Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Leibchen, das

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GrammatikSubstantiv (Neutrum) · Genitiv Singular: Leibchens · Nominativ Plural: Leibchen
Aussprache  [ˈlaɪ̯pçən]
Worttrennung Leib-chen
Wortzerlegung Leib -chen
Wortbildung  mit ›Leibchen‹ als Erstglied: Leibchenhose  ·  mit ›Leibchen‹ als Letztglied: Schnürleibchen
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Bedeutungsübersicht

  1. 1. [veraltet, noch übertrieben] entsprechend der Bedeutung von Leib (1, 2)
  2. 2. auf dem Oberkörper getragenes, meist ärmelloses Kleidungsstück
    1. a) [besonders früher] enganliegendes, meist ärmelloses oder mit abnehmbaren Ärmeln versehenes, über einer Bluse oder einem Kleid getragenes (vorn geschnürtes, geknöpftes o. ä.) Oberteil, besonders von Trachtenkleidern; oberer Teil eines ein- oder zweiteiligen Kleides, Taille
    2. b) [besonders früher] dem Korsett ähnliches, aber weniger steifes Unterwäschestück für Frauen (und Mädchen) mit stützender und formender Wirkung
    3. c) [früher] auf dem Oberkörper (über einem Unterhemd) getragenes, meist ärmelloses und vorn geknöpftes Unterwäschestück für Kinder, an dem typischerweise Strumpfhalter befestigt sind
    4. d) ärmelloses Unterhemd bzw. zwischen Unter- und Oberhemd getragenes Unterwäschestück, meist für Männer
    5. e) über dem Oberhemd getragenes, ärmelloses Oberteil (für Männer)
    6. f) farbiges, ärmelloses, gerade geschnittenes Oberteil, das der Kennzeichnung oder besseren Sichtbarkeit von Personen dient und daher über der eigentlichen Kleidung getragen wird; besonders im Sport oder als Sicherheitsmaßnahme
  3. 3. [meist A , CH ] Synonym zu T-Shirt
  4. 4. [seltener] [allgemeiner] Oberkörperbekleidung ohne Knöpfe oder Reißverschlüsse
  5. 5. [meist A , CH ] eng anliegendes, elastisches und viel Bewegungsfreiheit gewährleistendes Kleidungsstück, das besonders bei sportlicher Betätigung getragen wird
  6. 6. [Gymnastik, Theater, Tanz, Varieté] von Akrobaten, Tänzern o. Ä.: hautenges, einteiliges Kleidungsstück aus dehnbarem Material, das den Rumpf, mitunter auch die Arme, nicht aber die Beine bedeckt

Bedeutungsgeschichte

Die Verwendung des Wortes für Bekleidung geht wohl auf den Einfluss von corseletmfrz ‘leichtes, kleines Korsett, leichter Brustharnisch’ (zu corsafrz ‘Körper’) zurück.
ZDL-Vollartikel

Bedeutungen

1.
veraltet, noch übertrieben entsprechend der Bedeutung von Leib (1, 2)
Beispiele:
Ich seh mein Leibchen im Spiegel an, und in der Tat: Ich bin kein Männchen und kein Weibchen – ich bin ein deutscher Demokrat. [Die Weltbühne, 04.09.1924]
[…] zum Geburtstag kriegt Monika von ihrem Freund immer Unterwäsche geschenkt. Und stets greift er an die falschen Höschen‑Ständer. Die Maße seiner blonden Braut kann der Schussel sich nämlich einfach nicht merken. Deshalb rutscht und flutscht’s ihr immer vom kurvigen Leibchen. [Bild, 01.11.2002]
Millionen von pausbäckigen Puppen wandern alljährlich weit in die blaue Welt hinaus[…]. »Täuflinge« sind sie in ihrer Heimat genannt, da sie außer Strümpfen und zierlichen Lackschuhen nur ein Hemdlein über dem wohlgenährten Leibchen tragen. [Vossische Zeitung (Morgen-Ausgabe), 05.03.1908]
[…] bei Verstopfung massiert man das Leibchen [des Kindes] leicht und gibt Kümmeltee kaffeelöffelweise. [Reile, Bonifaz (Hg.): Kneipp, Sebastian. Das große Kneippbuch. München: Beckstein 1939 [1903], S. 435]
Was Mäulchen nascht, muss Leibchen büssen. [Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 3. Leipzig 1873]
Sie trug ein schwarzes Sammetkleid mit weißer breiter Krause um Hals und Brust, das am Leibchen und um die Hüften glatt anliegend ihren hohen und vollen Wuchs abzeichnete. [Keil, Ernst (Hg.): Die Gartenlaube. Jg. 3 (1855)]
2.
