Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Kritiker, der

Grammatik Substantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Kritikers · Nominativ Plural: Kritiker
Aussprache 
Worttrennung Kri-ti-ker
Wortzerlegung Kritik -er1
eWDG

Bedeutungen

1.
jmd., der kritisiert
Beispiele:
er ist ein schonungsloser, strenger, unerbittlicher, unbestechlicher, wohlwollender Kritiker
die Kritiker des neuen Projekts, der neuen Politik wurden eines Besseren belehrt
er erwies sich als scharfsinniger Kritiker des veralteten Wissenschaftsbetriebs
Fontane war ein Kritiker des alten Preußen
2.
jmd., der beruflich Kunstwerke kritisiert, Kunstkritiker
Beispiele:
er erhielt eine Stelle von der Zeitung als Kritiker
er zeigte sich als ein verständnisvoller Kritiker
Schließlich müssen Kritiker, die ihr Fach studierten, besser wissen, was Kunst ist [ StrittmatterBienkopp183]
All die professionellen Kritiker sehen und lesen an Stendhal vorbei [ St. ZweigBalzac403]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

kritisch · Kritik · Kritiker · kritisieren · Kriterium
kritisch Adj. ‘entscheidend, bedrohlich, gefährlich’. Spätlat. diēs criticī bezeichnet in der Sprache der Ärzte ‘die entscheidenden Tage (im Ablauf einer Krankheit)’ als Nachbildung von gleichbed. griech. hēmérai kritiká͞i (ἡμέραι κριτικαί); vgl. spätlat. criticus, griech. kritikós (κριτικός) ‘entscheidend, zur Entscheidung gehörig’, zu griech. krī́nein (s. Krise). Die lat. Fügung wird zu Anfang des 16. Jhs. in dt. medizinische Texte aufgenommen und daraus (2. Hälfte 17. Jh.) das Adjektiv kritisch im Sinne von ‘entscheidend’ in bezug auf einen Zeitpunkt oder Zeitabschnitt entlehnt, das dann (Ende 18. Jh.) in ‘bedrohlich, gefährlich’ in bezug auf eine Situation oder Lage übergeht. In der im 17. Jh. aufkommenden Bedeutung ‘wertend, prüfend, streng feststellend’ im Sinne philologischer Textüberprüfung, dann (18. Jh.) zur Charakterisierung wissenschaftlicher Arbeiten (vgl. Critische Dichtkunst, Critische Beyträge) und schließlich allgemein für ‘genau, streng beurteilend’ knüpft kritisch unmittelbar an griech. kritikós ‘entscheidend, zur Entscheidung gehörig, zum (Be)urteilen gehörig’, substantiviert ‘Beurteiler der Sprache und der Schriftwerke, Kunstrichter’ an. – Kritik f. ‘Beurteilung, Bewertung, Besprechung’, auch ‘Beanstandung’, Übernahme (Critique, Ende 17. Jh., dann Critic, Critik, 18. Jh.) von frz. critique als Ausdruck des (zuerst in Frankreich beginnenden) ästhetischen Kunstrichtertums. Dem frz. Ausdruck liegt griech. kritikḗ (téchnē) (κριτικὴ τέχνη) ‘Beurteilungskunst’, also das substantivierte Femininum von griech. kritikós (s. oben) zugrunde. Redensartlich unter aller Kritik ‘sehr schlecht’ (zuerst in der Journalistik, 2. Hälfte 18. Jh.). Kritiker m. ‘wer Kritik übt, Beurteiler, Kunstrichter’ (18. Jh.), älteres (heute nur noch geringschätzig gebrauchtes) Criticus (17. Jh.) ablösend, lat. criticus, griech. kritikós ‘Kunstrichter’ (s. oben). kritisieren Vb. ‘beurteilen, beanstanden’ (17. Jh.). Kriterium n. ‘unterscheidendes und entscheidendes Merkmal’ (17. Jh.), latinisierte Übernahme von griech. kritḗrion (κριτήριον) ‘entscheidendes Kennzeichen, Merkmal’.

Thesaurus

Synonymgruppe
Unterbegriffe
Assoziationen
Synonymgruppe
(politischer o.ä.) Gegner · Andersdenkender · Kritiker · Opponent
Assoziationen
  • (einer Sache) ablehnend gegenüberstehen · (sich) ablehnend äußern · (sich) stören an · Stellung beziehen gegen · dagegen sein · gegen etwas sein · missbilligen · nein sagen zu · nicht für richtig halten · verurteilen  ●  (sich) wenig aufgeschlossen zeigen (für) verhüllend · ablehnen Hauptform · wenig Verständnis haben (für) variabel · Anstoß nehmen (an) ugs.

Typische Verbindungen zu ›Kritiker‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Kritiker‹.

Verwendungsbeispiele für ›Kritiker‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Weil er den Kennern gegenüber nicht als naiv erscheinen möchte, setzt der Kritiker diese Kenntnisse voraus. [Schwanitz, Dietrich: Bildung, Frankfurt a. M.: Eichborn 1999, S. 439]
Mancher Kritiker warf dem Stück vor, es sei nicht tendenzlos. [Toller, Ernst: Eine Jugend in Deutschland, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1985 [1933], S. 151]
Es gibt Kritiker ihres Programms, aber sie hatten es schwer, gehört zu werden. [Rechenberg, Peter: Was ist Informatik?, München: Hanser 1994 [1991], S. 236]
In einem letzten Sinn des Wortes sind nicht wir ihre Kritiker, sie kritisiert uns! [Jannasch, W.: Wort Gottes. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1962], S. 38272]
Entnervend hat es ein Kritiker einmal genannt, weil es so sehr in sich selbst gefangen ist. [Die Zeit, 23.03.2000, Nr. 13]
Zitationshilfe
„Kritiker“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Kritiker>.

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