Mensch
m.
höchstentwickeltes gesellschaftliches Lebewesen
mit der Fähigkeit zu arbeiten und zu denken,
ahd.
mennisco
m.
‘Mensch’
(8. Jh.),
mhd.
mensche,
mensch
m. n.
‘Mensch, Mädchen, Buhlerin, Magd, Knecht, das menschliche Geschlecht’,
mnd.
minsche,
mnl.
mensce,
nl.
mens
sind aus einer Substantivierung des in
ahd.
mennisc
(um 800),
mhd.
mennisch
‘menschlich, mannhaft’,
asächs.
mennisk,
aengl.
mennisc,
anord.
mennskr,
got.
mannisks
vorliegenden Adjektivs
germ.
*manniska-
hervorgegangen,
einer Ableitung von dem unter
Mann
(s. d.)
behandelten Substantiv.
Das im
Mhd. auftretende Neutrum
steht bis ins 17. Jh. ohne abschätzigen Sinn neben dem Maskulinum,
bezeichnet jedoch seit dem 15. Jh. häufig eine
‘weibliche Person’,
besonders die
‘Magd’,
und wird seit dem 18. Jh. durchgehend abwertend gebraucht;
dazu auch der Plural
Menscher
(17. Jh.).
–
menschlich
Adj.
‘den Menschen betreffend, ihm gemäß, hilfsbereit, gut’,
ahd.
mennisclīh
(8. Jh.),
mhd.
menschlich
‘nach, von Menschenart’;
dazu
Menschlichkeit
f.
‘Menschennatur, menschliche Würde, menschliches Gefühl, Freundlichkeit im Umgang mit anderen’
(16. Jh.,
Übersetzung von
lat.
hūmānitās,
s.
Humanität),
geläufig seit dem 18. Jh.,
vereinzelt
‘Menschheit’
(nur 17. Jh.);
vgl.
spätmhd.
menschlīcheit
‘Zustand des Menschseins, Menschheit’.
Menschheit
f.
‘Gesamtheit der Menschen’,
ahd.
mennischeit
‘alle Menschen, menschliche Natur, Menschwerdung’
(um 1000),
mhd.
menschheit,
menscheit
‘alle Menschen, Natur und Leben eines Menschen, Menschlichkeit’.
Menschenfeind
m.
‘Menschenhasser, -verächter’
(16. Jh.),
Übersetzung von
griech.-lat.
misanthropus
(s.
Misanthrop).
Menschenfresser
m.
‘Kannibale’,
Übersetzung (17. Jh.) von gleichbed.
lat.
anthrōpophagus,
griech.
anthrōpophágos
(
ἀνθρωποφάγος);
vgl.
griech.
ánthrōpos
(
ἄνθρωπος)
‘Mensch’
und
phágos
(
φάγος)
‘Fresser’,
phagé͞in
(
φαγεῖν)
‘essen, verzehren’.
menschenmöglich
Adj.
‘für einen Menschen möglich’
(18. Jh.),
aus älterem
menschmöglich
(17. Jh.),
das aus
menschlich
und
möglich
(16. Jh.)
mit Ersparung der Suffixwiederholung zusammengerückt ist.
Menschenrecht
n.
zunächst
‘von Menschen eingesetztes Recht’
(Ende 17. Jh.);
Menschheitsrechte
Plur.
‘dem Menschen von Geburt an zukommende Rechte und Würde’
(nach 1750).
Danach
(meist im Plur.)
Menschenrechte
‘Reihe von Rechten, die die Stellung des Menschen in der Gesellschaft und sein Verhältnis zum Staat regeln’
(seit 1777).
Durch die amerikanische Unabhängigkeitserklärung
(1776)
und die französische
Déclaration des droits de l’homme et du citoyen
(1789)
wird der Begriff zum politischen Schlagwort
und mit seinem damaligen bürgerlichen Inhalt
(Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit,
Recht auf Eigentum und Sicherheit
sowie Widerstand gegen Unterdrückung)
auch im
Dt. geläufig;
wahrscheinlich geht auch die vorherrschende Verwendung im Plural
auf das
frz. Vorbild zurück.
Menschentum
n.
‘Wesen des Menschen, das Dasein als Mensch’
(Anfang 19. Jh.),
zuvor
‘Menschheit’
(17. Jh.).
Übermensch
m.
in der Theologie gebildet (16. Jh.) aus
übermenschlich
Adj.
‘in jeder Weise über das durchschnittliche menschliche Vermögen hinausragend’
(Anfang 16. Jh.)
zur Bezeichnung eines
‘moralisch überdurchschnittlichen Menschen, eines übermenschlichen Wesens’
(so noch im 18./19. Jh.);
bei
Herder
im Sinne von
‘Heros, Halbgott, Genie’;
bei
Nietzsche
(Zarathustra)
im Gegensatz zum Durchschnittsmenschen
‘derjenige, der den Menschen überwunden hat’.
Daran anknüpfend wird
Übermensch
(wie
Herrenmensch,
Gegensatz
Untermensch,
s. unten)
zum Schlagwort der faschistischen Rassenideologie.
Unmensch
m.
‘brutaler, grausamer Mensch’,
ahd.
unmennisco
‘Nichtmensch’
(um 1000),
spätmhd.
unmensch
‘was nicht den Namen Mensch verdient, Bösewicht’,
frühnhd.
‘Bestie, Kannibale, Zauberer’
(16. Jh.),
‘Menschenfeind’
(18. Jh.).
Untermensch
m.
‘niedriges Wesen, das sittlich unterhalb der menschlichen Stufe steht’
(18. Jh.);
danach Schlagwort der Faschisten
für die Opfer ihrer Unterdrückungs- und Ausrottungspolitik.