auf dem Oberkörper getragenes, meist ärmelloses Kleidungsstück
a)
besonders früher enganliegendes, meist ärmelloses oder mit abnehmbaren Ärmeln versehenes, über einer Bluse oder einem Kleid getragenes (vorn geschnürtes, geknöpftes o. ä.) Oberteil, besonders von Trachtenkleidern; oberer Teil eines ein- oder zweiteiligen Kleides, Taille (2)
Synonym zu Mieder (1 a)
Beispiele:
Entweder hat es [das Dirndl] im Rücken ein gefaltetes kleines Schößchen oder ein im Vorderteil geschnürtes Mieder. Der Rock wird ebenso wie das Leibchen aus buntgewebten bzw. bedruckten […] Baumwollstoffen gefertigt und weist in der Taille sogenannte »Stäbchenfalten« (parallel gereihte Zugfalten) auf. [Der Standard, 05.09.2006]
Das zweite Modell [Kleid] hat ein enges, geknöpftes Leibchen mit tief angesetztem, in weite Falten aufspringenden Rock. [Berliner Zeitung, 13.08.1953]
Im Folgenden eine Beschreibung der Tracht, wie sie die Mitglieder des Haßbergvereins in Zeil tragen. […] Leibchen: gemusterter Wollbrokat in verschiedenen Farben (rot, grün, lila, blau), geschlossen wird das Leibchen mit Haken und Ösen oder mit Knopfleiste, und als Auszier ist ein glattes einfarbiges Band aufgenäht. Getragen wird es mit Taillenwülsten. Der Futterstoff ist bunte Baumwolle. [Fränkischer Tag, 28.05.2008]
Die Mädchen […] trugen schon mit sechs Jahren die Tracht des »Hüttenberger Landes«: ein Leibchen mit Wulst, das den schweren Rock aus Tuch und Samt hielt. Darunter: üblicherweise mindestens ein Unterrock. […] Die Schultern bedeckte der »Motzen«, eine Bluse. [Frankfurter Rundschau, 21.07.2000]
Bei den Frauen gehörte [bei der Westerwälder Alltagstracht von Bauersleuten] zum Leibchen über dem weißen Hemd ein langer, in tiefe Falten gelegter Rock und darüber die etwas kürzere Arbeitsschürze. [Rhein-Zeitung, 15.03.1997]
Aus praktischen Gründen verschiedenen Ursprungs werden heute wieder viele Kleider geteilt, d. h. man trägt Rock und Leibchen getrennt, obwohl dem oberflächlichen Blick diese Teilung nicht erkennbar ist. Auf diese Weise steht es frei, jedes der beiden Teile für sich zu einer anderen Ergänzung zu tragen, doch ist der Mangel an Wollstoffen immerhin mit ein Grund, den Rock aus feinem, dichtem Wollstoff, das Leibchen oder die Bluse aus Tüll, Gaze, Seidenstoff, Spitzenstoff, möglichst in der gleichen Färbung zu wählen. Man trägt sogar feste Leibchen getrennt vom Rock und dann meist darüber[…] und erzielt damit leichter eine kleidähnliche Wirkung, als wenn die Bluse, wie sonst üblich, unter dem Rand des Miederrockes verschwindet. [Der Bazar, 11.10.1915]
b)
besonders früher dem Korsett (1) ähnliches, aber weniger steifes Unterwäschestück für Frauen (und Mädchen) mit stützender und formender Wirkung
Synonym zu Mieder (1 b)
Beispiele:
Aus starren Korsetts wurden elastische, formende Leibchen, die zugleich als Strumpfhalter dienten und das Strumpfband ersetzten. In den 20er Jahre[n] hatten sie die Aufgabe, alle weiblichen Rundungen an Brust, Taille, Hüfte und Po flach zu drücken, da gerade ein knabenhaft schlanker Körper und der Bubikopf in Mode waren. [Badische Zeitung, 28.05.2011]
