Dahinscheiden von Buddha Shakyamuni (= der Weise aus dem Volk der Shakya) noch um die Sammlung der Überlieferung gerungen, so fanden bald darauf Spaltungen anhand unterschiedlicher Sichtweisen statt. [Buddhistische Frühgeschichte, 02.07.2016, aufgerufen am 01.09.2020]
Es war Kaiser Ashoka der Große, der Herrscher über das mächtigste Reich der indischen Antike, der im 3. Jahrhundert vor Christi das dritte buddhistische Konzil einberief, um von den klügsten Köpfen seines Imperiums die reine Lehre Buddhas festschreiben zu lassen. [Berliner Morgenpost, 08.03.2015]
Was wir über Buddha wissen, entstammt dem sogenannten Pali‑Kanon, der 252 v. Chr. auf einem buddhistischem Konzil zusammengestellt wurde. [Gott ist gut, 13.09.2009, aufgerufen am 01.09.2020]
Kurze Zeit später entwickelt Buddha, wie Siddharta Gautama bald genannt wird, seine Lehre. […] Nach Buddhas Tod versammeln sich zahlreiche Mönche in der Stadt Rajagaha zum ersten buddhistischen Konzil. Sie rezitieren die Lehren ihres Meisters und legen so die Grundlagen für einen Glaubenskanon. [Rhein-Zeitung, 12.06.2007]
Seit dem Sechsten Buddhistischen Konzil in Rangun, 1954, sind die Jünger des Gautama Buddha zu einer Offensive übergegangen, die sich gegen die aus der Kolonialzeit stammende Position des Christentums in ganz Südasien richtet. [Der Spiegel, 11.09.1963]
2.
Beratungsgremium einer Hochschule oder Universität, das entsprechend verschiedener gesetzlicher Regelungen oder Hochschulsatzungen unterschiedlich in seiner Zusammensetzung und seinen Kompetenzen sein kann
Kollokationen:
mit Genitivattribut: das Konzil der Universität, der Hochschule, der Fachhochschule
Beispiele:
Das Konzil berät über die grundlegenden Angelegenheiten der Universität. Es beschließt unter anderem […] die Grundordnung und die Wahlordnung der Universität, wählt den Rektor, die Prorektoren, den Kanzler sowie die Mitglieder des Universitätsrats. Auch über die Ernennung von Ehrensenatoren der Rostocker Universität bestimmt das Gremium. Dem Konzil gehören je 22 Vertreter der Gruppe der Hochschullehrenden und der Studierenden sowie je elf Vertreter der Gruppe der akademischen und weiteren Mitarbeitenden an. [Norddeutsche Neueste Nachrichten, 04.05.2021]
Nach den Maßgaben des neuen Hochschulgesetzes wurden die Konzile inzwischen abgeschafft, stattdessen sind jetzt die erweiterten Senate für die Besetzung der Rektorenposten an den Akademikerschmieden zuständig. [Leipziger Volkszeitung, 21.06.2010]
Zu den Konsequenzen einer marktradikalen Orientierung der Hochschulen gehören nämlich auch straffe Managementstrukturen. Der sächsische Gesetzentwurf gibt den Rektoraten fast unumschränkte Macht und schafft das Konzil als Vollversammlung einer Universität ab. [Leipziger Volkszeitung, 16.03.2006]
Das Konzil der Universität Oldenburg beschloß gestern in geheimer Abstimmung, daß die Oldenburger Hochschule künftig den Namen »Carl von Ossietzky‑Universität« trägt. Von den 99 Anwesenden stimmten 77 mit Ja und 18 mit Nein. Damit geht ein 19jähriger Kampf der Universität mit wechselnden Landesregierungen zuende, die den Namen des Friedensnobelpreisträgers immer wieder abgelehnt hatten. [die tageszeitung, 30.05.1991]
