Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Lust, die

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GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Lust · Nominativ Plural: Lüste
Aussprache 
formal verwandt mitlüstern, Wollust
Mehrwortausdrücke  nach Lust und Laune
eWDG

Bedeutungen

1.
Verlangen nach dem, was Vergnügen bereitet
a)
inneres Bedürfnis, Wunsch
Grammatik: nur im Singular
Beispiele:
ich habe große Lust, ihn anzurufen
er hat, empfindet, verspürt keine, nicht die geringste, nicht viel Lust, heute noch auszugehen
zu nichts Lust haben
umgangssprachlichich hätte Lust auf ein Glas heißen Tee
umgangssprachlichmach es ganz, wie du Lust hast!
umgangssprachlichdu machst mir (beinahe) Lust dazu!
wenn ich das höre, vergeht mir die Lust
er hat alle Lust verloren
gehobeneine böse Lust, sie zu kränken, wandelte ihn an
keine Lust und Laune haben
etw. macht Lust und Laune
umgangssprachlichhier können sich die Kinder nach Lust und Laune austoben
entscheide je nach Lust und Laune
b)
heftiges (sexuelles) Verlangen, (sexuelle) Begierde
Beispiele:
brennende, glühende, verzehrende, wilde, unreine, teuflische, fleischliche, weltliche Lust, Lüste
gehobendie Lust des Fleisches
er ist ein Sklave seiner Lust, Lüste
jmdn. befällt, erfasst, packt die Lust an
seine Lust befriedigen, büßen, stillen, zügeln
ein Lüstchen verspüren (= ein kleines Gelüst verspüren)
seinen Lüsten leben, nachgeben
gehobenseinen Lüsten frönen
In dieser Zeit waren Scham und verhinderte Lust in dem Kranken … zu einer Einheit der Enttäuschung zusammengeschmolzen [ MusilMann808]
2.
Vergnügen, Befriedigung
a)
Freude, Wohlgefallen
Grammatik: nur im Singular
Beispiele:
es ist eine Lust zu leben, sie bei der Arbeit zu beobachten
es war ihm eine (wahre) Lust, ihr zuzusehen
Das Wandern ist des Müllers Lust [Volkslied]
ist das nicht eine Lust?
sie lachte so herzerfrischend, dass es eine Lust war
der Garten, die Gartenarbeit ist seine ganze, höchste Lust
ich hatte meine Lust daran, an diesem Spiel
die Lust am Leben verlieren
gehoben Lust und Leid miteinander teilen
gehobenin Lust und Leid zusammenhalten
etw. aus Lust und Liebe tun
mit, ohne Lust und Liebe bei der Sache sein, seine Arbeit verrichten
b)
(sexueller) Genuss, Erfüllung der (sexuellen) Begierde
Beispiele:
sie gewährte, gab, bot ihm die höchste Lust
er fand bei ihr die höchste Lust, alle Lüste
Deshalb ging er in die Richtung des Montmartre, jene Stätten zu suchen, an denen er früher Lust genossen hatte [ J. Rothin: Österr. Erzähler1,463]

Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat A2.

