im Parlamentarismus eine Regierung (1 b), deren Fraktionen über keine Mehrheit im Parlament verfügen und gemäß demokratischem Mehrheitsprinzip für bestimmte Beschlüsse Stimmen aus Fraktionen, die nicht an der Regierung beteiligt sind, gewinnen müssen
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: eine tolerierte, geduldete, von jmdm. unterstützte Minderheitsregierung
als Akkusativobjekt: eine Minderheitsregierung dulden, tolerieren, bilden, anstreben
als Dativobjekt: einer Minderheitsregierung vorstehen
in Präpositionalgruppe/-objekt: Mehrheitsbeschaffer für eine Minderheitsregierung; weitermachen, regieren mit einer Minderheitsregierung
Beispiele:
Verlässt die SPD tatsächlich demnächst die Große Koalition, kann es
auf drei Wegen weitergehen. Angela Merkel macht ohne feste
Koaltions‑Mehrheit weiter (»Minderheitsregierung«),
sucht für bestimmte Vorhaben Verbündete unter den Abgeordneten anderer
Parteien. Spätestens beim Bundeshaushalt (Ende des Jahres) wird das aber
extrem schwer. [Bild, 03.06.2019]
In Dänemark wird traditionell mit
Minderheitsregierungen und wechselnden Mehrheiten
regiert. [Welt am Sonntag, 02.06.2019]
Mariano Rajoy regiert in Madrid mit seiner konservativen Partei in
einer Minderheitenregierung. [Die Zeit, 05.10.2017 (online)]
Die SPD‑Fraktion war so in der Lage, die Landesregierung in der
laufenden Legislaturperiode zu bilden, die angesichts der fehlenden
Parlamentsmehrheit eine Minderheitsregierung
darstellt. […] Für die
Minderheitsregierung bedeutet diese
Konstellation, dass sie für zu entscheidende Sachfragen die jeweils
notwendige Mehrheit im Parlament regelmäßig neu aushandeln muss. [Roy, Klaus-Bernhard (Hg.): Wahlen 2002 in Sachsen-Anhalt. Wiesbaden: Springer Fachmedien 2002, S. 34]
Die CDU wirft der SPD mit Blick auf die Regierungsbildung in
Sachsen‑Anhalt vor, sie wolle eine Volksfront bilden, weil eine rot‑grüne
Minderheitsregierung nur mit Duldung der PDS
handlungsfähig sei. [Volksfront. In: Aktuelles Lexikon 1974–2000. München: DIZ 2000 [1994]]
Die SPD lehnt das Angebot mit der Begründung ab, daß eine Große
Koalition zu einer »Perpetuierung und Stabilisierung« der Grünen führen
würde, woran weder SPD noch CDU interessiert seien. Man müsse sich mit einer
Minderheitsregierung
[…] abfinden, die mit wechselnden Mehrheiten
regieren werde. [Archiv der Gegenwart, 2001 [1983]]