Kunst
f.
‘schöpferische und gestalterische Fähigkeit der Gesellschaft, vornehmlich ihrer mit besonderen Begabungen ausgestatteten Vertreter, Überlieferung und Produkte dieser Fähigkeit’
(nach Gattung und Epoche näher bestimmbar,
vgl.
Bau-,
Dichtkunst,
bildende Kunst,
Kunst der Antike),
dann auch
‘Gemachtes’
im Gegensatz zu
Natur
(bereits 16. Jh.),
‘industrielles Erzeugnis’
im Gegensatz zum
Naturprodukt
(vgl.
Kunstdünger,
19. Jh.,
Kunsthonig,
Kunstseide,
Kunststoff,
20. Jh.).
Als Verbalabstraktum mit
sti-Suffix
(s. auch
↗
Gunst)
zu dem unter
↗
können
(s. d.)
dargestellten Verb ist
ahd.
kunst
(9. Jh.),
mhd.
asächs.
mnd.
kunst,
mnl.
const
von umfassender Bedeutung
und bezeichnet zunächst
‘Wissen, Kenntnis’
(vgl.
mhd.
nāch mīner kunst
‘soviel ich weiß’),
‘menschliche Befähigung, Fertigkeit, Kompetenz’
unabhängig von ästhetischem Anspruch
(vgl.
schwarze Kunst,
mhd.
swarze kunst,
Kochkunst,
16. Jh.,
Staatskunst,
17. Jh.,
Heilkunst,
18. Jh.,
sowie
das ist keine Kunst
‘das ist ganz einfach’).
Kunst
steht auch im Sinne von
‘Wissenschaft’
(vgl.
die theologei sei mer ein erfarung und empfindnus dann ein kunst,
16. Jh.).
Vorbereitet durch Komposita wie
Malkunst
(17. Jh.),
das Aufkommen von
Wissenschaft
(s.
↗
wissen)
als Bezeichnung einer gelehrten Disziplin
und durch den Begriff der
schönen Künste,
auch
schöne Wissenschaften und Künste,
bildet sich,
gefördert durch
Batteux’
Schrift „Les beaux-arts“
(1746)
und das Wirken der deutschen Klassiker,
die heutige Auffassung heraus.
künsteln
Vb.
‘Künste, Fertigkeiten ausüben, experimentieren’
(16. Jh.),
‘künstlich herstellen’
(18. Jh.).
Über das 19. Jh. hinaus gültig bleibt nur das Part.adj.
gekünstelt
‘unnatürlich, unecht’;
vgl. auch gleichbed.
erkünstelt
(18. Jh.).
Künstler
m.
‘Schöpfer, Interpret von Kunstwerken’
(18. Jh.),
zuvor
‘Gelehrter, auf einem bestimmten Gebiet Bewanderter, Kenner’
(16. Jh.),
vgl. gleichbed.
mhd.
kunster,
künster,
später auch
künstener;
dazu
künstlerisch
Adj.
(18. Jh.).
künstlich
Adj.
‘nachgemacht, nicht natürlich’,
mhd.
künstlich
‘Verständnis, Weisheit bekundend, klug, geschickt’;
vgl.
mhd.
künstic,
künstec,
kunstic
‘mit Kunst begabt, verständig, klug’,
ahd.
kunstīg
(9. Jh.),
unkunstīg
(8. Jh.).
Kunststück
n.
‘Meisterstück, gekonnt ausgeführte Leistung’,
auch
‘Gaukelei, Zauberei’
sowie
‘Kunstwerk’
(16. Jh.).