Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Minderheit, die

Grammatik Substantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Minderheit · Nominativ Plural: Minderheiten
Aussprache 
Worttrennung Min-der-heit
Wortzerlegung minder -heit
eWDG

Bedeutung

zahlenmäßig kleine Gruppe
Beispiele:
eine kleine, schwache Minderheit
die Herrschaft einer religiösen Minderheit beseitigen
die Minderheit fügte sich der Mehrheit
in der Minderheit (= zahlenmäßig unterlegen) sein, bleiben
zahlenmäßig unterlegene Gruppe innerhalb einer Gemeinschaft
Beispiele:
eine religiöse, rassische Minderheit
eine nationale Minderheit (= kleinere Bevölkerungsgruppe in einem Staatsgefüge, die sich von der Mehrheit der Bevölkerung durch Abstammung, Sprache und Kultur unterscheidet)
Uns Evangelischen, die wir leider am Ende doch nur eine Minderheit unter der Bevölkerung unserer Heimat sind [ C. F. MeyerAmulett3,31]
Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat B1.
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

minder · mindest · Minderheit · mindern · vermindern · Verminderung
minder Adj. ‘weniger, geringer’, ahd. minniro (8. Jh.), mhd. minner, minre, (mit Gleitlaut) minder ‘kleiner (an Größe, Zahl), geringer (an Wert, Stand, Macht)’, asächs. minnera, mnd. minner, minder, mnl. minre, nl. minder, anord. minni, schwed. mindre, got. minniza (germ. *minnizan-) sind mit der schwundstufigen Suffixform ie. -is- (got. -iz-, ahd. -ir-, s. mehr) gebildete Komparativformen zu einem mit n-Suffix gebildeten Adjektiv ie. *minu- ‘minder, klein’ (s. minus; germ. -nn- aus -nu̯-), wozu auch das (im Nhd. untergegangene) Adverb ahd. (8. Jh.), mhd. min, mnd. mnl. nl. min, anord. minnr, got. mins ‘weniger’ sowie aind. minā́ti ‘schadet, mindert’, griech. minýthein (μινύθειν) ‘geringer werden, dahinschwinden, vermindern, verkleinern’, lat. minus ‘kleiner, weniger’, minuere ‘verkleinern’, korn. minow ‘zer-, verkleinern, verringern, mindern’, aslaw. mьńịjь ‘kleiner, geringer, weniger’, russ. ménee (менее) Adj. ‘weniger’ gehören. Ie. *minu- ist eine mit Ablaut gebildete Ableitung von der Wurzel ie. *mei- ‘mindern’. Im Dt. wird die im Mhd. auftretende Form minder (s. oben) vom 15. Jh. an vorherrschend und bald alleingültig. Der zugehörige Superlativ ist mindest Adj. ‘geringst, wenigst’, ahd. minnisto (9. Jh.), mhd. minnest, minst, asächs. minnist, anord. minnstr, got. minnists, schwed. minst, (germ. *minnista-) gebildet mit dem Superlativsuffix ie. -isto- (s. meist). Die heutige Form mindest, angelehnt an minder, wird erst zu Anfang des 18. Jhs. üblich. – Minderheit f. ‘kleinere Anzahl aus einer Gesamtheit, zahlenmäßig unterlegene Gruppe’ (Campe), zuvor Minderkeit (1787), analog zu Mehrheit gebildet für Minorität (s. d.); doch vgl. schon ahd. minnerheit ‘das Wenigersein’ (um 1000). mindern Vb. ‘verringern, (im Preis) herabsetzen’, ahd. minnirōn (9. Jh.; auch giminnirōn, 8. Jh.), mhd. minnern, minren ‘kleiner, geringer machen oder werden’; dazu vermindern Vb. mhd. verminnern, Verminderung f. (16. Jh.).

Thesaurus

Synonymgruppe
Minderheit · Minderzahl · Minorität · Unterzahl
Unterbegriffe
  • Aromunen · Mazedoromanen · Mazedorumänen
  • Gitano (span.) · Roma (Plur.)  ●  Gypsy engl. · Sinti und Roma (dt., Plur.) politisch korrekt · Tatern norddeutsch · Zigan veraltet · Zigeuner abwertend
Synonymgruppe
Minderheit  ●  (soziale) Randgruppe  Hauptform · Randständige  schweiz.
Unterbegriffe
Assoziationen
  • an den Rand gedrängt werden · ausgegrenzt werden · ins Abseits geraten · marginalisiert werden
  • Ausgestoßener · Aussätziger · Paria  ●  Outcast engl.
  • abgehängt · im (gesellschaftlichen) Abseits · marginalisiert

Typische Verbindungen zu ›Minderheit‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Minderheit‹.

Verwendungsbeispiele für ›Minderheit‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Mit dem Rücken gegen die Wand – so sehen die Überreste der ausbeuterischen Minderheit ihrer Vernichtung entgegen! [Neue deutsche Literatur, 1954, Nr. 1, Bd. 2]
Die Christen in der arabisch sprechenden Welt waren als Folge der wenn auch nur vereinzelten Konversionen in den Jahrhunderten zu einer Minderheit geworden. [Watt, Montgomery: Der Islam. In: Propyläen Weltgeschichte, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1965], S. 27611]
Also waren zu jener Zeit alle Fragen bezüglich der Behandlung der Minderheiten in Polen sehr unwichtig, stimmt das? [o. A.: Sechsundneunzigster Tag. Montag, 1. April 1946. In: Der Nürnberger Prozeß, Berlin: Directmedia Publ. 1999 [1946], S. 16572]
Selbstverständlich werden die Studenten in China – gemessen an der Masse der 800 Millionen Bauern – immer nur eine verschwindend kleine Minderheit sein. [Der Spiegel, 12.01.1987]
Ihr Kampf richtet sich dabei insbesondere gegen die koptischen Christen, jene Minderheit, die sich einst von der römischen Kirche abgespalten hatte. [o. A. [nien]: Dschamaa Islamija. In: Aktuelles Lexikon 1974-2000, München: DIZ 2000 [1997]]
Zitationshilfe
„Minderheit“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Minderheit>.

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