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Lust · lustig · belustigen · gelüsten · Gelüst(e) · lüstern · Lüsternheit · Lüstling · Lustbarkeit · Lustseuche · Lustspiel · lustwandeln · Lustwandel
Lust f. ‘Verlangen, Wohlgefallen, Freude, Genuß, sinnliche Begierde’, ahd. lust (9. Jh.; daneben firinlust ‘Begierde, Wollust’, unlust, urlust ‘Ausschweifung’, 8. Jh.), mhd. asächs. mnd. aengl. engl. nl. lust, mnl. lust, lost, luste, anord. (aus dem Mnd.) lyst ‘Lust, Begierde, Freude’, got. lustus führen auf germ. *lustu- bzw. *lusti-, schwundstufige Abstraktbildungen mit dem Suffix ie. -tu-, -ti-, dazu als n-Stamm anord. losti. Herkunft ungewiß. Etymologischer Zusammenhang mit aind. láṣati ‘begehrt, hat Verlangen nach’, griech. lilá͞iesthai (λιλαίεσθαι) ‘heftig begehren, sich sehnen, verlangen’, lat. lascīvus (Weiterbildung zu einem Adjektiv *laskos) ‘mutwillig, ausgelassen, zügellos, üppig, geil’, air. lainn (aus *lasnis) ‘gierig’, lit. lokšnùs ‘empfänglich, empfindsam, gefühlvoll, zärtlich’, aslaw. laskati ‘durch List überrumpeln’, laskanịje ‘Schmeichelei, List’, russ. láska (ласка) ‘Liebkosung, Wohlwollen’ unter Ansatz einer Wurzel ie. *las- (schwundstufig *ḷs-) ‘gierig, lasziv, mutwillig, ausgelassen sein’ ist umstritten. – lustig Adj. ‘fröhlich, ausgelassen’, ahd. lustīg (8./9. Jh.), gilustīg ‘verlangend, begehrend, wollüstig’, mhd. lustec, lustic ‘verlangend, begierig, Wohlgefallen erregend, angenehm, anmutig, lieblich, vergnügt’. belustigen Vb. ‘fröhlich stimmen, Spaß bereiten, erheitern’, reflexiv ‘spotten’ (16. Jh.). gelüsten Vb. ‘Verlangen haben’, ahd. gilusten (9. Jh.), mhd. gelüsten, gelusten ‘sich freuen, an etw. Wohlgefallen finden, verlangen’; vgl. ahd. lusten ‘Lust haben, sich erfreuen’ (8. Jh.). Gelüst(e) n. ‘Verlangen, Begierde’. mhd. geluste, gelüste; vgl. ahd. gilust ‘Begierde, Verlangen’ (9. Jh.). lüstern Adj. ‘begierig, geil’ (16. Jh., Luther), mit Konsonantenerleichterung aus lüsternd, Part. Präs. von frühnhd. lüstern ‘Verlangen haben, begierig sein’, Iterativbildung zu ahd. lusten ‘gelüsten, belieben’ (8. Jh.), mhd. lusten, lüsten; Lüsternheit f. (17. Jh.). Lüstling m. ‘geiler Mensch’ (17. Jh.). Lustbarkeit f. mhd. lustbærecheit. Lustseuche f. ‘heftiger Sinnestrieb, krankhafte Begierde’ (16. Jh.), ‘Syphilis’ (18. Jh.). Lustspiel n. ‘zum Vergnügen dargebotene szenische Aufführung’ (16. Jh.), dt. Bezeichnung für Komödie, durch Gottsched verbreitet. lustwandeln Vb. ‘spazierengehen’, zu Lustwandel m. ‘Spaziergang’, beide von Zesen (1645) gebildet.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Assoziationen

Appetit (auf) · Begehren · Lust (auf) · Sehnen (nach) · Sehnsucht (nach) · Trieb · Verlangen (nach) · Wunsch (nach)  ●  Appetenz fachspr. · einen Zahn haben (auf) ugs.
Unterbegriffe
Assoziationen

Psychologie
Begehren · Begehrlichkeit · Begierde · Geilheit · Gier · Lust (auf) · heftiges Verlangen  ●  Konkupiszenz fachspr., lat.
Oberbegriffe
Assoziationen

(sexuelle) Lust · Lustempfinden · Sinneslust · Wollust · sinnliche Lust · sinnlicher Genuss · sinnliches Vergnügen  ●  Sinnenlust geh.
Assoziationen

Psychologie, Religion
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›Lust‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Lust‹.

Verwendungsbeispiele für ›Lust‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

In vielen Unternehmen hat man nach schlechten Erfahrungen keine Lust mehr auf vergeistigte Theoretiker. [Kellner, Hedwig: Das geheime Wissen der Personalchefs, Frankfurt a. M.: Eichborn 1998, S. 133]
Er empfinde es als große Lust, auf seine Art bewußt zu leben. [Schröter, Heinz: Ich, der Rentnerkönig, Genf: Ariston 1985, S. 3]
Eine kräftige Lust am Denken löste das lyrische Schwelgen ab. [Safranski, Rüdiger: Friedrich Schiller, München Wien: Carl Hanser 2004, S. 37]
Er kennt nur die Lust der Entspannung, nicht die Lust der Spannung. [Goldstein, Kurt: Der Aufbau des Organismus, Den Haag: Nijhoff 1934, S. 210]
Momentan mache ich es gerade nicht, momentan wäre es gerade wieder Lust. [Der Spiegel, 19.08.1985]
Zitationshilfe
„Lust“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Lust>.

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