Noch im 18. Jahrhundert bestand der Koller (= Kleidungsstück, das den Hals bzw. die Schultern bedeckt) [der Baaremer Tracht] aus goldenen Brokatstoffen und war mit rotem Samt eingefasst. An einem aus weißem feinerem Leinen gefertigten »Leibchen«, das praktisch als Hemd oder Bluse unter dem Mieder getragen wird, sind weite »Puffärmel« angenäht[…]. [Südkurier, 06.05.2006]
In Dresden gab […] [im Jahr 1899] das Fräulein Christine Hardt den Frauen ganz neuen Halt. Ihre Erfindung »Das Frauenleibchen als Brustträger« wird in der Patentschrift Nummer 110.888 ausführlich erläutert: »Der Zweck dieses Leibchens besteht hauptsächlich darin, die Brüste aufrecht zu halten. Dabei sind die Brustbehälter der jeweiligen Größe der Brust gemäß verstellbar.« [Süddeutsche Zeitung, 19.03.1992]
Die Mistinguett ist noch nicht da, vorläufig hopsen [im Varietétheater Moulin Rouge] noch die halb‑ und dreiviertelnackten Mädchen umher; manche, die feineren, tragen ein enggewickeltes Leibchen von zweifelhafter Weiße, dunkelweiß, sozusagen. [Vossische Zeitung, 25.04.1926]
Vor Tagesanbruch schlich sich Silvelie in Leibchen und Unterrock aus dem Haus, ging zum Brunnen und wusch sich dort in dem eiskalten Wasser[…]. [Knittel, John: Via Mala. Berlin: Deutsche Buch-Gemeinschaft 1957 [1934], S. 51]
Bei zunehmendem Umfange des Leibes [in der Schwangerschaft] müssen die Kleider dementsprechend weit und bequem gemacht werden; der Leib durch eine Binde gestützt und die Brust mittelst eines Leibchens – statt des festen Corsets – hochgehalten, die Kleiderröcke möglichst an Schultergürtel befestigt, damit jeder feste Druck in der Taillengegend verhindert wird. [Cornelius, Liete: So bleibt ihr gesund von der Wiege bis zum Grabe! Berlin: Möller 1902, S. 33]
c)
früher auf dem Oberkörper (über einem Unterhemd) getragenes, meist ärmelloses und vorn geknöpftes Unterwäschestück für Kinder, an dem typischerweise Strumpfhalter befestigt sind
Beispiele:
Meine Mutter strickte Strümpfe und aus Schafwolle Leibchen, das waren kleine Hemdchen, die man über dem normalen Unterhemd trug. Es gab keine Strumpfhosen, sondern lange, wollene, kratzende Strümpfe, die mit Strumpfhaltern am Leibchen befestigt wurden. […] [Kieler Nachrichten, 07.12.2019]
»Damals trugen die Buben im Winter Leibchen mit Strumpfhaltern und Wollstrümpfe unter kurzen Hosen«, erinnert sich der 80‑Jährige. [Südkurier, 24.12.2019]
Lange beherrschte die Mangelwirtschaft in der DDR den Alltag. Um das Jahr 1950 war die Zeit von »Magermilch und langen Strümpfen«. Mädchen und Jungen trugen so genannte Leibchen, an denen über Strumpfbänder die langen, oftmals gestrickten und kratzenden Strümpfe gehaltert waren. [Leipziger Volkszeitung, 04.02.2015]
Mädchen waren zur Winterzeit folgendermaßen ausstaffiert: Zuerst ein Unterhemd aus Baumwollstoff, darüber das Leibchen, vorn geknöpft, seitlich daran festgenäht die breiten Gummibänder fürs Festmachen der Strümpfe. [Neue Westfälische, 27.10.2007]
