Morgen
m.
‘Tageszeit um den Sonnenaufgang, Tagesbeginn’,
ahd.
morgan
(8. Jh.),
mhd.
mnd.
morgen,
asächs.
morgan,
mnl.
morghen,
nl.
morgen,
afries.
morn,
mern,
aengl.
morgen,
engl.
(in der Dichtersprache)
morn,
sonst
morning
(in Anlehnung an
evening
‘Abend’),
anord.
myrginn
(mit Palatalumlaut),
morginn,
morgunn,
schwed.
morgon,
got.
maúrgins,
daneben ablautend
mnl.
marghen,
maerghen,
merghen,
nl.
(mundartlich)
margen,
mergen,
aengl.
mergen,
anord.
merginn.
Die
germ. Formen
(
germ.
*murgina-,
*margina-,
mit unterschiedlich ablautenden
n-Suffixen)
sind
(ursprünglich wohl im Sinne von
‘Dämmerung’)
möglicherweise verwandt mit
aind.
markáh
‘Verfinsterung der Sonne’
(?),
dann
‘Vernichtung, Tod’,
aslaw.
mrakъ
‘Finsternis, Dunkel’,
russ.
(landschaftlich)
mórok
(
морок)
‘Finsternis, Nebel’,
lit.
markstýtis
‘blinzeln’
und führen dann auf
ie.
*mer(ə)k-,
*mṛk-
‘flimmern (vor den Augen), sich verdunkeln’,
eine Gutturalerweiterung der Wurzel
ie.
*mer
‘flimmern, funkeln’.
Seit dem 15. Jh.
(häufiger seit dem 16. Jh.,
Luther)
steht
Morgen
auch für
‘Osten’,
also für die Himmelsrichtung,
wo die Sonne aufgeht.
Im
Dt. und
Nl.
entwickelt sich das Substantiv bereits früh
(
ahd.
10. Jh.)
zum Ackermaß,
ausgehend von der Vorstellung
‘soviel Land, wie ein Gespann Ochsen an einem Morgen pflügen kann’.
morgen
Adv.
‘am folgenden Tag’,
aus dem Dativ Sing.
ahd.
morgane,
überliefert nur in
ahd.
ubarmorgane
(9. Jh.),
mhd.
morgen(e),
eigentlich
‘am Morgen’,
dann
‘am folgenden Morgen’
(nach der voraufgehenden Nacht),
schließlich
‘am ganzen folgenden Tag’.
Morgengabe
f.
Geschenk des Ehemanns an die Frau
am Morgen nach der Hochzeitsnacht,
anfrk.
morginegiva,
morganegiba
(6. Jh.),
langobard.
morgingap
(7. Jh.),
ahd.
morgangeba
(Hs. 11. Jh.),
mhd.
(mit Dehnstufe beim Grundwort)
morgengābe,
aengl.
morgengifu,
anord.
morgungjǫf.
Morgenland
n.
‘im Osten gelegenes Land, Orient’,
zu
Morgen
‘Osten’
gebildet
(16. Jh.),
zuerst bei
Luther
als Übersetzung von
griech.
anatolḗ
(
ἀνατολή)
‘Aufgang (der Sonne), Osten’.
morgig
Adj.
‘den folgenden Tag betreffend’
(15. Jh.),
verkürzt aus
morgenig,
morgenic
(15. Jh.).
Morgenrot,
n.
Morgenröte
f.
‘rötliche Färbung des Himmels bei Sonnenaufgang’,
ahd.
morganrōto
(um 1000),
morganrōt
(11. Jh.),
morganrōta
(Hs. 12. Jh.),
mhd.
morgenrōt,
morgenrœte;
s.
Abendrot.
Morgenstern
m.
Bezeichnung für den Planeten Venus,
wenn er vor Sonnenaufgang sichtbar ist,
ahd.
morganstern
(Hs. 12. Jh.),
mhd.
morgenstern;
in übertragenem Sinne eine keulenförmige Waffe,
deren Kopf strahlenartig mit spitzen Nägeln besetzt ist
(16. Jh.).