Minne
f.
‘Liebe’
(heute nur noch altertümelnd oder scherzhaft),
ahd.
minna
‘helfende, fürsorgliche, auch religiöse Liebe, Zuneigung, Gedenken, Eifer, Verlangen’
(8. Jh.),
mhd.
minne
‘freundliches Gedenken, freundschaftliche, sinnliche, religiöse Liebe, Zuneigung’,
auch
‘Beischlaf, Geliebte, Abschiedstrunk’,
asächs.
minnea,
mnd.
mnl.
afries.
minne,
nl.
min
(
germ.
*menjō)
ist verwandt mit den ein Dentalsuffix enthaltenden Formen
mengl.
mind(e),
engl.
mind
‘Sinn, Gedenken’,
anord.
minni
(nn
aus
nþ)
‘Erinnerung, Andenken’,
schwed.
minne,
got.
gaminþi
‘Gedächtnis, Erinnerung’
(
germ.
*menþija-),
mit Ablaut
ahd.
gimunt
‘Gedenken’
(9. Jh.),
aengl.
gemynd
‘Erinnerung, Verlangen, Liebe’,
got.
gamunds
‘Andenken, Gedächtnis’
(
germ.
*mundi-)
sowie mit
anord.
munr
‘Geist, Leben, Wille, Wonne, Freude’,
got.
muns
‘Gedanke, Meinung’
(
germ.
*muni-).
Diese Wortgruppe läßt sich mit den unter
mahnen
(s. d.)
genannten
germ. und
außergerm. Formen verbinden
und an die dort genannte Wurzel
ie.
*men(ə)-
‘denken, geistig erregt sein’
anschließen.
Als Ausgangsbedeutung ergibt sich
‘liebendes Gedenken’,
woraus sich bereits in mhd. Zeit (13. Jh.)
‘sinnliche Liebe’
entwickelt.
Im 16. Jh. wird
Minne
als derbes, anstößiges Wort empfunden
und weitgehend durch
Liebe
(s. d.)
ersetzt;
erst die Beschäftigung mit der mittelalterlichen Literatur im 18. Jh.
(durch
Bodmer
und
Breitinger)
bringt
Minne
wieder in literarischen Gebrauch.
An eine andere Herleitung denkt
D. Wiercinski
Minne
(1964),
die
ahd.
minna
von
anord.
minni
‘Erinnerung’
trennt,
aus semantischen Gründen zu dem unter
meinen
(s. d.)
behandelten Verb stellt
und
Minne
von Anfang an als
‘verbindende geistige Gesinnung der Glieder einer Gemeinschaft und deren konkrete körperliche Ausdrucksformen’
auffaßt.
minnen
Vb.
‘lieben’,
ahd.
minnōn
‘lieben, verehren’
(8. Jh.),
mhd.
minnen
‘beschenken, erkenntlich sein für etw., lieben (von religiöser, freundschaftlicher und körperlicher Liebe)’;
wie das zugrundeliegende Substantiv
vom 16. Jh. an gemieden
und danach im Hinblick auf die mittelalterliche Literatur wieder aufgenommen.
Minnesang
m.
‘Liebesgedicht, literarisches Genre der mittelalterlichen höfischen Dichtung’,
im 18. Jh. neu belebt nach
mhd.
minnesanc
‘Liebesgedicht’
(von der geistigen und der sinnlichen Liebe).
Minnesänger,
Minnesinger
m.
‘Verfasser solcher Gedichte’
(18. Jh.),
nach
mhd.
minnesenger,
-singer.