Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Maß, das

Grammatik Substantiv (Neutrum) · Genitiv Singular: Maßes · Nominativ Plural: Maße
Aussprache  [maːs]
Wortbildung  mit ›Maß‹ als Erstglied: Maß halten · Maß nehmen · Maßanalyse · Maßanfertigung · Maßangabe · Maßanzug · Maßarbeit · Maßatelier · Maßband · Maßeinheit · Maßeinteilung · Maßflanke · Maßgabe · Maßgröße · Maßkonfektion · Maßproportion · Maßregel · Maßschneider · Maßschneiderei · Maßschuh · Maßstab · Maßsystem · Maßverhältnis · Maßwerk · Maßzahl · maßfertigen · maßgeben · maßgebend · maßgerecht · maßhalten · maßlos · maßnehmen · maßregeln · maßschneidern · maßvoll
 ·  mit ›Maß‹ als Letztglied: Arbeitsmaß · Augenmaß · Ausmaß · Bandmaß · Biermaß · Bodenmaß · Bogenmaß · Breitenmaß · Brittelmaß · Brustmaß · Dezimalmaß · Dutzendmaß · Ebenmaß · Eichmaß · Einheitsmaß · Erfolgsmaß · Feldmaß · Flächenmaß · Flüssigkeitsmaß · Gardemaß · Getreidemaß · Gleichmaß · Grenzmaß · Größtmaß · Hohlmaß · Holzmaß · Höchstmaß · Idealmaß · Kleinstmaß · Krumpfmaß · Kubikmaß · Körpermaß · Lichtmaß · Litermaß · Längenmaß · Massemaß · Metermaß · Mindestmaß · Mittelmaß · Normalmaß · Packmaß · Prüfmaß · Raummaß · Richtmaß · Risikomaß · Schuldmaß · Schwindmaß · Setzmaß · Silbenmaß · Spaltmaß · Stockmaß · Strafmaß · Streuungsmaß · Stückmaß · Taktmaß · Unmaß · Untermaß · Versmaß · Wertmaß · Winkelmaß · Zeitmaß · Zentimetermaß · Zählmaß · bemaßen · Übermaß
 ·  mit ›Maß‹ als Binnenglied: heidenmäßig  ·  mit ›Maß‹ als Grundform: mäßig
eWDG

