Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Moderne, die

Grammatik Substantiv (Femininum) · Genitiv Singular: Moderne · wird nur im Singular verwendet
Aussprache  [moˈdɛʁnə]
Worttrennung Mo-der-ne
Grundformmodern1
Wortbildung  mit ›Moderne‹ als Erstglied: Modernismus · Modernist  ·  mit ›Moderne‹ als Letztglied: Antimoderne · Gegenmoderne · Industriemoderne · Nachmoderne · Popmode · Postmoderne · Spätmoderne · Vormoderne
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eWDG und ZDL

Bedeutung

Epochenbegriff   um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert beginnender, von erheblichen gesellschaftlichen Umbrüchen gekennzeichneter Zeitabschnitt, der in der westlichen Welt durch ein vor allem mit dem Begriff der Beschleunigung verbundenes, sich veränderndes Lebensgefühl und Neuerungen in der Kunst geprägt ist
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: die klassische Moderne; die architektonische, ästhetische, literarische, musikalische Moderne; die westliche, Wiener Moderne
als Akkusativobjekt: die Moderne prägen, verkörpern
in Präpositionalgruppe/-objekt: zur Moderne gehören; der Aufbruch, Übergang, Weg in die Moderne; die Schwelle, der Übergang zur Moderne; in die Moderne führen
mit Genitivattribut: die Moderne des 20. Jahrhunderts
in Koordination: Moderne und Postmoderne
hat Präpositionalgruppe/-objekt: die Moderne in der Kunst, Musik
als Genitivattribut: ein Klassiker, ein Museum der Moderne
Beispiele:
Der einstige Chemnitzer Fabrikant Fritz Niescher (1889–1974) hatte über Jahrzehnte mehr als 500 Werke vornehmlich der klassischen Moderne zusammengetragen, die 2021 als zehnjährige Dauerleihgabe nach Gera kamen. [Dresdner Neueste Nachrichten, 21.01.2023]
Die Beschleunigung – das prägende Gefühl der Moderne – verkommt zu einem Drehen an Ort und Stelle, einem rasenden Stillstand ohne Fortschritt, dafür mit Schwindel. [Neue Zürcher Zeitung, 25.01.2022]
Amerika und Europa haben […] beide den gleichen Pfad in die Moderne eingeschlagen – bestimmt von Industrialisierung, Urbanisierung, Konsumismus und Demokratisierung. [Die Zeit, 24. 2. 2011]
K[…] behauptet […], die Abstraktion stelle in Kunst und Architektur die Essenz der ästhetischen Moderne des 20. Jahrhunderts dar. [Die Zeit, 27.05.1999]
[…] sprechen wir drum gleich von der Moderne, das heißt von dem, was um 1900 Moderne hieß, von Jung‑Wien, von der Wiener Literatur, die eine Hälfte der Berliner Literatur wurde und zu einem Drittel aus Prag und Budapest kam. [Die Zeit, 11. 12. 1959]
Soziologisch gesehen ist im Gegensatz zur mittelalterlichen Situation für die Moderne entscheidend, daß dieses Monopol der kirchlichen Weltinterpretation, das die Priesterschicht innehatte, gebrochen und daß an Stelle einer geschlossenen und durchorganisierten Intellektuellenschicht eine freie Intelligenz entstanden ist. [Mannheim, Karl: Ideologie und Utopie. Frankfurt a. M: Klostermann 1985 [1929], S. 12]
allgemeiner die gegenwärtige, neue Zeit, der moderne Zeitgeist, der sich oft in (teilweisem) Gegensatz zum Alten stehend empfindetWDG
Kollokationen:
in Koordination: Moderne und Tradition
Beispiele:
Ein überzeugendes Beispiel dafür, wie die Konstruktion von Vergangenheitshorizonten vom Zeitregime der jeweiligen Moderne mitbestimmt wird, stellt A[…] fest und zitierte den Philosophen Karl Jaspers: Dieser hatte es einmal als spezielle Aufgabe des Menschen bezeichnet, die Vergangenheit in die Zukunft »mitzunehmen«. [Allgemeine Zeitung, 11.06.2015]
Zu alt sei [Rudi] Völler, monierten die [Kritiker], ein Mann von gestern, keiner, der den deutschen Fußball in die Moderne führen könne – und trotzdem soll der frühere Teamchef der Männer‑Nationalmannschaft und noch frühere Nationalspieler zum Deutschen Fußball‑Bund […] zurückkehren, und zwar als Sportdirektor für die A‑Nationalmannschaft und die U21‑Auswahl der Männer. [Berliner Morgenpost, 21.01.2023]
[…] als Papst [Benedikt XVI.], als Inhaber der Entscheidungsgewalt und also der Verantwortung, stand dieser persönlich als freundlich und zugewandt geltende Mann [Joseph Ratzinger] eisenhart, mit einem Kopf wie Beton zwischen seiner Kirche und beinahe allem, was er als Moderne, als Zeitgeist zu verachten gelernt hatte, gegen den er die Mauer der römischen Tradition errichtete. [Thüringer Allgemeine, 07.01.2023]
Ein anderes Gedicht trägt das Dilemma schon im Titel, es heißt: »Ich habe mich an der Grenze zweier Welten verirrt«. Es ist das Lebensgefühl einer globalisierten Moderne, das aus den Werken dieses bedeutenden maghrebinischen Autors [Habib Tengour] zu uns spricht. [Dresdner Neueste Nachrichten, 25.09.2017]
Die heutige Moderne, sagt der deutsche Rechtsgelehrte Udo di Fabio, sei ein Irrweg, weil sie es versäumt habe, »die gewachsenen Strukturen des Lebens und des Glaubens als eine Quelle andersartiger Vernunft offenzuhalten«. [Neue Zürcher Zeitung, 21.12.2012]
Nun wollen wir […] von der einmaligen, historischen »Neuzeit« die »Moderne« unterscheiden. Unter der Moderne verstehen wir hier nicht das Ein‑für‑allemal‑Neue, sondern das Jeweils‑Neue, das Schon‑ oder Noch‑Moderne, also nicht ein Zeitalter, sondern eine Zeitlage. [Heimpel, Hermann: Der Mensch in seiner Gegenwart. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht 1957 [1947], S. 45]
[…] aber sonst, rein äußerlich wenigstens, hält er allen Versuchungen der Moderne stand […] [ H. KantAula278]WDG

letzte Änderung:

Zum Originalartikel des WDG gelangen Sie hier.

Typische Verbindungen zu ›Moderne‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›Moderne‹.

Zitationshilfe
„Moderne“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/Moderne>.

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