Ich selbst mußte lange graubraune Baumwollstrümpfe tragen, die oben nicht ganz in der kurzen Hose verschwanden, so daß eine unkleidsame, der Befestigung dienende Knopfschließe am unteren Ende eines Strumpfhalters sichtbar blieb. Dieser wiederum fand seinen Halt im Hüftbereich an einem nur mit fremder Hilfe auf dem Rücken knöpfbaren Leibchen. Ein damals verbreitetes Bekleidungsarrangement, unter dem ich seit Jahren litt. [Loriot [d. i. Vicco von Bülow]: Sehr verehrte Damen und Herren … Zürich: Diogenes 1993, S. 90]
Im Winter kommen die Kinder mit zwei und drei wollenen Hemden in die Schule, die Mädchen außerdem noch mit zwei, auch drei wollenen Unterröcken. Vom lockeren, bequemen Leibchen bis zum steifen, unnachgiebigen Korsettpanzer sind in diesem Alter von 6–7 Jahren alle Arten von Übergängen vertreten. [Schmid-Monnard, Carl / Schmidt, Rudolf: Schulgesundheitspflege. Leipzig: Voigtländer 1902, S. 133]
d)
ärmelloses Unterhemd bzw. zwischen Unter- und Oberhemd getragenes Unterwäschestück, meist für Männer
Beispiele:
Die Gleichgültigen […], die Unterhemd‑Bräuner, sonnen sich im Unterhemd, in Shorts und lassen Socken und Sandalen an. In ihren Campingstühlen ist es ihnen ganz gleich, dass sie den Rest des Jahres unweigerlich mit dem Abdruck ihrer Leibchen herumlaufen müssen. [Berliner Zeitung, 02.07.2001]
Langer Bart, Kippa, schwarze Hose, schwarze Schuhe, weißes Hemd, an der Hüfte die Zizit, ein Bündel fünffach geknoteter weißer Fäden, befestigt an einem Leibchen (= Tallit Katan, ein Kleidungsstück orthodoxer Juden zwischen Hemd und Unterhemd) – das ist die Tracht der orthodoxen Juden. [Hamburger Abendblatt, 19.09.2020]
[Daniele] Belotti ist Abgeordneter der rechten Lega [politische Partei in Italien], erstes Mandat, 52 Jahre alt, Fünftagebart, er kommt aus Bergamo. Die Krawatte hat er abgenommen, unter dem Hemd trägt er ein Leibchen, dabei ist es schon warm wie im Hochsommer. [Süddeutsche Zeitung, 04.07.2020]
»Aus meiner Zeit im Büro habe ich mir überlegt, was ein modernes Unterhemd haben muss«, sagt S[…]. Demnach musste das […] Kleidungsstück einen tiefen Ausschnitt haben, ohne lästige Etiketten auskommen und die Nähte sollten flach unter denen des Oberhemdes verschwinden. Zudem hatten die Leibchen extra lang zu sein. [Schweriner Volkszeitung, 06.03.2010]
Meist ist es ein unauffälliges Stück in einem Film[…], das einen Trend auslösen kann. Man erinnere sich, wie anziehend für viele beispielsweise das schlichte, für Hollywood‑Verhältnisse läppische 41‑fränkige Unterhemd gewirkt hat, das Nicole Kidman in Stanley Kubricks letztem Werk, »Eyes Wide Shut«, getragen hat. Das Bild mit dem Leibchen des Schweizer Wäscheherstellers Hanro ging um die Welt, das Wäscheteil selber wurde zum Hit. [Luzerner Zeitung, 24.01.2004]
Der Bauch hing ihm nach vorn, und das weiße, ärmellose Leibchen war stellenweise schweißdurchtränkt. [Löhndorff, Ernst Friedrich: Südwest-Nordost. Bremen: Schünemann 1936, S. 9]
e)
über dem Oberhemd getragenes, ärmelloses Oberteil (für Männer)
Synonym zu Weste
Beispiele:
Fundsache: In der Zahnarztpraxis […] ist eine schwarz‑grau‑melierte Weste mit Kapuze (Leibchen) vor ca. zwei Wochen liegen geblieben. [Mittelbayerische, 06.05.2021]
