Mobilmachung, die
GrammatikSubstantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Mobilmachung · Nominativ Plural: Mobilmachungen · wird meist im Singular verwendet
Aussprache [moˈbiːlmaχʊŋ]
Worttrennung Mo-bil-ma-chung
Wortzerlegung mobilmachen -ung
Wortbildung
mit ›Mobilmachung‹ als Erstglied:
Mobilmachungsbefehl
·
mit ›Mobilmachung‹ als Letztglied:
Demobilmachung · Teilmobilmachung
Bedeutungsübersicht
Wahrig und ZDL
Bedeutungen
1.
Politik, Militär das Mobilisieren, Aufbieten und unmittelbare Vorbereiten von Armee, Truppen oder Polizeikräften für einen Kampfeinsatz
Synonym zu Mobilisierung (1)
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: die totale, nationale, militärische Mobilmachung
als Akkusativobjekt: die Mobilmachung anordnen, ausrufen, ankündigen, befehlen, verfügen, beschließen
in Präpositionalgruppe/-objekt: zur Mobilmachung aufrufen
mit Genitivattribut: die Mobilmachung der Armee, der Streitkräfte, der Truppen
Beispiele:
Unter dem Motto »Totaler Krieg – Kürzester Krieg« rief Joseph
Goebbels am 18. Februar 1943 im Berliner Sportpalast zur umfassenden
Mobilmachung auf. [Die Zeit, 14.02.2013]
Während Nordkorea Kriegsangst schürt […] und dabei nicht nur verbal, sondern auch
real durch Mobilmachung der Truppen zum
»sozialistischen Generalangriff« bläst, erlebt man im südkoreanischen
Alltag, trotz objektiver Bedrohung, eine ausgesprochene Gelassenheit. [Süddeutsche Zeitung, 17.03.2009]
Abchasien hatte am Wochenende angesichts des Konflikts in Südossetien
eine militärische Mobilmachung verfügt. [Der Spiegel, 11.08.2008 (online)]
Ein tödlicher Automatismus von Mobilmachungen
und Kriegserklärungen machte den [Ersten]
Weltkrieg schließlich unabwendbar. [Die Welt, 19.03.2005]
Mit einer allgemeinen Mobilmachung von Polizei
und Militär hoffen Burmas regierende Generäle, einen explosiven Konflikt
zwischen buddhistischen Mönchen und der muslimischen Minderheit des Landes
eindämmen zu können. [Frankfurter Rundschau, 26.03.1997]
2.
übertragen Aktivierung aller Kräfte und Möglichkeiten, um etw. zu erreichen; das Aktiviertwerden, Mobilisiertwerden (für etw.)
Synonym zu Mobilisierung (2)
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: die geistige, wirtschaftliche, politische Mobilmachung
Beispiele:
Im Zeitalter der Mobilmachung aller
Ressourcen, in der es auf Beschleunigung, Umsatz, Tempo ankommt, ist es
schwieriger geworden, Momente der Entschleunigung zu finden, der immer
schneller rotierenden Bedürfnisspirale zu entkommen. [Welt am Sonntag, 20.11.2005]
»Das ist eine sehr schwache Bilanz, was die
Mobilmachung der Demonstranten
angeht«[…]. [Süddeutsche Zeitung, 24.12.2018]
Fieber ist ein Alarmruf des Körpers, eine Mobilmachung
gegen Eindringlinge, vor allem gegen Bakterien. [Die Zeit, 09.12.2017]
Vorrang […] hat in den Jahren 1806 bis 1813
die geistige Mobilmachung für den herbeigesehnten
Krieg gegen Napoleon. [Zeit Geschichte, 24.08.2010]
Selbst jene politischen Kommentatoren, die mit [dem US-Präsidenten] George W. Bush sympathisieren, vermeiden
die rhetorische Mobilmachung und artikulieren sich
abwägend statt schneidig, wenn sie die mögliche US‑Intervention
[im Irak] begründen. [Neue Zürcher Zeitung, 17.01.2003]
Vieles auf dieser Weltausstellung war nur Happening und Supergag,
Demonstration, Public Relation und auch Geschäft. Und längst ist das Ganze
zu groß, um noch in allen Details betrachtet, erkannt, beschrieben zu
werden. Doch ist die Mobilmachung von so viel
geistigen, wirtschaftlichen, organisatorischen und gestalterischen Energien
imponierend. [Die Zeit, 20.10.1967]
letzte Änderung:
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
mobil · Mobilmachung · mobilisieren · Mobilisierung
mobil Adj. ‘beweglich, einsatzbereit’, umgangssprachlich (mit Bezug auf Lebewesen) ‘munter, lebhaft, wohlauf’, im militärischen Bereich ‘bereit für den Kriegseinsatz’. Lat. mōbilis ‘beweglich’ (aus *movibilis, zum Verb lat. movēre ‘bewegen’) wird im 14. Jh. als mobile ins Frz. entlehnt, wo es das ältere, regulär entwickelte frz. meuble Adj. (s. Möbel) teilweise verdrängt. In der die frz. Aussprache bewahrenden Form mobil gelangt das Adjektiv Mitte des 18. Jhs. ins Dt. Hier lebt es zunächst in der an die Ausgangsbedeutung ‘beweglich’ anknüpfenden militärischen Verwendung ‘marschbereit, einsatzbereit’ (im Frz. erst 1835 nachweisbar), seit der 1. Hälfte des 19. Jhs. auch in der dem Frz. fehlenden Bedeutung ‘munter, lebhaft’. Zu der bereits um 1800 üblichen Fügung mobil machen ‘die Truppen für den Kriegseinsatz bereitmachen, das Land auf die Anforderungen des Krieges umstellen’ (im 20. Jh. meist mobilmachen geschrieben) bildet die Heeressprache das Substantiv Mobilmachung f. ‘Umstellung eines Landes auf den Kriegszustand’ (Anfang 19. Jh.). Im gleichen Sinne werden daneben mobilisieren Vb. und Mobilisierung f. gebraucht (beide so seit 1814 belegt und bis in die 1. Hälfte des 20. Jhs. geläufig; heute, auf andere Gebiete übertragen, allgemein ein Aktivieren, In-Gang-Setzen ausdrückend). Frz. mobiliser, von der 2. Hälfte des 18. Jhs. an als Rechtsterminus (‘Immobilien in Mobilien umwandeln’) vorkommend, steht dagegen erst 1834 für ‘mobilmachen’; jünger sind auch frz. mobilisation ‘Mobilmachung’ (1834) sowie die dem Frz. entlehnten Entsprechungen engl. to mobilize (1853), mobilization (1866); vgl. aber vereinzeltes engl. mobilification (1794, nach dt. Vorbild?).
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
Militär,
Politik
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