Märchen
n.
im Volk überlieferte Erzählung,
in der von wunderbaren Begebenheiten
in Verbindung mit übernatürlichen Mächten berichtet wird
(in dieser Bedeutung vor allem seit den
Kinder- und Haus-Märchen,
gesammelt durch die
Brüder Grimm,
1812 ff.),
zuvor
frühnhd.
(
md.)
mergin,
merechyn
(15. Jh.)
für kleine (in Versen abgefaßte) Erzählungen erfundenen Inhalts,
sich gegen
mhd.
mærelīn
‘Geschichtchen, Erdichtetes’,
frühnhd.
(
obd.)
Märlein
durchsetzend.
Das den beiden Deminutivbildungen zugrundeliegende Substantiv ist
ahd.
māri
n.
‘Nachricht, Kunde, Erzählung’
(9. Jh.),
mhd.
mære
n.
‘Kunde, Nachricht, Bericht, dichterische Erzählung, Gerücht’
bzw.
(bis ins
Nhd. fortlebendes)
ahd.
mārī
f.
‘Ruhm, Berühmtheit, Gerücht’
(um 1000),
mhd.
mære
f.
‘Berühmtheit, Rede, Kunde, Erzählung’,
nhd.
Mär
f.
seltener
Märe
‘Kunde, Erzählung’
(bis ins 19. Jh. geläufig).
Dies sind Abstrakta zum Verb
ahd.
māren
‘verkünden, sagen’
(8. Jh.),
mhd.
mæren
‘verkünden, bekannt-, berühmt machen’,
asächs.
mārian,
aengl.
mǣran
‘erklären, rühmen’,
anord.
mæra
‘preisen, loben’,
got.
mērjan
‘verkünden’,
seinerseits ein Faktitivum
(
germ.
*mērijan)
zum Adjektiv
ahd.
māri
‘bekannt, berühmt, hervorragend, glänzend’
(8. Jh.),
mhd.
mære
‘gern und viel besprochen, bekannt, berühmt, berüchtigt’,
asächs.
māri,
aengl.
mǣre,
anord.
mærr,
got.
-mēreis
in
waílamēreis
‘wohllautend, löblich’
(
germ.
*mērija-).
Allgemein wird die Wortgruppe mit
air.
mār,
mōr
‘groß’
und
griech.
-mōros
‘groß’
in
enchesímōros
(
ἐγχεσίμωρος)
‘mit dem Speer kämpfend, speerberühmt’
verglichen
und auf die mit
r-Suffix
erweiterte Wurzel
ie.
*mē-,
*mō-
‘groß, ansehnlich’
zurückgeführt
(s.
mehr).
Andererseits wird auch Verbindung mit
griech.
marmá͞irein
(
μαρμαίρειν)
‘glänzen, flimmern’,
lat.
merus
‘bloß, rein’,
ursprünglich wohl
‘klar, hell’,
und Anschluß an die Wurzel
ie.
*mer-
‘flimmern, funkeln’
(s.
Morgen)
erwogen
und eine Kreuzung von
ie.
*mer-
und
*mē-
vermutet.