Die Festbuben tragen Freitag und Sonntag Lederhose, Trachtenlangarmhemd und Leibchen[…]. [Mittelbayerische, 14.06.2019]
Zwerg Rudi ist gut 60 Zentimeter groß und trägt zur grünen Arbeitshose ein gelbes Hemdchen. Oberzwerg Peter ist dreimal so groß und trägt zur schwarzen Anzughose ein braunes Leibchen über seinem weißen Hemd. [Hamburger Abendblatt, 13.10.2012]
Er trägt ein weißes Hemd mit breiten Manschetten, drüber ein schwarzes Leibchen, eine grau‑schwarz gestreifte Stoffhose und seine guten Lederschuhe. [Badische Zeitung, 31.08.2012]
In der »Annaburgischen Heyde« schoss der Deserteur K[…] von hinten vom Pferd. Der Mörder zog dem Ermordeten die Kleider bis auf den Brustlatz aus – ein kurzes ärmelloses Kleid, auch Leibchen genannt. [Leipziger Volkszeitung, 01.09.2009]
Vor ihrem ersten Auftritt an der Fasnacht erhielten sie ihren »Knecht« (= Kostüm) ausgehändigt. Er besteht immer noch aus brauner Kniebundhose, grauem Leibchen, weißem Baumwollhemd, Ledergurt, Handschuhen und dem schwarzen Musketierhut mit der Straußenfeder, die wie die Kniestrümpfe in den Stadtfarben blau oder gelb gehalten ist. [Südkurier, 01.08.2006]
f)
farbiges, ärmelloses, gerade geschnittenes Oberteil, das der Kennzeichnung oder besseren Sichtbarkeit von Personen dient und daher über der eigentlichen Kleidung getragen wird
besonders im Sport oder als Sicherheitsmaßnahme
Beispiele:
Dunkel gekleidete Menschen mit neongelben Leibchen über der Jacke stehen an den Toren, kontrollieren jeden, der das Areal betritt. Sie sind Mitarbeiter eines privaten Sicherheitsdienstes, der das Impfzentrum sowie den umzäunten Außenbereich rund um die Uhr bewacht. [Allgemeine Zeitung, 11.01.2021]
Schiedsrichter Marijan Z[…] waren die Trikots beider Mannschaften zu ähnlich, so dass die eigentlich ganz in schwarz gewandeten Gastgeber orangefarbene Leibchen überstreifen mussten, damit sie von den in dunkelblau angetretenen Jürmkern unterschieden werden könnten. [Neue Westfälische, 31.10.2018]
Die Trainingseinheit im Volkspark lief seit knapp 50 Minuten, da verteilte [Trainer] Horst Hrubesch bunte Leibchen. Die pinken gingen an die vermeintlichen Startelfspieler des HSV am kommenden Montag gegen den 1. FC Nürnberg […], in Grün wurden die Herausforderer gekleidet. [Hamburger Abendblatt, 07.05.2021]
Als Führende der Juniorinnen‑Pokalwertung [in der Nordischen Kombination] startet [Cindy] Haasch mit dem pinkfarbenen Leibchen. [Thüringer Allgemeine, 06.03.2021]
Im Vergleich zum Vorwinter trug T[…] die für ihn aussichtsreiche Startnummer 41. In der Vorsaison stand hier vielfach eine Zahl höher als 60 auf seinem Leibchen. [Münchner Merkur, 22.12.2020]
Er [der Trainer] ließ [im Training] zwei komplette Mannschaften gegeneinander antreten, die im Ballbesitz befindliche Truppe wurde unterstützt von einem per Leibchen markierten Sonderspieler […]. [Frankfurter Rundschau, 28.08.2020]
Die Tage werden kürzer, die Dunkelheit kommt früher. Immer mehr Radler und Jogger tragen jetzt die leuchtenden Warnwesten in Gelb und Orange. Sie sind mit den reflektierenden Leibchen wesentlich eher und besser zu sehen. [Neue Westfälische, 22.11.2008]
3.
