Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Krämer, der

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GrammatikSubstantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Krämers · Nominativ Plural: Krämer
Nebenform D-Südost Kramer · Substantiv · Genitiv Singular: Kramers · Nominativ Plural: Kramer
Aussprache  [ˈkʀɛːmɐ] · [ˈkʀaːmɐ]
Worttrennung Krä-mer · Kra-mer
Wortzerlegung Kram -er1
Wortbildung  mit ›Krämer‹/›Kramer‹ als Erstglied: Kramerin · Kramerladen · Krämerei · Krämergeist · Krämerin · Krämerladen · Krämerlatein · Krämerseele · krämerhaft · krämerisch
 ·  mit ›Krämer‹/›Kramer‹ als Letztglied: Ablasskrämer · Aktenkrämer · Fellkrämer · Geheimniskrämer · Gewürzkrämer · Heimlichkeitskrämer · Kleinigkeitskrämer · Kleinkrämer · Salbenkrämer · Umstandskrämer · Wollkrämer · Wortkrämer
Mehrwortausdrücke  jeder Krämer lobt seine Ware
ZDL-Vollartikel

Bedeutungen

1.
meist historisch, noch D-Südost , umgangssprachlich Person, die eine kleine Auswahl von Waren des täglichen Bedarfs (besonders Lebensmittel, Hygieneartikel und Haushaltswaren) in einem kleinen Laden (2) oder an einem Stand¹ (3 a) verkauft
Beispiele:
1676 ließ das wohlhabende Kramer‑Amt, eine zunftartige Vereinigung von Kleinhändlern, also Krämern, am Krayenkamp auf dem von ihm erworbenen Gelände zwei Reihen mit gleichgeschnittenen Wohnungen für 20 Witwen von verstorbenen Mitgliedern erbauen. [Hamburger Abendblatt, 02.10.2018]
Die Gemeinde Frauenneuharting hat zwar in der Dorfmitte keinen Wirt mehr, dafür einen der letzten Gemischtwarenläden der Region. In diesem Laden steht der Kramer […] hinter einer Plexiglasscheibe und rechnet zusammen: »50,40 Euro bitte«, sagt er, worauf ihm eine Frau mit Krücke einen orangefarbenen Schein und Münzen über die Ladentheke schiebt. [Im Corona-Hotspot, 09.11.2021, aufgerufen am 10.11.2021]
Rita T[…] weiß […] noch gut, wie sie und ihre Schulkameraden vor dem Unterricht beim »Kramer« vorbeischauten und für ein Zehnerl oder Pfennige Süßes einkauften. [Landshuter Zeitung, 26.11.2021]
Auch die Querverbindungen, etwa nach Weimar oder Jena, wurden verbessert. Schon einmal ist Erfurt ein Knotenpunkt gewesen, als sich im Mittelalter die wichtigsten Handelswege hier kreuzten. Die Krämerbrücke liegt an der Via Regia. Während die Knechte mit den Karren durch die Furt fuhren, kauften die Herren auf der parallel verlaufenden Überquerung bei den Krämern Proviant und Mitbringsel ein. Die Krämerbrücke ist die einzige bewohnte Brücke nördlich der Alpen. [Der Tagesspiegel, 10.12.2017]
Anfang des 20. Jahrhunderts lebte ein alter Mann im Dorf, ein Krämer, der in der Umgebung nützliche Haushaltswaren wie Knöpfe und Pfannen, Schuhlöffel und Glühbirnen, Sicherungen und Sicherheitsnadeln verkaufte. [Fränkischer Tag, 23.01.2008]
Der Dichter betritt den Laden eines Krämers, um ein Pfund Tabak zu kaufen. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.02.2002]
Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts hatte der Import fremder Waren und Gewerbserzeugnisse durch Krämer und Hausierer zugenommen. [Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2. Braunschweig 1895]
[…] falls der Kühlschrank und die Vorratskammer daheim für den Frühstückstisch nichts Brauchbares mehr hergeben, ins Angebot des Kramers haben es längst auch französische Marmeladen, Käse und italienische Salami geschafft. [Süddeutsche Zeitung, 04.06.2010]
Lisbeth kam zum Tisch. Das Kopftuch durch die zitternden Hände ziehend, sagte sie: »Mutter, ich bring kein’ Leim net. Der Kramer hat gsagt, er verkauft uns nix mehr.« [Ganghofer, Ludwig: Der Dorfapostel. Stuttgart: Adolf Bonz 1917 [1900], S. 74]
2.
übertragen, abwertend, veraltet kleinlicher, engstirniger Mensch
Schreibung: Krämer
Beispiele:
Wenn wir so weitermachen, wird die Europäische Union nie mehr sein als eine Bande von geizigen, sich gegenseitig mißtrauisch beäugenden Krämern. [Süddeutsche Zeitung, 04.12.1998]
Das Volk hat[…] in Robert Peel nur die großartige Seite des Bürgerthums gesehen, die man hassen kann, über die man sich aber nicht lustig machen wird; in Ludwig Philipp[…] nichts als den kleinen, berechnenden Krämer, dessen Klugheit niemals ergreift und erwärmt, nicht weil sie klug, sondern weil sie kleinlich ist. [Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, II. Semester. I. Band]

letzte Änderung:

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Kram · kramen · Kramladen · Krämer
Kram m. ‘(geringwertige) Gegenstände, Zeug, Krempel’, übertragen ‘nicht näher bezeichnete lästige Angelegenheiten’, ein nur im Dt. und Nl. heimisches Wort, das allerdings auf Grund ausgedehnter Handelsbeziehungen hansischer Kaufleute ins Nordgerm., ins Balt. und Slaw. entlehnt wird. Die Herkunft von ahd. krām ‘Kaufmannsbude, Zelt’ (Hs. 12. Jh.), mhd. krām ‘ausgespanntes Tuch, Zeltdecke, Kaufmannsbude, Handelsgeschäft, Kaufmannsware’, mnd. krām ‘Verkaufszelt, Waren, Kleinhandel, Gardine des Wochenbetts, Wochenbett’, mnl. crāme, craem, nl. kraam ist unbekannt. Anzunehmen ist eine Grundbedeutung ‘Zeltdach über einem Verkaufsstand bzw. über dem Wagen eines reisenden Händlers’; doch Anschluß an die s-lose Variante der unter Schirm (s. d.) behandelten ie. Wurzel bleibt unsicher. Vgl. G. Richter in: Zur Ausbildung d. Norm d. dt. Literaturspr. 2 (1976) 173 ff. kramen Vb. ‘herumwühlen’, mhd. krāmen ‘Kramhandel treiben’. Kramladen m. ‘Laden mit Kleinwaren’ (17. Jh.). Krämer m. ‘Lebensmittel-, Kleinwarenhändler’, übertragen ‘kleinlicher, engherziger Mensch’ (wofür auch Krämerseele, um 1800), ahd. krāmāri, krāmeri ‘Kleinhändler, Schankwirt’ (Hs. 12. Jh.), mhd. krāmære, kræmer.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Besitzer eines Kramladens · Inhaber eines Tante-Emma-Ladens · Kleinhändler · Krämer  ●  Greißler österr. · Höker veraltet · kleiner Krauter ugs.
Oberbegriffe
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Krämer‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Krämer‹.

Zitationshilfe
„Krämer“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Kr%C3%A4mer>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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