Epochenbegriff um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert beginnender, von erheblichen gesellschaftlichen Umbrüchen gekennzeichneter Zeitabschnitt, der in der westlichen Welt durch ein vor allem mit dem Begriff der Beschleunigung verbundenes, sich veränderndes Lebensgefühl und Neuerungen in der Kunst geprägt ist
Kollokationen:
mit Adjektivattribut: die klassische Moderne; die architektonische, ästhetische, literarische, musikalische Moderne; die westliche, Wiener Moderne
als Akkusativobjekt: die Moderne prägen, verkörpern
in Präpositionalgruppe/-objekt: zur Moderne gehören; der Aufbruch, Übergang, Weg in die Moderne; die Schwelle, der Übergang zur Moderne; in die Moderne führen
mit Genitivattribut: die Moderne des 20. Jahrhunderts
in Koordination: Moderne und Postmoderne
hat Präpositionalgruppe/-objekt: die Moderne in der Kunst, Musik
als Genitivattribut: ein Klassiker, ein Museum der Moderne
Beispiele:
Der einstige Chemnitzer Fabrikant Fritz Niescher (1889–1974) hatte
über Jahrzehnte mehr als 500 Werke vornehmlich der klassischen
Moderne zusammengetragen, die 2021 als
zehnjährige Dauerleihgabe nach Gera kamen. [Dresdner Neueste Nachrichten, 21.01.2023]
Die Beschleunigung – das prägende Gefühl der
Moderne – verkommt zu einem Drehen an Ort und
Stelle, einem rasenden Stillstand ohne Fortschritt, dafür mit Schwindel. [Neue Zürcher Zeitung, 25.01.2022]
Amerika und Europa haben
[…]
beide den gleichen Pfad in die Moderne eingeschlagen
– bestimmt von Industrialisierung, Urbanisierung, Konsumismus und
Demokratisierung. [Die Zeit, 24. 2. 2011]
K[…]
behauptet […], die Abstraktion stelle in Kunst und
Architektur die Essenz der ästhetischen Moderne des
20. Jahrhunderts dar. [Die Zeit, 27.05.1999]
[…]
sprechen wir drum gleich von der Moderne, das heißt
von dem, was um 1900 Moderne hieß, von Jung‑Wien, von
der Wiener Literatur, die eine Hälfte der Berliner Literatur wurde und zu
einem Drittel aus Prag und Budapest kam. [Die Zeit, 11. 12. 1959]
Soziologisch gesehen ist im Gegensatz zur mittelalterlichen
Situation für die Moderne entscheidend, daß dieses
Monopol der kirchlichen Weltinterpretation, das die Priesterschicht
innehatte, gebrochen und daß an Stelle einer geschlossenen und
durchorganisierten Intellektuellenschicht eine freie Intelligenz entstanden
ist. [Mannheim, Karl: Ideologie und Utopie. Frankfurt a. M: Klostermann 1985 [1929], S. 12]
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allgemeiner die gegenwärtige, neue Zeit, der moderne Zeitgeist, der sich oft in (teilweisem) Gegensatz zum Alten stehend empfindetWDG
Kollokationen:
in Koordination: Moderne und Tradition
Beispiele:
Ein überzeugendes Beispiel dafür, wie die Konstruktion von
Vergangenheitshorizonten vom Zeitregime der jeweiligen
Moderne mitbestimmt wird, stellt
A[…]
fest und zitierte den Philosophen Karl Jaspers: Dieser hatte es einmal
als spezielle Aufgabe des Menschen bezeichnet, die Vergangenheit in die
Zukunft »mitzunehmen«. [Allgemeine Zeitung, 11.06.2015]
Zu alt sei
[Rudi]
Völler, monierten die
[Kritiker],
ein Mann von gestern, keiner, der den deutschen Fußball in die
Moderne führen könne
–
und trotzdem soll der frühere Teamchef der Männer‑Nationalmannschaft und
noch frühere Nationalspieler zum Deutschen Fußball‑Bund
[…] zurückkehren, und zwar als
Sportdirektor für die A‑Nationalmannschaft und die U21‑Auswahl der
Männer. [Berliner Morgenpost, 21.01.2023]
[…]
als Papst
[Benedikt XVI.], als Inhaber der
Entscheidungsgewalt und also der Verantwortung, stand dieser persönlich
als freundlich und zugewandt geltende Mann
[Joseph Ratzinger] eisenhart, mit einem
Kopf wie Beton zwischen seiner Kirche und beinahe allem, was er als
Moderne, als Zeitgeist zu verachten gelernt
hatte, gegen den er die Mauer der römischen Tradition errichtete. [Thüringer Allgemeine, 07.01.2023]
Ein anderes Gedicht trägt das Dilemma schon im Titel, es heißt:
»Ich habe mich an der Grenze zweier Welten verirrt«. Es ist das
Lebensgefühl einer globalisierten Moderne, das
aus den Werken dieses bedeutenden maghrebinischen Autors
[Habib Tengour] zu uns
spricht. [Dresdner Neueste Nachrichten, 25.09.2017]
Die heutige Moderne, sagt der deutsche
Rechtsgelehrte Udo di Fabio, sei ein Irrweg, weil sie es versäumt habe,
»die gewachsenen Strukturen des Lebens und des Glaubens als eine Quelle
andersartiger Vernunft offenzuhalten«. [Neue Zürcher Zeitung, 21.12.2012]
Nun wollen wir […] von der einmaligen, historischen »Neuzeit« die »Moderne« unterscheiden. Unter der
Moderne verstehen wir hier nicht das Ein‑für‑allemal‑Neue, sondern das Jeweils‑Neue, das Schon‑ oder Noch‑Moderne, also nicht ein Zeitalter,
sondern eine Zeitlage. [Heimpel, Hermann: Der Mensch in seiner Gegenwart. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht 1957 [1947], S. 45]