meist A , CH Synonym zu T-Shirt
Beispiele:
Darüber, dass ein BMW‑T‑Shirt um stolze 31 Euro wohlfeil war, wunderte sich vielleicht mancher Gast im BMW‑Autohaus […]. Doch Fans der bayrischen Edelmarke ist ein Leibchen diese Summe vermutlich einfach wert. [Niederösterreichische Nachrichten, 05.03.2019]
Wenn ein Jüngling der Reichsten im Totenkopf‑T‑Shirt aufkreuzt, wird er freundlich vom Türsteher auf den Fauxpas aufmerksam gemacht. Ein Leibchen geht nicht. Da kann das T‑Shirt auch ein Couture‑Modell von Dolce & Gabbana und der Brillantenregen darauf echt sein: Stil ist Stil. [Basler Zeitung, 20.03.2021]
Trotz seiner unschuldig wirkenden Schlichtheit hat es [das weiße T-Shirt] schon immer etwas Kämpferisches an sich gehabt. Kein Wunder, schließlich stammt es – wie so viele modische Klassiker – aus der Kleiderkiste des Militärs. Das weiße Leibchen aus 100 Prozent Baumwolle und mit Rundhalsausschnitt setzte sich nach dem Krieg endgültig auch in der Zivilbevölkerung durch. Junge Leinwandstars machten es zu einem charismatischen Hauptdarsteller in der Mode. Bis heute besticht das weiße T‑Shirt durch seine Einfachheit. [Döbelner Allgemeine Zeitung, 13.06.2020]
Stanley Kowalski [Figur im Film »Endstation Sehnsucht«] ist Marlon Brando. Dieser machte den Film zu seinem, und das T‑Shirt spielt eine wichtige Rolle. Meist verschwitzt, in diesem engen Leibchen mit den zu kurzen Ärmeln, sodass man Brandos Bizeps sah, raubte nicht nur Frauen den Atem. [St. Galler Tagblatt, 06.06.2019]
Die Kreativen konnten sich beim T‑Shirt‑Workshop austoben und die Leibchen mit verschiedenen Techniken gestalten. »Die fertigen Stücke durften natürlich mit nach Hause genommen werden«, so Jugendarbeiterin Lenka S[…]. [Niederösterreichische Nachrichten, 04.12.2012]
4.
seltener, allgemeiner Oberkörperbekleidung ohne Knöpfe oder Reißverschlüsse
Beispiele:
Und da gehören neben dem schönen Kleid auch das Kränzchen oder Blütengesteck und der kleine Beutel fürs Taschentuch zur kompletten Garderobe [bei der Erstkommunion]. Topmodisch sind in diesem Jahr übrigens kurze, gehäkelte Westchen oder Leibchen, die über dem Kleid getragen werden. [Südkurier, 31.05.2001]
Wie Michael Jackson im zerfetzten Leibchen von einem Kran hängt und sich mit dem »Earth Song« den Weltschmerz von der Seele singt, hat sich für immer in mein popkulturelles Gedächtnis eingebrannt. [Berliner Morgenpost, 15.02.2021]
Im Video zum Song [»Der Klick«] verwandelt sich [Liedermacher Rainald] Grebe[…] mittels rosa Leibchen und aufgeklebter Glatze in ein kümmerliches Klick‑Würstchen. [Der Tagesspiegel, 07.02.2021]
In den 125 Jahren haben sich der Sport und die Sportkleidung stark verändert. Während die Turner in den 50er Jahren in weißen Leibchen und einheitlichen Hosen vor ihrem Publikum standen, bieten die Kinder und Jugendlichen aus der »Tricking«‑Abteilung ein buntes und wilderes Bild. [Aachener Zeitung, 12.08.2014]
Knielange Röcke, bauchfreie Leibchen mit Spaghetti‑Trägern, Socken und Sandalen sind auch im Winter ein Muß. [Welt am Sonntag, 03.01.1999]
Die Länge ihrer Röcke ist in Handbreiten zu messen, und die knappen Leibchen geben den Blick frei bis zum Bauchnabel. [die tageszeitung, 06.01.1996]
5.
