Milieu
n.
‘natürliche und sozial bedingte Umgebung, Zeitverhältnisse, Lebensumstände’.
Frz.
milieu
‘Mitte, Umgebung’,
zusammengesetzt aus
afrz.
mi,
frz.
(nur noch in Komposita)
mi-
‘halb, in der Mitte befindlich’
(
lat.
medius)
und
afrz.
frz.
lieu
‘Ort, Platz, Stelle’
(
lat.
locus;
vgl. entsprechendes
lat.
medius locus),
wird in der Bedeutung
‘Mitte’
ins
Dt. übernommen (19. Jh.),
vor allem in der Fügung
juste-milieu
‘richtige Mitte’.
Diese wird seit 1830 zum politischen Schlagwort;
sie charakterisiert
(im positiven wie negativen Sinne)
das zwischen konservativ und liberal lavierende
französische Regierungssystem nach der Julirevolution,
wird dann auch in allgemeinem Sinne
auf ausgleichende Handlungsweisen, Kompromisse übertragen.
In seiner Gesellschaftstheorie erklärt
H. Taine
(1863)
la race, le milieu et le moment
als die drei Haupttriebkräfte des Lebens.
Danach wird
(70er Jahre des 19. Jh.)
Milieu,
Lebenskreis, soziale Verhältnisse
und Äußerlichkeiten des alltäglichen Lebens bezeichnend,
erneut zum vielgebrauchten und auch bekämpften Schlagwort.
Vorgeschlagene Verdeutschungen wie
Umgebung,
Umwelt
vermögen nicht,
den oben definierten Begriff befriedigend wiederzugeben,
so daß
Milieu
im
Dt. erhalten bleibt
und auch in Fachsprachen (Biologie, Geographie) eingeht.