Wahlrecht, bei dem innerhalb eines Wahlkreises nur derjenige Kandidat als gewählt gilt, der die meisten Stimmen erhalten hat
Synonym zu Mehrheitswahl, in gegensätzlicher Bedeutung zu Verhältniswahlrecht, siehe auch Wahlsystem
Beispiele:
Ziel des Verhältniswahlrechts ist es, dass alle gesellschaftlichen
Gruppen gemäß ihres Anteils an Wählerstimmen im Parlament vertreten sind.
Der Wählerwille wird dadurch deutlicher als beim
Mehrheitswahlrecht zum Ausdruck gebracht. Nicht
umsonst wird das Mehrheitswahlrecht oft mit dem
Spruch »The Winner takes all, the Loser gets nothing« beschrieben.
[…] Das
Mehrheitswahlrecht wird vor allem in Ländern,
deren politisches System vom angelsächsischen Recht geprägt ist, angewandt:
bei den Wahlen zum Unterhaus in Großbritannien oder bei den US‑Wahlen
beispielsweise. Da in fast allen Staaten nur der Kandidat mit den meisten
Stimmen Wahlmänner gewinnt und die anderen Stimmen verloren gehen, sind
Unabhängige und Kandidaten kleiner Gruppierungen praktisch
chancenlos. [Der Standard, 16.11.2008]
Welche Vorteile man im Mehrheitswahlrecht auch
erkennen mag – klare Mehrheitsverhältnisse, übersichtlichere politische
Landschaft, das Hervortreten starker Führungsfiguren – ein Argument steht
den Anhängern dieses Systems nicht zur Verfügung: Dass nämlich ein solches
Wahlsystem die »Politikverdrossenheit« zurückdrängen und die Wahlbeteiligung
erhöhen würde. [Süddeutsche Zeitung, 12.01.2009]
Befürwortet man eher straffe Entscheidungsmöglichkeiten, tendiert
man eben zu einem Mehrheitswahlrecht (wie in UK und
USA), das dann ein Zweiparteiensystem mit allen Konsequenzen hervorbringt –
dort gibt es de facto keine anderen Parteien als die beiden großen, die eine
realistische Chance auf Regierungsbeteiligung hätten. [Nach der Wahl ist vor der Wahl, 05.11.2008, aufgerufen am 14.09.2018]
Das Parlament in Rom beginnt heute die Beratungen über einen
Gesetzentwurf, wonach bis zur Parlamentswahl im Frühjahr 2006 das
Mehrheitswahlrecht abgeschafft und die
Verhältniswahl wieder eingeführt werden soll. [Berliner Zeitung, 11.10.2005]