Bedeutungen

1.
das zum Messen Verwendete, die Einheit zum Messen von Größen, Mengen und Gewichten
Beispiele:
geeichte, metrische, veraltete Maße
ein englisches, deutsches, altes russisches Maß
das Maß anlegen, eichen lassen
übertragen
Beispiele:
jetzt ist das Maß voll (= ist meine Geduld zu Ende)
mit zweierlei Maß messen (= nicht gerecht urteilen)
Maßstab, Richtlinie
Beispiele:
Die Uhr über dem Gutshof des Schlosses ist Maß und Regel für die Landschaft um den See […] [ WiechertEinfaches Leben83]
Du warst mir das Maß der Dinge, und an diesem Maß gemessen fand ich mich abscheulich […] [ I. KurzVanadis510]
Man durfte, was in Amerika geschehen war, nicht mit europäischen Maßen messen […] [ Feuchtw.Narrenweisheit277]
2.
durch Messen ermittelte Größe
Beispiele:
einen Anzug nach Maß anfertigen lassen
der Schneider hat gestern bei mir Maß genommen, hat, kennt meine Maße
ihre Maße haben sich kaum verändert
sie hat ideale Maße (= eine ideale Figur)
die Maße für die Gardinen angeben
Möbel nach bestimmten Maßen herstellen
die Maße auf die Skizze übertragen
die Ware ist auf Maß und Gewicht hin überprüft worden
das Maß seiner Strafe wurde wegen guter Führung herabgesetzt
(abgemessene) Menge
Beispiele:
die Zahl der Verkehrsunfälle geht über das übliche Maß hinaus
die Beschwerden konnten auf ein erträgliches Maß reduziert werden
ich bin jetzt in stärkerem, steigendem Maße (= stärker) als früher in Anspruch genommen
ich bringe dir ein hohes Maß (= sehr viel) Vertrauen entgegen
solche Fälle kommen nur noch in geringem Maße (= selten) vor
[…] Josef trägt ja auch ein gerüttelt Maß Schuld daran […] [ Feuchtw.Jüd. Krieg202]
3.
(gerade) die rechte Menge
Beispiele:
in Maßen essen, trinken
[…] ich liebe den Wein ein wenig übers Maß […] [ AndresLiebesschaukel70]
übertragen
Beispiele:
stets in allen Dingen das rechte Maß halten
er kennt in seinem Hass, Zorn kein Maß, weder Maß noch Ziel
über die, alle Maßen
sehr
Beispiele:
Auch das Haus der toten Tante gefiel Babette und den Kindern über die Maßen […] [ AndresHochzeit17]
[…] ihr Gesicht war ganz lang und über alle Maßen verstört […] [ H. Mann2,35]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Maß · dermaßen · einigermaßen · gewissermaßen · Maßnahme · Maßregel · Maßstab · maßvoll · anmaßen · Anmaßung · mäßig · mäßigen · Gemäß
Maß n. ‘Einheit zum Messen von Größen, die durch Messen festgestellte Größe, Meßinstrument, die richtige Mitte, das rechte Verhältnis’, spätmhd. (bair.-öst.) māʒ n. ‘eine bestimmte Quantität, Gefäß zum Messen, Grad, Art und Weise’ (14. Jh.) ist durch Vermischung hervorgegangen aus ahd. māʒa f. (um 1000), mhd. māʒe f. ‘Maß, angemessene Menge, richtig gemessene Größe, abgegrenzte Ausdehnung in Raum, Zeit, Gewicht, Kraft, Art und Weise, das Maßhalten’ (vgl. dazu mnd. mnl. māte f., nl. maat f.) und ahd. meʒ n. ‘Maß, Meßgerät, Ordnung, Art und Weise’ (8. Jh.), mhd. meʒ n. ‘Maß, womit (Flüssigkeit, Getreide) gemessen wird, Ausdehnung, Richtung, Ziel’, das im Obd. bis ins 16. Jh. mit der Bedeutung ‘Meßgerät’ bewahrt wird. Beide sind Bildungen zu dem unter messen (s. d.) behandelten Verb. Luther verwendet Maß mit fem. und neutr. Genus; im 18. Jh. hat sich das Maß durchgesetzt, während die Maß nur noch im Obd. als Hohlmaß (‘ein Liter’) gilt (vgl. eine Maß Bier). Reste fem. Flexion bewahren die ursprünglichen Genitivfügungen dermaßen Adv. ‘derart’ (15. Jh.), einigermaßen Adv. ‘in gewissem Maße, Grade, ziemlich, erträglich, ungefähr’, anfangs (17. Jh.) in genitivischer Fügung einiger Maße. gewissermaßen Adv. ‘sozusagen, gleichsam’ (18. Jh.). – Maßnahme f. ‘Regelung, Anordnung’ (19. Jh.), älter Maßnehmung (18. Jh.). Maßregel f. ‘Richtlinie, Vorschrift’ (18. Jh.). Maßstab m. ‘Meßlatte’ (15. Jh.), ‘Richtlinie, nach der etw. beurteilt wird’ (17. Jh.). maßvoll Adj. ‘beherrscht, zurückhaltend’ (19. Jh.). anmaßen Vb. reflexiv ‘über das Zustehende hinausgehen, übermäßig großen Anspruch erheben’, mhd. sich anemāʒen ‘für sich als angemessen beanspruchen’; Anmaßung f. ‘unberechtigter Anspruch, Überheblichkeit’ (um 1500). mäßig Adj. ‘maßvoll, durchschnittlich, nicht überragend’ (18. Jh.), ahd. māʒīg ‘Maß haltend’ (10./11. Jh.), mhd. mæʒic ‘enthaltsam, maßvoll, klein’, mhd. frühnhd. auch ‘angemessen, gemäß, entsprechend’. In der letztgenannten Bedeutung entwickelt sich -mäßig zu einem in moderner Sprache überaus produktiven Kompositionssuffix (vgl. bedeutungs-, funktions-, wetter-, wohnungsmäßig); in dieser Funktion belegt seit dem 16. Jh. mäßigen Vb. ‘auf das rechte Maß herabmildern’, reflexiv ‘sich beherrschen, zurückhalten’, mhd. mæʒigen ‘abmessen, ermessen, veranschlagen’, reflexiv ‘sich enthalten’. Gemäß n. Maßeinheit, Meßgerät (Hohl- und Landmaß), gemes (14. Jh.), Gemeß (16. Jh.), mnd. aengl. gemet, eine Kollektivbildung zu Maß (s. oben und s. ge-). Heute unüblich.

