Lein
m.
‘Leinpflanze, Flachs’,
ahd.
(9. Jh.),
mhd.
mnd.
aengl.
anord.
līn
‘Flachs’
(auch
‘Leinen, leinenes Gewand’),
asächs.
līn
‘Leintuch’,
nl.
lijn,
engl.
(mundartlich)
line,
schwed.
lin
‘Flachs’,
got.
lein
‘Leinwand’
(
germ.
*leina-)
vergleicht sich
außergerm. zunächst mit
air.
līn
‘Netz’
und
alban.
(
geg.)
lîn(ni)
‘Lein, Flachs’,
die sämtlich aus
lat.
līnum
‘Lein, Flachs, Leinen, Leine’
entlehnt sein können.
Daneben stehen mit kurzem Vokal
griech.
línon
(
λίνον)
‘Lein, Flachs, Leinwand, Bettlaken’,
lit.
lìnas
‘Flachsstengel, -pflanze’,
lìnaĩ
Plur.
‘Lein, Flachs’,
aslaw.
lьnъ
‘Lein’,
lьněnъ
‘leinen, linnen’,
russ.
lën
(
лён)
‘Lein, Flachs’.
Angesichts des hohen Alters des Flachsanbaus
sind Lehnbeziehungen ungewiß.
Vielleicht ist für alle Formen von
ie.
*lī̌no-
‘Lein, Flachs’
auszugehen,
das freilich selbst aus einer nicht-ie. Sprache stammen könnte.
leinen
Adj.
‘aus Flachs gewebt’,
ahd.
(8. Jh.),
mhd.
līnīn;
dazu die Substantivierung
Leinen
n.
‘haltbares Gewebe aus Flachs, Leinentuch, Leinwand’
(16. Jh.).
Linnen
n.
‘Leinwand, Stoff aus Leinen’,
im 18. Jh. über den westfälischen Leinwandhandel
erfolgte Übernahme von
nd.
Linnen,
mnd.
linnen,
Substantivierung von
mnd.
linnen
Adj.,
mit Vokalkürzung gegenüber
asächs.
līnīn
‘leinen’.
Leinöl
n.
‘aus Leinsamen gepreßtes Öl’
(15. Jh.),
vgl.
mhd.
līnsātöl.
Leinwand
f.
älter
Leinewand
‘Gewebe aus Flachs’,
frühnhd.
(vereinzelt)
lingewand
und
(
Luther)
Linwand.
Diese wohl aus dem
Nd.
(vgl.
mnd.
līn-,
līne-,
linne(n)-,
lēnewant)
stammende und zu
mnd.
want
‘Gewand, Tuch, Zeug’
(s.
↗
Gewand)
gehörende Form
wird im 17. Jh. sprachüblich
und verdrängt älteres
Leinwat
(bis 17. Jh.),
ahd.
(11. Jh.),
mhd.
līnwāt,
zu
(im
Nhd. ebenfalls untergegangenem)
ahd.
(8. Jh.),
mhd.
mnd.
wāt
‘Kleidung, Kleidungsstück, Gewandstoff’,
das wie
asächs.
wād,
aengl.
wǣd,
engl.
weed,
anord.
vāð
‘Gewebe, Zeug’,
schwed.
våd
‘(Tuch)bahn’
mit
lit.
ū̃dis
‘Gewebe’,
áusti
‘weben’
sich an
ie.
*ā̌udh-,
*u̯ē̌dh-,
*ūdh-,
eine Dentalerweiterung der Wurzel
ie.
*au̯-,
*au̯ə-
‘flechten, weben’
(wozu unmittelbar
aind.
ṓtum
‘weben’),
anschließen läßt.
Nach heutigem Sprachempfinden wird das Grundwort von
Leinwand
als zu
Wand
gehörig empfunden,
vgl.
Leinwand
für
‘Bildwand’.
Lein(e)weber
m.
‘Weber von Leinen’,
mhd.
līnweber,
(
md.)
līnenweber.