Die neuen Hochschulgesetze oder die entsprechenden Entwürfe räumen Assistenten und Studenten in Grundordnungsversammlungen, satzungsgebenden Konzilien, in akademischen Senaten und auf Fachbereichs‑ und Fakultätssitzungen mehr Stimmen ein als je zuvor. [Der Spiegel, 07.07.1969]
allgemeiner Versammlung, Beratung
Beispiele:
Das gestohlene Bild malte [Vlaho] Bukovac 1901 im Auftrag des Kaufmanns Petar Nikolic. Es zeigt ein Konzil (»sabor«) (= Ständeversammlung) der Serben zur Zeit der Österreichisch‑Ungarischen Monarchie im Jahr 1861. Es stellt deshalb eine Etappe der Autonomiebestrebungen der Serben innerhalb des Reiches dar. An der Versammlung hatten die prominentesten politischen und kirchlichen Vertreter der Serben aus Ungarn teilgenommen. [Neue Zürcher Zeitung, 14.08.2021]
[…] bei der Nationalmannschaft erlebte der [Physiotherapeut] Klaus Eder Hansi Flick als sogenannten Co‑Trainer. »Wir hatten zwei Tage vor jedem Spiel ein medizinisches Konzil. Hansi war fast immer dabei und hat sich akribisch über jeden Spieler erkundigt«. [Mittelbayerische, 05.06.2021]
In dem Vortrag sollen Aufgaben und Ziele im Spannungsfeld der täglichen Arbeit in einem Krankenhaus vorgestellt und gezeigt werden, wie ethische Konzile durchgeführt werden sollen. Das klinische Ethikkomitee bietet Patienten, Angehörigen und Mitarbeitern Orientierung und Hilfe bei schwierigen Fragestellungen an. [Neue Westfälische, 14.04.2010]
Wenn sich ihre Repräsentanten in Davos zum Weltwirtschaftsforum treffen, dann tagt da ein Konzil der ökonomischen Macht. Die Bosse halten in der Bergwelt Hof, und Staatspräsidenten und Regierungschefs werden geduldet, um an der Weisheit der Wirtschaftslenker teilzuhaben. [Südkurier, 17.02.2007]
Damals in Ostberlin gaben die Kreml‑Vertreter klein bei. Um des Anscheins der Einheit willen verzichteten sie darauf, ihren Anspruch auf Glaubensmonopol und Hegemonialstellung durchzusetzen. Aber sie begannen alsbald, vor allem in neuen Verträgen mit den Ländern Osteuropas und in blockinternen Konzilien, den »Proletarischen Internationalismus« – sprich: die Unterordnung unter Moskaus Gebot – wiederum zur Pflicht eines jeden Kommunisten zu erheben. [Die Zeit, 08.07.1977]

letzte Änderung:

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Konzil n. ‘Versammlung hoher katholischer Würdenträger (besonders der Bischöfe) zur Entscheidung wichtiger, die Gesamtkirche betreffender Fragen’, dann auch ‘Versammlung delegierter Universitätsangehöriger’, mhd. concīlje (13. Jh.), frühnhd. concili (15. Jh.), entlehnt aus lat. concilium ‘beratende, beschließende Versammlung’, spätlat. auch ‘Versammlung der Bischöfe’ (s. oben), aus *concaliom, vgl. lat. calāre ‘(feierlich) aus-, zusammenrufen’.

Thesaurus

Religion
Synonymgruppe
Konzil · Synode
Unterbegriffe
  • Konzil von Verona · Synode von Verona
  • Vaticanum · Vatikanisches Konzil

Typische Verbindungen zu ›Konzil‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Konzil‹.

Akte Berufung Beschluß Dekret Dokument Durchführung Einberufung Geist Hu Judikatur Lehre Reformdekret Sitzungsperiode Superiorität baseler basler berufen einberufen konstanzer lyoner pisaner tridentiner tridentinisch trienter vatikanisch vatikanische zweit ökumenisch
Zitationshilfe
„Konzil“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Konzil>.

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