Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Menschenfeind, der

Grammatik Substantiv (Maskulinum) · Genitiv Singular: Menschenfeind(e)s · Nominativ Plural: Menschenfeinde
Aussprache  [ˈmɛnʃn̩ˌfaɪ̯nt]
Worttrennung Men-schen-feind
Wortzerlegung Mensch1 Feind
Wortbildung  mit ›Menschenfeind‹ als Erstglied: Menschenfeindin
eWDG

Bedeutung

jmd., der sich enttäuscht, verbittert von den Menschen zurückgezogen hat, sie meidet, verachtet, Misanthrop
in gegensätzlicher Bedeutung zu Menschenfreund
Beispiele:
ein unverbesserlicher Menschenfeind
Friedrich mußte ein Menschenfeind werden, sein Umgang waren Bücher [ H. MannZeitalter279]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Mensch · menschlich · Menschlichkeit · Menschheit · Menschenfeind · Menschenfresser · menschenmöglich · Menschenrecht · Menschentum · Übermensch · übermenschlich · Unmensch · Untermensch
Mensch m. höchstentwickeltes gesellschaftliches Lebewesen mit der Fähigkeit zu arbeiten und zu denken, ahd. mennisco m. ‘Mensch’ (8. Jh.), mhd. mensche, mensch m. n. ‘Mensch, Mädchen, Buhlerin, Magd, Knecht, das menschliche Geschlecht’, mnd. minsche, mnl. mensce, nl. mens sind aus einer Substantivierung des in ahd. mennisc (um 800), mhd. mennisch ‘menschlich, mannhaft’, asächs. mennisk, aengl. mennisc, anord. mennskr, got. mannisks vorliegenden Adjektivs germ. *manniska- hervorgegangen, einer Ableitung von dem unter Mann (s. d.) behandelten Substantiv. Das im Mhd. auftretende Neutrum steht bis ins 17. Jh. ohne abschätzigen Sinn neben dem Maskulinum, bezeichnet jedoch seit dem 15. Jh. häufig eine ‘weibliche Person’, besonders die ‘Magd’, und wird seit dem 18. Jh. durchgehend abwertend gebraucht; dazu auch der Plural Menscher (17. Jh.). – menschlich Adj. ‘den Menschen betreffend, ihm gemäß, hilfsbereit, gut’, ahd. mennisclīh (8. Jh.), mhd. menschlich ‘nach, von Menschenart’; dazu Menschlichkeit f. ‘Menschennatur, menschliche Würde, menschliches Gefühl, Freundlichkeit im Umgang mit anderen’ (16. Jh., Übersetzung von lat. hūmānitās, s. Humanität), geläufig seit dem 18. Jh., vereinzelt ‘Menschheit’ (nur 17. Jh.); vgl. spätmhd. menschlīcheit ‘Zustand des Menschseins, Menschheit’. Menschheit f. ‘Gesamtheit der Menschen’, ahd. mennischeit ‘alle Menschen, menschliche Natur, Menschwerdung’ (um 1000), mhd. menschheit, menscheit ‘alle Menschen, Natur und Leben eines Menschen, Menschlichkeit’. Menschenfeind m. ‘Menschenhasser, -verächter’ (16. Jh.), Übersetzung von griech.-lat. misanthropus (s. Misanthrop). Menschenfresser m. ‘Kannibale’, Übersetzung (17. Jh.) von gleichbed. lat. anthrōpophagus, griech. anthrōpophágos (ἀνθρωποφάγος); vgl. griech. ánthrōpos (ἄνθρωπος) ‘Mensch’ und phágos (φάγος) ‘Fresser’, phagé͞in (φαγεῖν) ‘essen, verzehren’. menschenmöglich Adj. ‘für einen Menschen möglich’ (18. Jh.), aus älterem menschmöglich (17. Jh.), das aus menschlich und möglich (16. Jh.) mit Ersparung der Suffixwiederholung zusammengerückt ist. Menschenrecht n. zunächst ‘von Menschen eingesetztes Recht’ (Ende 17. Jh.); Menschheitsrechte Plur. ‘dem Menschen von Geburt an zukommende Rechte und Würde’ (nach 1750). Danach (meist im Plur.) Menschenrechte ‘Reihe von Rechten, die die Stellung des Menschen in der Gesellschaft und sein Verhältnis zum Staat regeln’ (seit 1777). Durch die amerikanische Unabhängigkeitserklärung (1776) und die französische Déclaration des droits de l’homme et du citoyen (1789) wird der Begriff zum politischen Schlagwort und mit seinem damaligen bürgerlichen Inhalt (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Recht auf Eigentum und Sicherheit sowie Widerstand gegen Unterdrückung) auch im Dt. geläufig; wahrscheinlich geht auch die vorherrschende Verwendung im Plural auf das frz. Vorbild zurück. Menschentum n. ‘Wesen des Menschen, das Dasein als Mensch’ (Anfang 19. Jh.), zuvor ‘Menschheit’ (17. Jh.). Übermensch m. in der Theologie gebildet (16. Jh.) aus übermenschlich Adj. ‘in jeder Weise über das durchschnittliche menschliche Vermögen hinausragend’ (Anfang 16. Jh.) zur Bezeichnung eines ‘moralisch überdurchschnittlichen Menschen, eines übermenschlichen Wesens’ (so noch im 18./19. Jh.); bei Herder im Sinne von ‘Heros, Halbgott, Genie’; bei Nietzsche (Zarathustra) im Gegensatz zum Durchschnittsmenschen ‘derjenige, der den Menschen überwunden hat’. Daran anknüpfend wird Übermensch (wie Herrenmensch, Gegensatz Untermensch, s. unten) zum Schlagwort der faschistischen Rassenideologie. Unmensch m. ‘brutaler, grausamer Mensch’, ahd. unmennisco ‘Nichtmensch’ (um 1000), spätmhd. unmensch ‘was nicht den Namen Mensch verdient, Bösewicht’, frühnhd. ‘Bestie, Kannibale, Zauberer’ (16. Jh.), ‘Menschenfeind’ (18. Jh.). Untermensch m. ‘niedriges Wesen, das sittlich unterhalb der menschlichen Stufe steht’ (18. Jh.); danach Schlagwort der Faschisten für die Opfer ihrer Unterdrückungs- und Ausrottungspolitik.

Thesaurus

Synonymgruppe
Menschenfeind · Menschenhasser · Misanthrop
Oberbegriffe

Typische Verbindungen zu ›Menschenfeind‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Menschenfeind‹.

Verwendungsbeispiele für ›Menschenfeind‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Allein – er hatte einen großen Fehler, – er war ein Menschenfeind. [Christ, Lena: Lord. In: Deutsche Literatur von Frauen, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1919], S. 10327]
Er ist kein Menschenfeind geworden und nicht von dem eingeschlagenen Weg abgewichen. [Die Zeit, 22.12.1989, Nr. 52]
Auf sie hatte sich der überreizte Zärtlichkeitstrieb des Menschenfeindes geworfen. [Mann, Heinrich: Professor Unrat, Berlin: Aufbau-Verl. 1958 [1905], S. 194]
Als ihre Welt durch einen Krieg, für den sie selbst sich eingesetzt hatte, zerstört wurde, titulierte sie den Gegner daher als »Menschenfeind«. [Die Zeit, 10.10.2011, Nr. 41]
Ähnlich wie beim »Menschenfeind« ist das Ergebnis die Vereinsamung des Helden. [Die Zeit, 25.01.1971, Nr. 04]
Zitationshilfe
„Menschenfeind“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Menschenfeind>.

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