Typische Verbindungen zu ›Maß‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Maß‹.

Erträgliche Gewicht Grabtyp Hendl Mögliche Notwendige Proportion Zumutbar ausreichend begrenzt beschränkt besondere erheblich erträglich gehörig gering gerüttelt gewiß gleich hoch selb steigend vernünftig verstärkt vertretbar voll wachsend zunehmend übervoll üblich

Verwendungsbeispiele für ›Maß‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Man bekommt ein völlig falsches Bild von dem Raum, von den Maßen. [Schulze, Ingo: Simple Storys, Berlin: Berlin-Verl. 1998, S. 169]
Die Zeit fand eine neue Einteilung im Maß seiner Entwicklung. [Fries, Fritz Rudolf: Der Weg nach Oobliadooh, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1966, S. 250]
Eine graphische Darstellung ist hier freilich in besonderem Maße unzureichend. [Habermas, Jürgen: Theorie des kommunikativen Handelns – Bd. 2. Zur Kritik der funktionalistischen Vernunft, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1981, S. 184]
In dem Maße, in dem das Erkennen fortschreitet, formt es selbst auch wiederum die Wirklichkeit um. [Schäfer, Lothar u. Schnelle, Thomas: Ludwik Flecks Begründung der soziologischen Betrachtungsweise in der Wissenschaftstheorie. In: dies. (Hgg.) Entstehung und Entwicklung einer wissenschaftlichen Tatsache, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1980, S. 16]
Er beherrscht die englische Sprache in weit vollendeterem Maße als ich. [Tucholsky, Kurt: In des Waldes tiefsten Gründen. In: Tucholsky, Kurt, Werke – Briefe – Materialien, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1914], S. 699]
Zitationshilfe
„Maß“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Ma%C3%9F#1>.

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Mass, die oder das

Grammatik D-Südost Substantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Mass · Nominativ Plural 1: Mass · Nominativ Plural 2: selten Massen
Nebenformen Maß · Substantiv · Genitiv Singular: Maß · Nominativ Plural 1: Maß · Nominativ Plural 2: selten Maßen
Nebenformen gelegentlich Maß · Substantiv (Neutrum) · Genitiv Singular: Maß · Nominativ Plural 1: Maß · Nominativ Plural 2: selten Maßen
Aussprache  [mas] · [mɑs] · [maːs]
Wortbildung  mit ›Mass‹/›Maß‹ als Erstglied: Maßkrug
ZDL-Vollartikel

Bedeutung

meist D-Südost , gelegentlich D-Südwest , A meist in Bayern, typischerweise auf Volksfesten   ein Liter Bier o. Ä. in einem entsprechend großen Trinkgefäß
Beispiele:
Die Mass Bier, auch alkoholfreies Bier und die Mass Radler kosten [auf dem Volksfest] 7,80 Euro. Die Mass Spezi gibt es für 6,60 Euro. [Landshuter Zeitung, 21.06.2018]
Im bäuerlichen Alltag war das Steinbier […] sehr beliebt, zum »Nacht‑Essen« begnügte man sich mit einer Maß Bier und einem Stück Brot. [Kleine Zeitung, 28.12.1997]
Den Ton, den man für die Herstellung der Bierkrügl unweigerlich braucht, hat’s dort zwar nicht gegeben, aber zahlreiche Hafner. Und die haben damals nur auf der Innenseite glasierte Gefäße hergestellt, die (vor dem Befüllen gut in Wasser getaucht) mittels Verdunstungskälte eine Mass kühl gehalten haben. [Münchner Merkur, 17.10.2020]
Für den Rausch auf dem [Cannstatter] Wasen müssen die Gäste tiefer denn je in die Tasche greifen. Im Dinkelacker Festzelt wird die Maß Bier 11,20 Euro kosten – Rekord. [Reutlinger General-Anzeiger, 25.09.2019]
Der große Unterschied zum Münchner Oktoberfest war der Bierpreis, denn in Neuhausen kostete das Maß Bier nur halb so viel. [Südkurier, 19.09.2017]
Gespielt wurde meist um Maßen Bier, eine feuchtfröhliche Angelegenheit. [Fränkischer Tag, 30.01.2017]

letzte Änderung:

