steinernes Bauwerk in Form einer Wand
a)
als Teil eines Gebäudes oder freistehend gebaute Wand aus Stein, Beton, Lehm o. Ä.
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: die chinesische Mauer; eine dicke, meterhohe, bröckelnde Mauer
als Akkusativobjekt: eine Mauer bauen, abreißen, überklettern
als Aktiv-/Passivsubjekt: die Mauer stürzt ein, bröckelt
Beispiele:
Meterdicke Mauern, Bastionen, Kasernen,
Hospital – Brimstone Hill auf St. Kitts ist die größte historische
Militäranlage der Karibik. Die Briten bauten von 1690 bis 1790 am Fort
sowie nochmals 1966. [Welt am Sonntag, 09.12.2018]
Am nächsten Morgen stand ich mit Alexi[…] im Hof des
»Chez Max« und betrachtete den Efeu, der die
Mauern bis unters Dach hinauf wuchs und dort
die Ziegel anhob und verschob. [Arjouni, Jakob: Chez Max. Zürich: Diogenes 2006, S. 157]
Er starrte auf die geschwärzten Mauern
des Doms. [Glavinic, Thomas: Die Arbeit der Nacht. München Wien: Carl Hanser Verlag 2006, S. 293]
Auf der Straße von Pristina nach Pec fährt kaum ein Auto. Rechts
und links liegen die albanischen Gehöfte, eingerahmt von mannshohen
Mauern, verschlossen mit Eisentoren. [Die Zeit, 12.03.1998]
Noch heute kann man an mehr als 60 französischen Städten
erkennen, wie sie damals niedergebrannt […] und eng zusammengepreßt wieder aufgebaut und
mit Mauern umgeben worden sind. [Delbrück, Hans: Geschichte der Kriegskunst im Rahmen der politischen Geschichte. Zweiter Teil. Berlin: Directmedia Publ. 2002 [1921] [1902], S. 1779]
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übertragen etwas Trennendes, Undurchdringbares
Kollokationen:
mit Genitivattribut: eine Mauer des Schweigens
als Akkusativobjekt: Mauern durchbrechen, einreißen, niederreißen, überwinden
in vergleichender Wort-/Nominalgruppe: wie durch eine Mauer getrennt
als Aktiv-/Passivsubjekt: die Mauer fällt, trennt
Beispiele:
Der Mensch und seine Geschichten müssen uns als Vertreter
dieser Weltgemeinschaft angehen. Damit uns eine Geschichte angeht,
braucht es die Wagemutigen, die es vermögen, die
Mauern des Alltags zu durchbrechen. Nur
mit Wagemut erreicht man jene, die meinen, dass sie die Unruhe der
Welt nichts anginge. [Süddeutsche Zeitung, 29.12.2018]
Weitere Mauern könnten eingerissen
werden, sagte Merkel – »Mauern der Diktatur,
der Gewalt, der Ideologien, der Feindschaften«. [Die Zeit, 09.11.2014 (online)]
Die Kandidaten kommen aus allen Bereichen:
Naturwissenschaften, Soziologie, Philosophie und Wirtschaft – was
zählt, ist die Kraft der Idee, Mauern zu
durchbrechen und neue Wege aufzuzeigen. [Der Standard, 15.06.2014]
Wenn Opfer ihr Leid beschreiben sollten, träfen Ermittler
oft auf eine Mauer des Schweigens. [Die Welt, 16.04.2013]
Wollen wir fortfahren, die Mauern der
Feindschaft einzureißen, die die Welt zu lange getrennt haben, und
an ihrer Stelle Brücken der Verständigung errichten […]. [Archiv der Gegenwart, 2001 [1973]]
b)
umgangssprachlich als Grenzbefestigung von der DDR-Führung errichtetes und streng gesichertes Bauwerk aus Beton, das den Westteil Berlins umschloss und den Zugang für Bürger der DDR ohne besondere Privilegien versperrte
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: die Berliner Mauer
als Genitivattribut: der Bau, der Fall, die Öffnung der Mauer
in Koordination: Mauer und Todesstreifen
Beispiele:
Einige Grenzsoldaten starben […]
bei gewalttätigen Vorfällen an der Mauer.
[…] Diese Vorfälle wurden von der DDR
propagandistisch genutzt und als nachträgliche Begründung für den
Mauerbau herangezogen. [Berliner Mauer, 10.06.2019, aufgerufen am 13.06.2019]
Der SED‑Funktionär [Schabowski]
hatte in der legendären Pressekonferenz am 9. November 1989 fast
beiläufig die Öffnung der Mauer verkündet. [Die Zeit, 09.11.2014 (online)]
Der Fall der Berliner Mauer am 9. November
1989 gilt als einer der größten Glücksfälle in der deutschen Geschichte.
Nicht einmal ein Jahr danach war das jahrzehntelang durch Stacheldraht
und Mauer getrennte Deutschland bereits
wiedervereinigt. [Der Standard, 07.11.2014]
Vor dem Berliner Landgericht beginnt der Prozess gegen den
früheren DDR‑Staatschef Erich Honecker und fünf Mitangeklagte wegen der
Todesschüsse an der Mauer. [Die Zeit, 11.11.2012 (online)]
Wir sehen nur die Fassaden. Einerseits die abstoßende Fassade:
[…] die kilometerlangen grünen Kasernenzäune, hinter
denen – bei Nauen etwa, doch auch anderswo in der DDR – die Russen nun
schon das zwanzigste Jahr biwakieren, insgesamt 20 Divisionen stark; den
Todesstreifen und die Mauer schließlich, die der
motorisierte Westdeutsche nur am Übergang Heinrich‑Heine‑Straße
überwinden kann. Diese Fassade ist uns, dem Westen
zugewandt. [Die Zeit, 15.05.1964]
Die große Mauer von Berlin, ausgerechnet
von jenen erbaut, die meinen, sie allein stünden im Bündnis mit der Zeit
und der Geschichtsentwicklung, ist ein Monument des
Anachronismus. [Die Zeit, 01.09.1961]