Mem, das
GrammatikSubstantiv (Neutrum) · Genitiv Singular: Mems · Nominativ Plural: Meme
Nebenform Meme · Substantiv · Genitiv Singular: Memes · Nominativ Plural: Memes
Aussprache [meːm] · [ˈmiːm]
Herkunft zu mίmēmagriech (μίμημα) ‘Nachgeahmtes, Nachahmung’ < mimeīsthaigriech (μιμεῖσθαι) ‘nachahmen, imitieren’
ZDL-Vollartikel
Bedeutung
Biologie Idee, Ideologie o. Ä., die sich im Gedächtnis vieler Menschen festsetzt und dadurch eine große Wirkung in einer Gemeinschaft oder Gesellschaft entfaltet
Beispiele:
Das Kunstwort Memesis verbindet die Idee der
Meme, bereits 1976 von dem Biologen Richard
Dawkins formuliert, mit dem Konzept der Genesis. Mit dem
Mem postulierte Dawkins ein Äquivalent des Gens
als kleinste kulturelle Einheit, deren einziges Interesse in der
Selbstreplikation liege. Der Archetyp eines Mems sei
der Kettenbrief und die katholische Kirche etwa eine der DNS vergleichbare
Kolonie sich selbst reproduzierender Glaubenssätze. Mit den globalen Netzen
hätten die Meme nun ein vortreffliches Ökosystem
gefunden. Derart biologistische Modelle gesellschaftlichen Wandels
interpretiert der britische Sozialwissenschaftler Richard Barbrook als
reaktionäre Mythologien. [die tageszeitung, 13.09.1996]
Ein [Mem] ist, um jetzt die
[…]Definition der Memetiker Dawkins,
Blackmore et al. zu bemühen, ein Mem ist ein
Replikator. Also irgendetwas, dessen Sinn darin liegt, repliziert zu werden.
Wenn man überhaupt von Sinn dabei sprechen kann, weil die Replikation ein
rein mechanischer Prozess ist und kein intentionaler. [Die @schlandkette und ihre amerikanischen Verwandten, 02.09.2013, aufgerufen am 01.09.2020]
Ein Mem ist Dawkins zufolge ein Gedanke, ein
Konzept, eine Theorie, die sich von Kopf zu Kopf fortpflanzt. Je haftender,
je widerstandsfähiger und je fortpflanzungsfähiger sie ist, desto größer ist
ihre Überlebenschance. Der Katholizismus ist demnach ein
Mem – ein besonders mächtiges
–[,]
aber auch der Gedanke, dass alle Menschen gleich und frei geboren
sind[…]. [Der Spiegel, 26.03.2012 (online)]
Die »Memetik«, so
[Florian]
Rötzer, beschreibt die kulturelle Evolution analog zur biologischen
Evolution. So wie Gene miteinander um Reproduktionschancen konkurrieren,
kämpfen auch »Meme« – grundlegende
Informationseinheiten, eine Art Ideen‑DNA – ums Überleben. Während Gene sich
unserer Organismen als Überlebensmaschinen bedienen, machen die von Medien
übertragenen Meme von unseren Hirnen als Wirtstieren
Gebrauch. Erfolgreiche Ideen verbreiten sich gemäß der »Fitheit ihrer
Meme«, nicht nach dem Grad ihrer Nützlichkeit
oder gar Wahrheit. [Die Zeit, 31.10.1997]
●
spezieller kulturelles Artefakt (1), z. B. ein Text, ein Bild, das sich schnell, meist über das Internet, verbreitet, die Empfänger zum Nachdenken, Lachen o. Ä. anregt und sich so im Gedächtnis vieler Menschen festsetzt
Beispiele:
Ein Meme ist ein über das Internet
verbreiteter Inhalt, etwa ein Kommentar zu Kulturgütern wie Filmen,
Serien, Videospielen oder Songs, witzige Fotografien oder auch völlig
frei erfundene Fantasie‑Memes mit teilweise surrealem
Charakter. [Südkurier, 20.03.2021]
Memes sind humoristische, teils sarkastische
Schnipsel, die über Social Media verbreitet werden. [Süddeutsche Zeitung, 23.07.2020]
Ein Meme ist ein Internet‑Insiderwitz!
Irgendein Schnipsel, das den Web‑User der Internet‑Popkultur zum Lachen
bringt. Es ist eine Unterform des breit gefächerten Begriffs
»Internetphänomen«[…]. [Meme: Was ist ein Meme und wie wird Meme ausgesprochen?, 24.01.2020, aufgerufen am 20.08.2020]
»Planking« war gestern – jetzt will das »Owling« zum nächsten
Trend eines schrägen Internet‑Humors werden, bei dem es darum geht,
Fotos in einer bestimmten Pose ins Netz zu stellen. Die Teilnehmer
stellen sich dabei nicht mehr als steifes Brett dar wie beim »Planking«,
sondern machen die Eule: Sie gehen mit geschlossenen Beinen in die
Hocke, legen die Arm wie Flügel an und blicken mit starren Augen
nachtvogelmäßig ins Leere. Ob die Masche wirklich zum
»Meme« werden kann – also zu einer Idee, die
sich über die Kommunikation im Netz immer weiter verbreitet –, ist
unklar. [Der Standard, 13.07.2011]
Nicht nur Viren, auch die hinter ihnen steckenden Ideen sind
offensichtlich hoch infektiös. Man nennt sie im Online‑Jargon
»Meme«. Ob es sich bei »Papa« nun um einen
tatsächlich existenten neuen Virus handelt oder um ein bloßes »Fake«,
eine geschickt lancierte Falschmeldung, ist für den erzielten Effekt
bedeutungslos. Die Information über »Papa« langt hin, für Konfusion zu
sorgen, und Konfusion ist schon der virtuell denkbar größte
Schaden[…]. [Berliner Zeitung, 07.04.1999]
letzte Änderung:
Typische Verbindungen zu ›Meme‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Meme‹.
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