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Maß · dermaßen · einigermaßen · gewissermaßen · Maßnahme · Maßregel · Maßstab · maßvoll · anmaßen · Anmaßung · mäßig · mäßigen · Gemäß
Maß n. ‘Einheit zum Messen von Größen, die durch Messen festgestellte Größe, Meßinstrument, die richtige Mitte, das rechte Verhältnis’, spätmhd. (bair.-öst.) māʒ n. ‘eine bestimmte Quantität, Gefäß zum Messen, Grad, Art und Weise’ (14. Jh.) ist durch Vermischung hervorgegangen aus ahd. māʒa f. (um 1000), mhd. māʒe f. ‘Maß, angemessene Menge, richtig gemessene Größe, abgegrenzte Ausdehnung in Raum, Zeit, Gewicht, Kraft, Art und Weise, das Maßhalten’ (vgl. dazu mnd. mnl. māte f., nl. maat f.) und ahd. meʒ n. ‘Maß, Meßgerät, Ordnung, Art und Weise’ (8. Jh.), mhd. meʒ n. ‘Maß, womit (Flüssigkeit, Getreide) gemessen wird, Ausdehnung, Richtung, Ziel’, das im Obd. bis ins 16. Jh. mit der Bedeutung ‘Meßgerät’ bewahrt wird. Beide sind Bildungen zu dem unter messen (s. d.) behandelten Verb. Luther verwendet Maß mit fem. und neutr. Genus; im 18. Jh. hat sich das Maß durchgesetzt, während die Maß nur noch im Obd. als Hohlmaß (‘ein Liter’) gilt (vgl. eine Maß Bier). Reste fem. Flexion bewahren die ursprünglichen Genitivfügungen dermaßen Adv. ‘derart’ (15. Jh.), einigermaßen Adv. ‘in gewissem Maße, Grade, ziemlich, erträglich, ungefähr’, anfangs (17. Jh.) in genitivischer Fügung einiger Maße. gewissermaßen Adv. ‘sozusagen, gleichsam’ (18. Jh.). – Maßnahme f. ‘Regelung, Anordnung’ (19. Jh.), älter Maßnehmung (18. Jh.). Maßregel f. ‘Richtlinie, Vorschrift’ (18. Jh.). Maßstab m. ‘Meßlatte’ (15. Jh.), ‘Richtlinie, nach der etw. beurteilt wird’ (17. Jh.). maßvoll Adj. ‘beherrscht, zurückhaltend’ (19. Jh.). anmaßen Vb. reflexiv ‘über das Zustehende hinausgehen, übermäßig großen Anspruch erheben’, mhd. sich anemāʒen ‘für sich als angemessen beanspruchen’; Anmaßung f. ‘unberechtigter Anspruch, Überheblichkeit’ (um 1500). mäßig Adj. ‘maßvoll, durchschnittlich, nicht überragend’ (18. Jh.), ahd. māʒīg ‘Maß haltend’ (10./11. Jh.), mhd. mæʒic ‘enthaltsam, maßvoll, klein’, mhd. frühnhd. auch ‘angemessen, gemäß, entsprechend’. In der letztgenannten Bedeutung entwickelt sich -mäßig zu einem in moderner Sprache überaus produktiven Kompositionssuffix (vgl. bedeutungs-, funktions-, wetter-, wohnungsmäßig); in dieser Funktion belegt seit dem 16. Jh. mäßigen Vb. ‘auf das rechte Maß herabmildern’, reflexiv ‘sich beherrschen, zurückhalten’, mhd. mæʒigen ‘abmessen, ermessen, veranschlagen’, reflexiv ‘sich enthalten’. Gemäß n. Maßeinheit, Meßgerät (Hohl- und Landmaß), gemes (14. Jh.), Gemeß (16. Jh.), mnd. aengl. gemet, eine Kollektivbildung zu Maß (s. oben und s. ge-). Heute unüblich.

Typische Verbindungen zu ›Mass‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bieten die DWDS-Wortprofile zu ›Mass‹ und ›Maß‹.

Erträgliche Gewicht Grabtyp Hendl Mögliche Notwendige Proportion Zumutbar ausreichend begrenzt beschränkt besondere erheblich erträglich gehörig gering gerüttelt gewiß gleich hoch selb steigend vernünftig verstärkt vertretbar voll wachsend zunehmend übervoll üblich
Zitationshilfe
„Mass“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Ma%C3%9F#2>.

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