Leid, das
Grammatik Substantiv (Neutrum) · Genitiv Singular: Leid(e)s · wird nur im Singular verwendet
Aussprache
Wortbildung
mit ›Leid‹ als Erstglied:
Leiderfahrung
· Leidkarte · Leidmahl · Leidwesen · Leidzirkular · leidbeschwert · leiderfahren · leidgebeugt · leidgeprüft · leidlos · leidtragend · leidvoll
· mit ›Leid‹ als Letztglied: Erdenleid · Herzeleid · Liebesleid · Mitleid · Überleid
· mit ›Leid‹ als Letztglied: Erdenleid · Herzeleid · Liebesleid · Mitleid · Überleid
Mehrwortausdrücke
geteiltes Leid ist halbes Leid
eWDG
Bedeutung
großer Kummer, schwer zu tragendes Missgeschick, Unglück
in gegensätzlicher Bedeutung zu Freude
Beispiele:
ein unermessliches, tiefes, unsägliches, namenloses, geheimes, dumpfes, bitteres Leid
jmdm. sein Leid klagen
gehobenviel Leid erfahren
gehobenschweres Leid (um jmdn.) tragen
jmdm., über jmdn. großes Leid bringen
jmdm. ein Leid zufügen
sie ertrug alles Leid geduldig
er sorgte dafür, dass ihr kein Leid widerfuhr
jmdm. ein Leid antun
sich [Dativ] ein Leid antun (= Selbstmord begehen)
gehobenin Freud und Leid, Lust und Leid zusammenhalten
gehobenFreud und Leid miteinander teilen
sprichwörtlichgeteiltes Leid ist halbes Leid
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Leid · leid · leidig · beleidigen · Beleidigung · verleiden · Beileid · leider
Leid n. ‘großer Kummer, seelischer Schmerz’, ahd. leid (9. Jh.), mhd. leit ‘das angetane Böse, Unrecht, Schädigung, Kränkung, Beleidigung, Sünde’, dann auch ‘durch Schädigung hervorgerufener Kummer, Schmerz, Betrübnis, Sorge’, asächs. lēð ‘Leid, Böses, Sünde’, mnd. lēt ‘Leid, Schmerz’, mnl. leet, nl. leed ‘Böses, Beleidigung, Verdruß, Kummer, Schaden’, aengl. lāþ ‘Leid, Schmerz, Unglück, Beleidigung, Plage’. Das Neutrum ist eine Substantivierung des in nhd. leid (s. unten) vorliegenden germ. Adjektivs *laiþa-; vgl. die an dieses ebenfalls anzuschließenden femininen Bildungen anord. leiða ‘Unlust, Widerwille’, schwed. leda, dän. lede ‘Überdruß, Ekel’, im Westgerm. ahd. leida ‘Anklage, Verfolgung’ (8. Jh.), mhd. leide ‘Leid, Schmerz, Feindseligkeit’, mnd. lēde ‘Leid, Schmerz, Trauer, Angst, Bangigkeit’, mnl. lēde ‘Leid, Verdruß, Böses’. – leid Adj. ‘schmerzlich, bedauerlich, widerwärtig’, ahd. leid (8. Jh.), mhd. leit ‘nicht lieb, betrübend, widerwärtig, verhaßt, schmerzlich’, asächs. lēð ‘verhaßt, feindlich, widerwärtig, böse’, mnd. lēt ‘betrübend, böse, verhaßt’, mnl. leet, nl. leed ‘unangenehm, lästig, verhaßt’, aengl. lāþ ‘verhaßt, feindlich, boshaft, schädlich’, engl. loath, loth ‘abgeneigt, nicht willens’, anord. leiðr ‘feindlich, verhaßt’, schwed. led ‘überdrüssig, böse, leidig’, dän. led ‘häßlich, widerlich’. Das für das Westgerm. und Nordgerm. allgemein bezeugte Adjektiv germ. *laiþa- ‘schädigend, kränkend, widerwärtig, unangenehm’ läßt sich mit griech. alé͞itēs (ἀλείτης) ‘Frevler’, alité͞in (ἀλιτεῖν) ‘freveln, fehlen, sündigen’, air. li(u)s ‘Ekel, Widerwille’ vergleichen und daher wohl zur Wurzel ie. *leit- ‘verabscheuen, freveln, Böses tun’ stellen. Während in den frühen dt. Sprachstufen auch attributiver Gebrauch durchaus üblich ist (so noch schweiz. im Sinne von ‘unangenehm, schlecht, böse’), bleibt leid heute auf die festen Fügungen leid tun, sein, werden (mit Dativ der Person) beschränkt, die bis zum Zusammenfall beider Formen im älteren Nhd. ein Schwanken zwischen prädikativem Adjektiv ahd. leid, mhd. leit, frühnhd. leid (dieses nicht sicher zu scheiden vom gleichlautenden Substantiv, das an der Entstehung der Fügungen vermutlich auch beteiligt ist) und Adverb ahd. leido (um 1000), mhd. frühnhd. leide zeigen: etw., jmd. tut jmdm. leid ‘jmd. bedauert etw., jmdn.’ (mhd. daʒ tuot mir leit ‘das schmerzt mich’, daneben aber einem leit/leide tuon ‘jmdm. Schaden zufügen’); etw. ist, wird jmdm. leid ‘etw. ist, wird jmdm. lästig, zuwider, verhaßt’ (bereits ahd.), dann auch ‘jmd. bedauert, bereut etw.’