Kraut
n.
‘kleinere, nicht verholzende Blattpflanze, Blattwerk’,
(vgl.
Rüben-,
Kartoffelkraut),
‘Gemüse, Kohl’
(vgl.
Blau-,
Rot-,
Weiß-,
Sauerkraut),
fachsprachlich
‘ein- oder zweijährige, nicht verholzende Pflanze’
ahd.
(8. Jh.),
mhd.
krūt,
asächs.
krūd
(‘Unkraut’),
mnd.
krūt,
mnl.
cruut,
nl.
kruid.
Die Herkunft des nur im
Dt.
und
Nl. bezeugten Wortes ist unklar.
Man hat, obwohl sehr unsicher,
germ.
*krūda-
‘Kraut’
auf ein
ie.
*gu̯rūto-
zurückgeführt,
um es als Partizipialbildung mit
griech.
brýein
(
βρύειν)
‘sprossen, strotzen, keimen’
(s.
↗
Embryo)
verbinden zu können,
und hat die
germ. und
griech. Formen
in Beziehung gesetzt zu einer auf
ie.
*gu̯eru-
‘Stange, Spieß’
(älter vielleicht
‘Zweig’?)
beruhenden Wortgruppe
got.
qaíru
‘Pfahl, Stachel’,
lat.
verū
‘Spieß’,
air.
bi(u)r
‘Speer, Spieß’,
dazu ablautend
awest.
grava-
‘(Rohr)stock’
(dazu s.
↗
kirre).
Angesichts der schwierigen Vergleichsmöglichkeiten hält
de Vries
Nl.
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Herkunft aus einer vorie. Substratsprache für erwägenswert.
Redensartlich
ins Kraut schießen
‘sich unkontrolliert entwickeln, ausbreiten’
(eigentlich
‘nur Blätter, keine Frucht bringen’);
dagegen ist kein Kraut (‘Heilmittel’)
gewachsen
‘dagegen hilft nichts, das ist nicht zu ändern’
(16. Jh.);
das Kraut fett machen
‘viel, Wichtiges dazutun’
(17. Jh.),
der macht’s Kraut auch nicht fett
‘der tut nicht viel dazu, ändert nicht viel’
(19. Jh.);
wie Kraut und Rüben
‘durcheinander’
(17. Jh.).
Unkraut
n.
‘für den Menschen nicht verwertbare Pflanze’,
ahd.
(9. Jh.),
mhd.
unkrūt.
Sauerkraut
n.
‘fein geschnittenes, mit Salz und Gewürz eingelegtes Weißkraut’
(16. Jh.).
Kräuter
Plur.
‘Gewürz- und Heilpflanzen’,
in älterer Zeit auch singularisch
mhd.
krūt
‘Gewürz’
(Anfang 14. Jh.),
frühnhd.
Kraut
‘Heilpflanze’
(15. Jh.).
krauten
Vb.
‘Unkraut jäten’
(15. Jh.).