veraltet (männliche) Person von (sehr) dunkler Hautfarbe aus Afrika südlich der Sahara oder mit von dorther stammenden Vorfahren
Die heute vielfach als diskriminierend angesehene Bezeichnung Mohr für einen dunkelhäutigen Afrikaner ist seit langem veraltet, wird aber in bestimmten historischen, literarischen o. ä. Kontexten nach wie vor tradiert und taucht gelegentlich noch archaisierend oder in bestimmten Redewendungen auf.
Beispiele:
Der württembergische Hof schätzte, wie andere Höfe auch, Mohren – meist freigekaufte Sklaven – als Repräsentationsobjekte, die die Reichweite der internationalen Beziehungen sichtbar machten und Festlichkeiten eine orientalische Note gaben. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.04.2001]
Der Unterschied zwischen eher freundlichem Mohr und Neger zeigt sich schon darin, dass es keine den gehässigen Negermusik oder vernegern vergleichbare Wortbildungen mit Mohr gegeben zu haben scheint. [Die Welt, 19.04.2018]
Die Mohren‑Apotheken verschwinden […] langsam, viele nach Jahrhunderten. Einige machen aus wirtschaftlichen Gründen dicht […]. Andere werden der politischen Korrektheit wegen umgetauft. Denn heute gilt Mohr als kolonialer, rassistisch diskriminierender Begriff. [Die Zeit, 01.06.2016 (online)]
Als Mohren bezeichnete man […] die dunkelhäutigen Afrikaner, die von den Kolonialmächten im 17. und 18. Jahrhundert nach Europa verschleppt wurden, um sie bei Hofe als Exoten vorzuzeigen. [Berliner Zeitung, 27.10.2004]
Im mächtigen Angriff überrennt der Dichter das allgemeine Vorurteil des Rassenhochmuts, stattet den Mohren Othello mit allen Gaben eines großen Herzens, mit Würde und ruhig‑starkem Selbstbewußtsein, mit vertiefter Empfindung und mit einer Natürlichkeit aus, die seiner Umgebung fremd ist. [Neues Deutschland, 12.09.1953]
sprichwörtlich
Phrasem:
⟨Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen (= jemand, der für andere eine Zeit lang von großem Nutzen war, wird nun, da er nicht mehr gebraucht wird, für entbehrlich erachtet und ungerecht behandelt).⟩
Nach Friedrich Schiller, Die Verschwörung des Fiesco zu Genua (1781; 3. Akt, 4. Auftritt): Der Mohr hat seine Arbeit getan, der Mohr kann gehen.
Beispiele:
»Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen.« Dieses Schiller‑Wort wird gerne zitiert, bei Kündigungen und Büro‑Intrigen. [Süddeutsche Zeitung, 02.08.2014]
Daß er [der Sportfunktionär] dann aber […] nach einem peinlichen Hin und Her gleichsam nach dem Motto »Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen« abgelöst wurde, war ihm übel aufgestoßen. [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.02.1998]