. Dazu kommt in jüngster Zeit die Wendung jmd. ist, wird etw., jmdn. leid ‘jmd. ist, wird einer Sache, Person überdrüssig’ (zunächst in Sätzen wie ich bin es leid, wo das ursprünglich genitivische es als Akkusativ aufgefaßt wird). leidig Adj. ‘lästig, unangenehm’ (nur attributiv, in dieser Verwendung leid ablösend), ahd. leidīg, leidag ‘betrübt, beunruhigt, verwirrt, einer Sache überdrüssig’ (um 1000), mhd. leidec, leidic ‘betrübt, schmerzend, böse, widerwärtig’, abgeleitet vom Substantiv (s. oben); seit dem 18. Jh. in der jetzigen Bedeutung. beleidigen Vb. ‘kränken, verletzend behandeln’, spätmhd. beleidegen ‘verletzen, schädigen’; präfigierte Variante von ahd. leidigōn ‘Leid zufügen, betrüben, verwirren’ (um 1000), mhd. leidegen, leidigen ‘betrüben, kränken, verletzen’ (dieses vom Adjektiv ahd. leidīg, mhd. leidec, s. oben); dazu Beleidigung f. ‘Kränkung’, spätmhd. beleidigunge ‘Schädigung, Kränkung’ neben älterem ahd. leidigunga ‘Schaden, Unheil’ (um 1000), spätmhd. leidegunge ‘Beleidigung, Verletzung’. verleiden Vb. ‘die Freude an etw. verderben, die Sympathie für jmdn. nehmen’ (mit Dativ der Person), mhd. verleiden ‘verhaßt machen’, Präfixbildung zu gleichbed. ahd. (8. Jh.), mhd. leiden, Faktitivum zu ahd. leid Adj. (s. oben); vgl. dagegen ahd. firleidōn (um 1000), mhd. verleiden ‘anklagen, beschuldigen’, das zu ahd. leidōn (8. Jh.), mhd. leiden ‘anklagen, Leid zufügen’ gehört (zu unterscheiden von nhd. leiden, s. d.). Beileid n. ‘Mitgefühl, Anteilnahme an einem Todesfall’, zuerst in der Bedeutung ‘mitempfundenes Leid’ mehrfach bei Fleming (1631/32) nachzuweisen, im 18. Jh. noch allgemein für ‘Mitleid, Bedauern, Anteilnahme am Schicksal anderer’ im weitesten Sinne, doch gelegentlich schon mit Bezug auf Todesfälle verwendet, gegen Ende des 18. Jhs. eingeengt auf das den Hinterbliebenen gegenüber zum Ausdruck gebrachte Mitgefühl. leider Adv. ‘bedauerlicherweise, unglücklicherweise’, ahd. leidōr (9. Jh.), mhd. leider, mnd. lēder, leider, eigentlich Komparativ des Adverbs (ahd. leido, mhd. leide, s. oben) mit verstärkender Funktion, seit Beginn der Überlieferung oft als Ausruf des Bedauerns und der Klage gebraucht; auffällig ist die steigernde Fügung leider Gottes (17. Jh.), die nach wahrscheinlich auf Umbildung der Beteuerungsformel in: ZfdA (1886) 417 f. (beim) Leiden Gottes beruht (s. Leiden).
Thesaurus
Assoziationen |
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Synonymgruppe
Unterbegriffe |
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Typische Verbindungen zu ›Leid‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Leid‹.
Elend
Entbehrung
Freud
Herrlichkeit
Hinterbliebene
Kummer
Leid
Lust
Schmerz
Trauer
Unrecht
Vertriebene
Zivilbevölkerung
entsetzlich
erlitten
geteilt
menschlich
millionenfach
seelisch
unendlich
unermeßlich
unfaßbar
unnötig
unsagbar
unsäglich
unvorstellbar
verursacht
zugefügt
Verwendungsbeispiele für ›Leid‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Er war es gleichzeitig leid, die Sache und seinen Überdruß zu erklären.
[Kopetzky, Steffen: Grand Tour, Frankfurt am Main: Eichborn 2002, S. 922]
Zu gern tritt neben eine große Freude ihre schwarze Schwester, das Leid.
[Frisch, Karl von: Erinnerungen eines Biologen, Berlin: Springer 1957, S. 78]
Es tut mir Leid, dass ich es erst jetzt schreibe, aber ich fand es nicht so wichtig, um es dir mitzuteilen.
[Dölling, Beate: Hör auf zu trommeln, Herz, Weinheim: Beltz & Gelberg 2003, S. 59]
Eine Sprache des Begreifens gibt es aber für individuelles Leid.
[Die Zeit, 23.03.2000, Nr. 13]
Da ist sie schon wieder, die unendliche Geschichte vom Leid.
[Die Zeit, 01.07.1999, Nr. 27]
Zitationshilfe
„Leid“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Leid>.
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