meist A , CH eng anliegendes, elastisches und viel Bewegungsfreiheit gewährleistendes Kleidungsstück, das besonders bei sportlicher Betätigung getragen wird
Synonym zu Trikot (2)
Beispiele:
In Gründungszeiten hatte der Klub [FC Liverpool] […] in Blau und Weiß gespielt, vor einem Jahrhundert wechselte man auf rote Leibchen und weiße Hosen. [Kurier, 29.09.2019]
Unter den […] Fans sorgte die Präsentation der neuen Trikots am Donnerstag für Aufregung, weil auf den violetten Leibchen (noch) ein Brust‑Sponsor fehlt. [Wiener Zeitung, 28.08.2020]
Bogic Vujosevic lächelt verschmitzt. »Steht mir das?«, erkundigt sich der Basketball‑Profi und blickt hinab auf sein Leibchen, das zur Abwechslung nicht im Blau der Kapfenberg Bulls, sondern im Rot des österreichischen Nationalteams gehalten ist. [Kleine Zeitung, 20.02.2020]
Erstens ist die Mannschaft [Handballmannschaft des UHC Hollabrunn] körperlich weiter als zum selben Zeitpunkt des Vorjahres. Zweitens ist die Breite im Kader dichter und die Qualität dadurch höher geworden. Kein Wunder, dass [Trainer Ivica] Belas von einem harten Konkurrenzkampf um die ersten sieben Leibchen (= Platzierung in der Startformation) spricht. [Niederösterreichische Nachrichten, 21.08.2019]
Adidas stattet [Joachim] Löws Elf mit Trikots aus – und Puma schneidert die Leibchen der Squadra Azzurra (= italienische Fußballnationalmannschaft). [Fränkischer Tag, 02.07.2016]
Manchmal lande auch ein Gastleibchen in der dreckigen Wäsche, weil ein Spieler sein Leibchen getauscht hat. [Basler Zeitung, 25.01.2017]
Ein Dutzend Schneiderinnen sind seit gestern daran, den Leibchen der 16 Nationen, die an der Eishockey‑WM spielen, den letzten Schliff zu verpassen. Bis am 26. April müssen sie bei rund 1.000 Stück Nummern und Werbesignets aufnähen. [Der Bund, 15.04.2009]
6.
Gymnastik, Theater, Tanz, Varieté von Akrobaten, Tänzern o. Ä.   hautenges, einteiliges Kleidungsstück aus dehnbarem Material, das den Rumpf, mitunter auch die Arme, nicht aber die Beine bedeckt
Synonym zu Leotard
Beispiele:
Die erfolgreichen, im ganzen Land beliebten Mädchen von der Sportgymnastik‑Nationalmannschaft tanzten in glitzernd goldenen Leibchen. [Süddeutsche Zeitung, 14.04.2016]
allgemeiner Auf dem Bildschirm mühen sich zwei Ringer ab, die Körper ineinander verkeilt, die engen Leibchen spannen über ihre Körper. [Der Tagesspiegel, 05.08.2012]
Wenn sich nach der zweiten Pause der Vorhang zu [Itzik] Galilis Stück für zwanzig Tänzer hebt, wirkt das Ensemble erheblich lebendiger. […] Die Percussion‑Komposition treibt das große Ensemble, wiederum in knappe Leibchen gekleidet, zu immer neuen Kraftakten an. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.04.2004]
Im ersten Teil der Teenie‑Comedy erschien vieles klischeehaft und klamottig, manches aber auch ganz ulkig. So ist man gewohnt, dass sich Frauen zunehmend Männersportarten wie Fußball und Boxen erobern. Hier nun umgekehrt zu sehen, wie 18‑jährige Jungs in hautengen rosa Leibchen im Sportunterricht rhythmische Gymnastik betreiben, lässt schon schmunzeln: Sie machen durchaus keine würdevolle Figur. [Leipziger Volkszeitung, 11.02.2004]
Claudia L[…] sitzt auf der Bank. Seit sieben Jahren ist sie Cheerleader – jetzt plagt die Auszubildende im Versicherungswesen eine üble Grippe, weshalb sie nicht am Training teilnehmen kann. Ein leichtfertiges Niesen, ein unkontrollierter Huster – und eine Pyramide aus jungen Mädchen in kurzen gelb‑schwarzen Leibchen könnte sie leicht unter sich begraben. [Süddeutsche Zeitung, 15.06.2002]

