Linie
f.
‘längerer (gerader, gekrümmter) Strich, (gedachte) strichartige Bahn’,
ahd.
linna
(um 1000),
mhd.
linie,
entlehnt aus
lat.
līnea
‘Leine, leinener Faden, Schnur, Strich’,
dem substantivierten Femininum des Adjektivs
līneus
‘aus Lein, aus Flachs, leinen, batisten’,
zu
lat.
līnum
‘Lein, Flachs, Faden, Schnur, Leinwand, Segel, Netz’
(s.
Lein).
Anfangs bezeichnet
lat.
līnea
(verkürzt aus
līnearestis
‘Schnur aus Leinen’)
den gespannten leinenen Faden,
mit dessen Hilfe gerade Striche gezogen werden,
dann diesen Strich selbst.
Linie
wird vielfach übertragen gebraucht und steht im Sinne von
‘Reihenfolge der Generationen, Verwandten, Ahnenreihe’
(16. Jh.)
nach den genealogischen Linien
auf den zeichnerischen Darstellungen von Stammbäumen
(entsprechend
mlat.
linea),
seemännisch für
‘Äquator’
(17. Jh.),
militärisch für
‘Schlachtreihe des Heeres oder der Flotte, Front, Kampfgebiet mit den Stellungen der kämpfenden Truppen’
(18. Jh.).
lini(i)eren
Vb.
‘mit Linien versehen’
(15. Jh.),
lat.
līneāre
‘nach der Richtschnur richten’,
mlat.
‘mit einer Linie unterstreichen’.
-linig
‘in Linien bestehend, mit Linien gemacht’,
nur in Zusammensetzungen wie
geradlinig
Adj.
und
krummlinig
Adj.
(beide 18. Jh.),
älter
geradelinicht,
geradlinisch,
krummlinisch
(17. Jh.);
vgl. das Simplex
linig
‘Linien habend’
(um 1500).
linear
Adj.
‘geradlinig, linienförmig’,
auch
‘zeichnerisch’
(im Unterschied zu
malerisch),
in der Mathematik
‘eindimensional, nur der Länge nach ausgedehnt’,
fachsprachlich
‘gleichmäßig verlaufend’
(Anfang 19. Jh.);
lat.
līneāris
‘aus Linien bestehend’.