Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Medaillon, das

Grammatik Substantiv (Neutrum) · Genitiv Singular: Medaillons · Nominativ Plural: Medaillons
Aussprache 
Worttrennung Me-dail-lon
Wortbildung  mit ›Medaillon‹ als Erstglied: Medaillonteppich  ·  mit ›Medaillon‹ als Letztglied: Kalbsmedaillon · Schweinemedaillon
Herkunft aus gleichbedeutend médaillonfrz
eWDG

Bedeutungen

1.
meist an einem Kettchen getragene, kleine, flache Kapsel, die ein Bild oder auch ein Andenken enthält
Beispiel:
ein Kettchen mit einem Medaillon
rundes oder ovales, häufig in etw. eingearbeitetes Bild oder Relief
Beispiele:
in den Deckel des Kästchens ist als Medaillon ein Bild der Besitzerin eingearbeitet
Er füllt die Zwickelflächen zwischen den Fensterbogen mit großen runden figurierten Medaillons [ WölfflinDürer252]
2.
Kochkunst kleine, rund ausgestochene Scheibe Fleisch
Beispiel:
Medaillons braten, grillen
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Medaille · Medaillon
Medaille f. ‘künstlerisch gestaltete, zum Gedenken an eine Person oder ein Ereignis geprägte bzw. als Auszeichnung verliehene Münze ohne Geldwert’. Auf ital. medaglia ‘florentinische Kupfermünze, antike Münze’, dann (16. Jh.) ‘Schau-, Gedenkmünze’ beruht die Entlehnung frz. médaille ‘italienische Goldmünze’ (Ende 15. Jh.), ‘Schau-, Gedenkmünze’ (16. Jh.). Dieses frz. Substantiv wird in der 1. Hälfte des 16. Jhs. ins Dt. übernommen, wo es zunächst in Nachahmung der frz. Aussprache als Medeie (vorwiegend im Plur., auch Medoien), gegen Ende des 16. Jhs., vielleicht unter Einfluß der ital. Form (vgl. Medaglie 1563), als Medalie erscheint; im 17. Jh. erfolgt die Angleichung an das frz. Schriftbild. Ital. medaglia weist wie die Entsprechungen afrz. meaille, maaille, afrz. frz. maille, aprov. mealha, mezalha, span. meaja ‘kleine Münze, meist im Wert eines halben Denar’ auf eine Vorstufe *medalia; vgl. mlat. medal(l)ia, medal(l)a ‘Münze im Wert eines halben Denar’, woraus früh entlehntes ahd. medilla (9. Jh.), spätmhd. medele, melle (letzteres kontrahiert oder nach afrz. maille) ‘kleine Münze, Heller’. Die Erklärung der erschlossenen vorroman. Form ist strittig. In ihr wird einmal eine dissimilatorische Umbildung von mediālia, Neutr. Plur. von spätlat. mediālis ‘mitten’ gesehen (Schuchardt, vgl. FEW 6, 1, 571 ff., und Corominas 3, 313 f.), wobei die semantische Entwicklung von ‘in der Mitte befindlich’ zu ‘halb’ nur auf Grund der roman. Bedeutung ‘halber Denar’ vermutet und nicht (wie z. B. bei lat. medius) im Lat. selbst beobachtet werden kann; zum anderen wird sie (seit Diez) auf ein von lat. metallum ‘Metall, Bergwerk’ (s. Metall) abgeleitetes vlat. *metalleus ‘aus Metall’ (etwa in *monēta metallea ‘Metallmünze’) zurückgeführt, das nach im Galloroman. eingetretenem Wandel des -t- in -d- von dort aus in die übrigen roman. Sprachen (und ins Mlat.) gelangt sein könnte (vgl. Gamillscheg ²588 f.). – Medaillon n. ‘ein Bild oder Andenken enthaltender runder oder ovaler Schmuckanhänger, rundes oder ovales Bildnisrelief, gebratene runde Fleischscheibe’. Ital. medaglione ‘große Schaumünze, rundes oder ovales Relief’ (mit dem Augmentativsuffix -one abgeleitet von ital. medaglia, s. oben) wird als médaillon ins Frz. entlehnt und trifft hier wahrscheinlich auf ein eigenständig gebildetes frz. médaillon ‘Schmuckanhänger, Kapsel’ (Deminutivum von frz. médaille, s. oben), mit dem es zusammenfällt. Aus dem Frz. kommt das Substantiv Anfang des 18. Jhs. ins Dt., wo es zuerst nur für ‘große Schaumünze’, seit der Wende zum 19. Jh. im Sinne von ‘rundes oder ovales Bildnis, Bildkapsel’ gebraucht wird. Die Übertragung ‘gebratene runde Fleischscheibe’ gehört erst dem 20. Jh. an.

Thesaurus

Gastronomie/Kulinarik
Synonymgruppe
Medaillon[Hinweis: weitere Informationen erhalten Sie durch Ausklappen des Eintrages]
Oberbegriffe

Typische Verbindungen zu ›Medaillon‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Medaillon‹.

Verwendungsbeispiele für ›Medaillon‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Sie trug ein kleines goldenes Medaillon mit einem Brillanten drauf. [Kempowski, Walter: Tadellöser & Wolff, München: Hanser 1971 [1971], S. 283]
Die Medaillons, die in einem der Briefe drin waren, trage ich voll Vertrauen bei mir, auch die Uhr habe ich noch. [Brief von Alois Scheuer an Friedchen Scheuer vom 24.03.1942, Feldpost-Archive mkb-fp-0079]
Sorgsam legt er zwei gelbe Medaillons (je 5000 Mark) auf die Null. [Die Zeit, 09.06.1978, Nr. 24]
Die Haare ihres totgeborenen ersten Sohnes trägt sie zeitlebens in einem Medaillon bei sich. [Süddeutsche Zeitung, 16.04.1999]
Gerührt hält Anna H. (81) ihr wiedergefundenes Medaillon in den Händen. [Bild, 09.11.2001]
Zitationshilfe
„Medaillon“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Medaillon>.

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