letzte Änderung:

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Leib · beileibe · leibeigen · Leibeigenschaft · leiben · einverleiben · entleiben · Entleibung · Leibrente · leibhaft · leibhaftig · leiblich · beleibt · Leibchen · Leibesübung · Leibgarde
Leib m. ‘(menschlicher, tierischer) Körper, Unterleib, Bauch, Magen’, ahd. līb ‘Leben, Lebensweise’ (8. Jh.), mhd. līp ‘Leben, Körper, Magen’, umschreibend ‘Person, Mensch’, asächs. mnd. līf, mnl. nl. lijf, aengl. līf, engl. life, anord. līf, schwed. liv gehört wie leben (s. d.) zu der unter bleiben (s. d.) angeführten Wurzel. Leib wird in seiner alten Bedeutung ‘Leben’ vom substantivierten Infinitiv Leben n. verdrängt; vgl. dazu die paarige Rechtsformel Leib und Leben (16. Jh.). – beileibe Adv. ‘bestimmt, wirklich’, meist beileibe nicht ‘wahrhaftig, wirklich nicht, unter keinen Umständen’, eigentlich ‘beim Leben (nicht)’, frühnhd. (16. Jh.) bey leyb, bei leib, beyleib (nicht). leibeigen Adj. ‘persönlich unfrei, hörig’, spätmhd. līpeigen, entstanden aus der Formel mhd. eigen von dem lībe ‘mit dem Leben, dem Leibe jmdm. zugehörig’; Leibeigenschaft f. ‘völlige rechtliche Abhängigkeit der Bauern (und Handwerker) vom Feudalherrn’ (15. Jh.). leiben Vb. ‘einen Körper bilden, leben’ (16. Jh.), nur noch in der Wendung wie er leibt und lebt. einverleiben Vb. ‘zu einem Ganzen verbinden, in etw. aufgehen lassen, eingliedern’ (15. Jh.), für spätlat. incorporāre, Kontamination aus gleichbed. einleiben und verleiben (beide 15. Jh.). entleiben Vb. ‘ums Leben bringen, töten’, mhd. entlīben, mnd. entlīven, reflexiv ‘sich selbst umbringen, Selbstmord begehen’ (17. Jh., vereinzelt 14. Jh.). Entleibung f. ‘Mord, Todschlag, Selbstmord’ (16. Jh.), mhd. entlībunge ‘Tod’. Leibrente f. ‘Rente auf Lebenszeit’, frühnhd. leyprente (1400), mnd. līfrente (14. Jh.). leibhaft Adj. ‘wirklich und wahrhaftig, echt’, ahd. lībhaft(i) ‘lebend’ (um 800), mhd. līphaft ‘Leben habend, lebend, mit Körper versehen, wohlgestaltet, persönlich’. leibhaftig Adj. mhd. līphaftic. leiblich Adj. ‘den Leib betreffend, körperlich, wirklich, blutsverwandt’, ahd. līblīh ‘lebend, lebendig’ (9. Jh.), mhd. līplich ‘körperlich, persönlich, leibhaftig’. beleibt Adj. euphemistisch für ‘dick, korpulent’ (Campe 1807). Leibchen n. ‘(den Leib bedeckendes) westenartiges Kleidungsstück, Mieder’, anfangs auch ‘kleiner Körper’ (17. Jh.), wohl nach dem Vorbild frz. corselet m. (abgeleitet von frz. corps m. ‘Körper, Leib’). Leibesübung f. ‘Übung zur körperlichen Ertüchtigung, Sport’ (16. Jh.). Leibgarde f. ‘militärische Einheit zum persönlichen Schutz, besonders eines regierenden Fürsten’ (um 1600); vgl. älteres Leibgewardi (16. Jh.), mfrz. frz. garde du corps.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Mieder (Oberteil)  ●  Leibchen historisch
Oberbegriffe
Assoziationen

Leibchen (Sport) · Trainingsleibchen  ●  Markierungshemd fachspr., Jargon, Handelsname
Oberbegriffe

Typische Verbindungen zu ›Leibchen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Leibchen‹.

A-Mannschaft Hose Stamm-Elf Stammspieler ausziehen begehrt blau blau-weiß entledigen farbig gelb gestreift neongelb orange orangefarben orangen rosa rot streifen tragen umgedreht verschwitzt verteilen verteilt weisse weissen weisses ärmellos überstreifen überziehen
Zitationshilfe
„Leibchen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Leibchen>.

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